11. August. Delbrück Westenholz.

Neuer Abrollbehälter »V-Dekon 50 NRW« einsatzbereit.
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Delbrück (WV). Sie wollen nicht den Mars erobern und sich auch nicht bei den »Simpsons« bewerben: In den gelben Schutzanzügen bieten Delbrücker Feuerwehrleute aber ein ungewohntes Bild. In die Schutzanzüge schlüpfen sie dann, wenn der neue Abrollbehälter »V-Dekon 50 NRW« im Einsatz ist. Das gute Stück ist in Westenholz stationiert.

54 dieser Behälter will das Land Nordrhein-Westfalen demnächst im Einsatz haben. Der Kreis Paderborn hat sich dafür entschieden, den etwa 250 000 Euro teuren Container in Westenholz zu stationieren, weil innerhalb der Feuerwehr Delbrück der ABC-Zug aufgebaut wurde. 45 Feuerwehrleute unter anderem aus Westenholz, Lippling und Delbrück haben sich jetzt unter besonderem Einsatz von Jörg Brunnert für den Einsatz im »V-Dekon 50 NRW« fortgebildet.

Doch was ist das überhaupt?
Der Abrollbehälter dient zur Versorgung von Verletzten, die beispielsweise bei Chemieunfällen mit gefährlichen Stoffen in Berührung gekommen, also »kontaminiert« worden sind. »Das könnte zum Beispiel auf der A 33 bei einem Unfall mit einem Gefahrguttransporter passieren, wenn giftige Stoffe ausgelaufen sind, oder bei einem Unfall in einer Fabrik«, schildert Meinolf Brökelmann vom Löschzug Westenholz.
Die Feuerwehr spricht davon, dass der Container bei einer »Schadenslage mit so genannten CBRN-Stoffen« eingesetzt werden kann, diese Abkürzungen stehen für Unfälle mit chemischen, biologischen, radioaktiven oder nuklearen Stoffen. Menschen oder Tiere können bei Unfällen mit diesen Stoffen in Berührung kommen und »kontaminiert« werden. Das Wort Dekontamination bezeichnet dann das Entfernen dieser Verunreinigungen.

Denn wenn ein solcher Unfall mit gefährlichen Stoffen passiert, dann besteht zugleich auch die Gefahr, dass die Kontamination von den Verletzten oder auch den eingesetzten Rettungskräften bis ins Krankenhaus weitergetragen wird. Das soll künftig durch den Container verhindert werden, denn im »V-Dekon 50 NRW« werden die Verletzten eben nicht nur erstversorgt und behandelt, sondern auch dekontaminiert, also von Giftstoffen gereinigt.
In diesem Container befinden sich medizinische Geräte, aber auch eine Duschanlage, eine Aufbereitungsanlage für warmes Wasser und Schutzanzüge. Nicht nur Feuerwehrleute, auch Ärzte und Rettungsassistenten, die bei einem Notfall in diesem Container arbeiten, müssen die Schutzkleidung tragen und wurden daher in den vergangenen Monaten ebenfalls geschult.
Innerhalb von 45 Minuten ist der im »V-Dekon 50 NRW« befindliche Behandlungsplatz, zum Beispiel ein aufblasbares Zelt mit Druckluft, aufgebaut und einsatzbereit. Mit dem Container ist es möglich, innerhalb einer Stunde 50 kontaminierte Patienten und Einsatzkräfte zu dekontaminieren. Im Notfall werden im Eingangszelt die Patienten zunächst von Ärzten untersucht, die gelbe Gebläse-Schutzanzüge tragen. Alle Patienten werden nach der ersten Untersuchung entkleidet und betreten dann, sofern sie selbst laufen können, eine Schleuse. Patienten, die aufgrund ihrer Verletzungen nicht selbst in die Schleuse gehen können, werden auf so genannte Spineboards (Tragen) gelagert und über ein Transportsystem in die Schleuse geschoben.
Die Patienten werden dann von den Feuerwehrleuten abgeduscht. Nach der Reinigung werden sie im so genannten Ausgangszelt abgetrocknet und mit Einwegkleidung ausgestattet. Verletzungen werden von Ersthelfern versorgt, erst dann dürfen die Patienten den allgemeinen Behandlungsplatz betreten oder im Rettungswagen transportiert werden.
Im Juli endete die Ausbildung der Rettungskräfte für den Einsatz im »V-Dekon 50 NRW« mit einer Übung auf dem Gelände der Hauptschule Westenholz, bei der auch Delbrücks Wehrführer Reinhard Brand sowie sein Stellvertreter Lothar Mühlbrandt, Kreisbrandmeister Elmar Keuter und der Mitarbeiter des Kreisordnungsamtes, Ralf Hilker, sich ein Bild von dem neuen Equipment machten.

Bericht: Westfälisches Volksblatt von Meike Oblau. Fotos: fwmb
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