Die Gefahrenabwehr im ABC-Einsatz stellt besondere Herausforderungen an die Feuerwehren dar. Aufgrund des vorhandenen Gefahrenpotenzials in den Industrie- und Gewerbebetrieben und durch den Transport gefährlicher Güter über Land, müssen sich die Feuerwehren auch diesen Herausforderungen stellen.
Lag die Kompetenz der Gefahrenabwehr im ABC-Bereich bislang vor allem bei den Feuerwehren Delbrück und Paderborn, so wird die neue ABC-Einheit, die rund 180 Feuerwehrleute umfassen wird, auf ein breiteres Fundament gestellt.
Die ABC Einheiten des Kreises Paderborn bieten den örtlichen Feuerwehren umfangreiche Unterstützung bei Einsatzlagen in Verbindung mit der Freisetzung von atomaren, chemischen und biologischen Stoffen.
- Großbrände
- Beurteilung der Ausbreitung von Rauchgaswolken
- Messung der Konzentration von Schadstoffen in der Luft
- Probenahme von Löschwasser bzw. Rußniederschlägen
- Freisetzung von Gefahrstoffen nach Transportunfällen oder in Industrieanlagen
- Eindämmen, Abdichten, Umpumpen von Stoffen
- Messung von Stoffkonzentrationen
- Bekämpfung von Tierseuchen
- Desinfektionsschleuse für Fahrzeuge und Geräte
- Desinfektionsschleuse für Personen
- Unfälle in Verbindung mit atomaren Strahlern
- Aufspüren, Messen, Verpacken
Während sich die Feuerwehr Delbrück weiterhin vor allem um die Dekontamination von Personal und Verletzten kümmern wird und gemeinsam mit Kräften der Feuerwehr Paderborn Gefahrstoffe misst und erkundet, kommen die Bereiche Gefahrenabwehr und die Dekontamination von Geräten hinzu. Für den Bereich Gefahrenabwehr, die über die Leistungsfähigkeit der einzelnen Kommunen hinausgeht, sind künftig Kräfte der Feuerwehren in Büren und Bad Wünnenberg zuständig. Die Feuerwehren Bad Lippspringe und Büren übernehmen die Warnung der Bevölkerung – nicht nur bei ABC-Gefahren. Die dezentralisierten Standorte orientieren sich vor allem an den Autobahnen und Bundesstraßen, über die täglich viele hundert Gefahrguttrabsporte durch den Kreis rollen.
Die Leitung der ABC-Einheiten liegt in den Händen von Matthias Strunz (Delbrück), der bereits auf 15-jährige Erfahrung bei der Feuerwehr Delbrück in diesem Bereich bauen kann. Stellvertretender Einheitsführer ist Lothar Mühlbrandt, ebenfalls aus Delbrück, der die anfängliche Entwicklung der ABC-Einheiten als stellv. Leiter der Feuerwehr Delbrück initierit hat. Unterstützt wird die Führungsriege durch die beiden Fachberater Jan-Uve Walter und Rainer Gutknecht.
Komplettiert wird das Führungsteam durch die Einheitsführer der Facheinheiten. Einheitsführer Gefahrenabwehr ist Andreas Lütkemeier, Einheitsführer Messen und Erkunden Benedikt Schmertmann, Einheitsführer Dekontamination Maik Sellemerten und Einheitsführer Warnen Christian Hoffbauer.
Führung
Für die Führung der ABC-Einheiten steht ein Einsatzleitwagen ELW 1 zur Verfügung. Neben den üblichen Kommunikationsmitteln ist das Fahrzeug mit einem Laptop sowie einer mobilen Wetterstation ausgerüstet. Durch die Besatzung können im Einsatzfall umfangreiche Stoffrecherchen über die Internetanbindung durchgeführt werden. In Verbindung mit der Wetterstation und Daten des Deutschen Wetterdienstes können Ausbreitungsprognosen von Gefahrstoffwolken erstellt werden.
