Helfer proben Katastrophenalarm. Malteser, Johanniter, DRK und Feuerwehr aus dem Kreis Höxter und Paderborn im Test-Einsatz.
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Kreis Paderborn/Borgentreich. Ausnahmezustand in Natzungen: Bauarbeiter haben das Wrack eines Flugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Es sollen Bomben an Bord sein. Sofort wird Alarm gegeben: Die Bomben sollen geborgen und entschärft,der Ort evakuiert werden. 2.000 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen, bis zu 500 von ihnen werden in der Borgentreicher Bördelandschule über mehrere Stunden hinweg betreut. Ein erschreckendes Szenario – doch es ist nur eine unangekündigte Großübung der Katastrophenhelfer aus den Kreisen Paderborn und Höxter.
180 Darsteller mimen betroffene Natzunger, 150 ehrenamtliche Helfer der Malteser, der Johanniter, des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Freiwilligen Feuerwehr reisen aus den Kreisen Paderborn und Höxter an, um den Ernstfall zu proben. „Es geht darum, dass Zusammenspiel der vier Organisationen zu üben“, erklärt Pressesprecher Christian Schlichter aus der Diözesangeschäftsstelle Paderborn der Malteser.
Es geht darum, eine Evakuierung und die Betreuung der Menschen durchzuspielen. Die meisten der Helfer hätten nichts von der anstehenden Übung gewusst, so Schlichter. Als Übungsort sei bewusst Borgentreich außerhalb des Kreises Paderborn ausgesucht worden. „So üben wir auch die Anfahrt. Reale Katastrophen passieren ja auch nicht immer um die Ecke.“ Menschenauflauf am Feuerwehrhaus Natzungen: Dort, an der Sammelstelle, registrieren Helfer des DRK Lippspringe- Paderborn jeden der Evakuierten. Markus Lueke macht mit einem Megafon immer wieder Durchsagen. Als er alarmiert wurde, war er gerade in der Werkstatt.„Dann bin ich schnell zu unserem Gerätehaus gefahren, und von dort aus sind wir los.“ Für seine Kollegin Lena Haß ist es nicht die erste Übung dieser Art. „Die letzte war die große Eggetunnelübung.“ Von ihr bekommen Mareike und Schwester Miriam jeweils eine Meldekarte um den Hals gehängt, die sie gut sichtbar tragen müssen. „Das ist alles ganz aufregend, und es ist cool, dass wir das miterleben“, sagt Miriam (15). Sie und ihre vier Jahre jüngere Schwester Mareike sind bei der Jugendfeuerwehr Borgentreich und haben sich dazu bereit erklärt, Evakuierte zu spielen. Mit dem Bus werden sie aus Natzungen nach Borgentreich gefahren.
In der Bördelandschule haben die Katastrophenhelfer einen Betreuungsplatz eingerichtet. Feldküche, ein extra aus Münster angefahrenes Bettenlager, Aufenthaltsräume – Kinder, Familien und Senioren sollen rundum versorgt werden. Im Kreishaus Höxter wird derweil der Katastrophenstab samt Personenauskunftsstelle in Betrieb genommen. An der Bördelandschule angekommen, sagt Miriam: „Die Fahrt lief gut ab, obwohl der Bus sehr voll war.“ Der 15-Jährigen sind aber die Wartezeiten während der Übung zu lang. Ihrer Schwester Mareike ist kalt, sie borgt sich von Miriam die Winterjacke. Dann dürfen die Beiden nach einer weiteren Registrierung ins Gebäude. Dort verteilt Notfallseelsorger Thomas Wunram mit anderen Helfern Müsliriegel und Getränke. In einem Klassenzimmer vertreiben sich Kinder mit Spielen die Zeit. „Übungen verselbstständigen sich schnell“, weiß Pressesprecher Christian Schlichter. „Der Flugzeugfund wird real, jeder handelt so, als wäre es ernst.“ Im Zelt der Feldküche bereiten drei Feldköche der Malteser- Verpflegungstruppe Hövelhof Hot Dogs und Bratwürstchen vor. Markus Gaul hat Freunden beim Umzug geholfen, als der Alarm losging. „Wir haben dann den Küchen-Lkw klargemacht.“ Alles läuft glatt. Mit dem Ablauf der gut sechsstündigen Übung ist Malteser- Pressesprecher Nils Brandes zufrieden. Der Aufbau des Betreuungsplatzes sei hervorragend gelaufen. Verbesserungsmöglichkeiten gebe es noch bei der Ansprache der Menschen in der Evakuierungszone – „um so etwas zu erkennen, üben wir ja“.
Neue Westfälische von Julia Gesemann
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