29. August. Kreis Paderborn

„Mehr Kümmerer nötig“ Beispiele aus der vielfältigen Arbeit der Notfallseesorger
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Kreis Paderborn: 01.30 Uhr, Anruf der Leitstelle des Kreises Paderborn, Einsatz für die Notfallseelsorge, Stichwort: Überbringen einer Todesnachricht nach Suizid. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Notfallbegleitung und Notfallseelsorge heißt das: Raus aus dem Bett, anziehen, Einsatzsachen zusammenpacken, Navi programmieren und los.
Während der Fahrt durch die sternenklare Nacht kreisen die Gedanken um den bevorstehenden Einsatz. Was ist wirklich passiert? Wer und was genau erwarten mich vor Ort? In welcher Situation befinden sich die Angehörigen?

Vor Ort führen sie dann Gespräche, hören zu und versuchen Trost zu spenden sowie Orientierung für die nächste Zeit zu geben. Falls erforderlich, stellen sie Kontakte zu wichtigen Bezugspersonen her oder zu Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen. Notfallseelsorger nehmen also eine Art Brückenfunktion zwischen Rettungskräften und möglichen Helfern und Einrichtungen für die Zeit danach ein. Wenn Polizisten eine Todesnachricht überbringen müssen, bei Unfällen oder Suizid sind Notfallseelsorger dabei, spenden Trost und zeigen Hilfen auf.
Seit über 13 Jahren ist immer einer von insgesamt 18 ehrenamtlichen Helfern des Vereins „Notfallbegleitung und Notfallseelsorge im Kreis Paderborn“ in Rufbereitschaft. Die Anforderung zum Einsatz erfolgt über die Einsatzleitstelle der Kreisfeuerwehrzentrale in Büren-Ahden. So wie in dieser Nacht: „Nach drei Stunden habe ich die Familie verlassen und meldete mich bei der Leitstelle wieder einsatzbereit“, erzählt Pastor Heinrich Friesen vom Vorstand des Vereins bei einem Besuch im Paderborner Kreishaus. „Auf der Rückfahrt wurde es langsam hell am Horizont, meine Gedanken waren bei den zurückgebliebenen Angehörigen. Habe ich sie in dieser seelischen Ausnahmesituation unterstützen können? Nichts wird mehr so sein wie vorher, wie kommt die Familie damit zurecht?“, erinnert sich Friesen. Einsätze wie diese würden im Notfallseelsorgeteam nachbesprochen. Hätte der Suizid verhindert werden können? Gab es im Vorfeld schon erkennbare Anzeichen oder Veränderungen bei der Person? Hätten Arbeitskollegen, Freunde oder Verwandte irgendwelche Signale wahrnehmen können? Hätte man „einfach mal hinhören“ müssen? „Seid euren Mitmenschen gegenüber aufmerksam, hört einfach nur mal zu, reagiert sensibel auf Verhaltensänderungen, fragt auch mal nach. Traut euch auf Freunde, Verwandte und auch Kollegen zuzugehen“, meint Friesen. Viele seien schon mal in der Situation gewesen, wo sie glaubten, alleine vor unlösbaren Problemen zu stehen, nicht mehr weiter zu wissen, scheinbar aussichtlos zu sein. „Und dann kam jemand, der einfach mal zuhörte, da war und sich wirklich dafür interessiert, wie es seinem Gegenüber ging. Und während der Erzählung wurden die Dinge auf einmal klarer, Lösungen zeichneten sich ab.

Durch so einfache Gesten hat jeder von uns die Möglichkeit für andere da zu sein, die Hand zu reichen und vielleicht sogar den Weg aus der scheinbaren Aussichtslosigkeit zu begleiten“, sagt Friesen. Genau das wünsche er sich, meinte er sich. „Denn durch einige „Kümmerer“
mehr in der Gesellschaft hätten wir weniger zu tun“, so Friesen. Weitere Infos über die Notfallbegleitung und Notfallseelsorge des Kreises Paderborn
unter www.nfs-kpb.de

Bericht: Neue Westfälische