Die Daten werden den Abschnittsleitern und dem Einsatzleiter zur Verfügung gestellt.
Aktuell ein neuer ELW 1 in der Beschaffung, das voraussichtlich Ende 2021 in Dienst genommen werden kann.
Erkunden & Messen
Der Bereich Erkunden und Messen stellt einen Messzug NRW, der weitreichende Möglichkeiten zur Messung und Probenahme bei Gefahrstoffaustritten bietet. Die Aufgabe teilen sich die Feuerwehren Delbrück und Paderborn. In Delbrück ist ein ABC-Erkundungskraftwagen (ErkKW) stationiert. Bei Bedarf wird ein zweiter ErkKW aus einem der Nachbarkreise hinzugezogen. Dazu stellt die Feuerwehr Delbrück zwei mobile Messtrupps mit MTF. Die Feuerwehr Paderborn stellt einen Messtrupp.
Dekontamination
Im Bereich Dekontamination verfügt die Einheit über einen Abrollbehälter V-Dekon 50, der auf einem Wechselladerfahrzeug verlastet ist. Das bei der Feuerwehr Delbrück stationierte Fahrzeug wird zur Dekontamination von Personal sowie von Verletzten Personen eingesetzt. Bei der Verletztendekontamination wird der AB idealerweise in Verbindung mit dem Abrollbehälter BHP-50 für die Einrichtung eines Behandlungsplatzes für 50 Personen kombiniert, die dann entsprechend dekontaminiert und anschließend medizinisch betreut werden können. Erforderlich sind dafür rund 5.000 Quadratmeter Fläche.
Zwei Gerätewagen Dekon P dienen zur Dekontamination von Einsatzkräften, die sich innerhalb abgesperrten Gefahrenbereichs bewegt haben. Bei Verlassen dieses Bereichs müssen die Kräfte dekontaminiert werden, um sich und andere Personen nicht durch Verschleppung von Gefahrstoffen zu gefährden. Während die sechsköpfige Besatzung in einer Doppelkabine Platz findet, ist die Ausstattung auf einem Lkw mit Ladebordwand verlastet. Die Anlage besteht aus einem Duschzelt mit anschließenden Aus- und Ankleidezelten. Zur Grobreinigung von Personal in Chemikalienschutzanzügen steht eine Ein-Personen-Duschkabine zur Verfügung. Frisch- und Abwasserbehälter stehen ebenfalls zur Verfügung. Zwei dieser Fahrzeuge sind in Delbrück und Bad Wünnenberg stationiert.
Für den Bereich Dekon G, der Dekontamination von Material und Geräten, ist zurzeit ein Landes-Fahrzeugkonzept in Arbeit. Sobald die Rahmenbedungen geklärt sind, wird auch diese Teileinheit im Kreis Paderborn aufgestellt. Diese Teileinheit wird durch die Feuerwehr Borchen besetzt werden.
Die Dekontaminationseinheiten werden jeweils mit LF KatS ergänzt.
Gefahrenabwehr
Für die Gefahrenabwehr steht ein Abrollbehälter Gefahrgut zur Verfügung, der bei der Kreisfeuerwehrzentrale stationiert ist. Die Einheit wird durch zwei Löschgruppenfahrzeuge mit entsprechend ausgebildetem Personal aus den Feuerwehren Büren und Bad Wünnenberg vervollständigt.
Die Facheinheit Gefahrenabwehr unterstützt die örtliche Feuerwehr bei der Bekämpfung von Einsätzen in Verbindung mit gefährlichen Stoffen. Sie verfügt über spezielles Material zum Eindämmen und Umpumpen austretender Stoffe. Außerdem können Leckagen an Anlagen oder Transportbehältern abgedichtet werden.
Zum Schutz der Einsatzkräfte steht Schutzkleidung in unterschiedlichen Schutzstufen zur Verfügung (leichter Schutzanzug, Chemikalienschutzanzug, Kontaminationsschutzanzug).