20. Dezember. Delbrück.

Delbrücker gehen in die Offensive. Kampf um Notarztstandort – Unterschriftenaktion im großen Stil gestartet – Peitz: »Einsatzstatistik überprüfen«{gallery}news/2013/131220d{/gallery}


Delbrück (WV). Der Kreis Paderborn als Träger des Rettungsdienstes im Kreisgebiet und die Stadt Delbrück möchten, dass Delbrück im neuen Rettungsdienstbedarfsplan des Kreises Paderborn als zweiter Notarztstandort im nördlichen Kreisgebiet verankert wird. Verbände der Krankenkassen lehnen das ab (das WV berichtete). Bis Ende Januar will die Bezirksregierung Detmold eine Entscheidung fällen. »Wir werden bis dahin keinesfalls tatenlos zusehen«, sind sich Delbrücks Politiker einig.

Westfälisches Volksblatt Von Jürgen Spies

Die Krankenkassen fordern, dass nicht Delbrück, sondern Hövelhof Standort des zweiten Notarztsystems im nördlichen Kreisgebiet wird.
In der Sennegemeinde gibt es indes schon einen 24-Stunden-Notarztstandort. Die Krankenkassen verweisen darauf, dass durch einen weiteren Notarzt in Hövelhof das Einsatzgebiet in Bereiche des südlichen Kreises Gütersloh besser als von Delbrück aus ausgedehnt werden könnte.

Bürgermeister Werner Peitz sagte gestern: »Rettungsdienstfahrten enden bekanntlich und richtigerweise nicht an Kreisgrenzen. Aber es darf nicht sein, dass wir in Delbrück demnächst von der notärztlichen Versorgung her hinter das zurückfallen, was wir bislang haben!«

Das könnte allerdings passieren, denn der bisherige Notarztstandort im Delbrücker Land (Dr. Johannes Fahl; Westenholz) steht gewissermaßen auf der Kippe; er gilt laut aktuellem Rettungsdienstbedarfsplan als unterstützendes/ergänzendes System. Der nun diskutierte und noch nicht beschlossene Rettungsdienstbedarfsplan des Kreises Paderborn sieht für die Zukunft den zweiten Notarztstandort im nördlichen Gebiet in Delbrück-Mitte vor, montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr. Sollte dies so kommen, würde das ergänzende System mit Dr. Fahl noch für eine Übergangsphase weiterlaufen, danach auslaufen.

Das würde aber auch dann der Fall sein, wenn auch der zweite Notarzt, wie es die Kassen fordern, in Hövelhof verankert wird.

CDU-Fraktionschef Meinolf Päsch sagte gestern bei einem Pressegespräch im Rathaus: »Wie wichtig aber ein Notarztstandort im Delbrücker Land ist, haben die Krankenkassen ja schon vor Jahren dadurch anerkannt, als es zu einer vertraglichen Regelung mit Dr. Fahl kam. Ansonsten wäre nämlich das westliche und nördliche Stadtgebiet Delbrücks eine Art Weißer Fleck auf der Notarztkarte! Jetzt gleich zwei Notärzte in Hövelhof bei einem möglichen Wegfall des Notarztes in Westenholz vorzusehen, entbehrt jeder Logik.« Und FDP-Fraktionsvorsitzende Brigitte Michaelis ergänzte: »Das ist absolut nicht akzeptabel.«

Bürgermeister Werner Peitz strich heraus, das Dr. Johannes Fahl zahlreiche Einsätze über seine Pflicht hinaus fahre; »schnell, effizient, bestens bewährt und dazu noch kostengünstig.« Nach Angaben des Bürgermeisters seien die Einsatz-/Fallzahlen von Dr. Fahl in den vorliegenden Gutachten bislang nicht berücksichtigt worden. »Uns wurde nicht erklärt, warum das so ist. Aber wir werden auf jeden Fall nachhaken! Es geht schließlich um 800 Fahrten, die Dr. Fahl jährlich im Schnitt übernimmt. Die tauchen in der Statistik bisher nicht auf. Wir möchten in der notärztlichen Versorgung keine Extrawurst. Wir möchten vielmehr eine Entscheidung für Delbrück, weil die Einsatzzahlen den Bedarf eindeutig untermauern und weil es ansonsten vor allem im westlichen und nördlichen Bereich des Delbrücker Landes zu kritisch langen Einsatzfristen käme.«

SPD-Fraktionsvorsitzender Willibald Haase: »Maßgabe muss doch das schnellstmögliche Eintreffen eines Notarztes sein. Vielfach geht es bei Notfällen um wenige Minuten, die über Leben und Tod entscheiden!«
Fakt ist in diesem Zusammenhang: Notarztfahrten nach Delbrück von Hövelhof und von Salzkotten aus dauern etwa sechs bis sieben Minuten länger als Fahrten zum Einsatzort, die direkt von Delbrück aus gestartet werden können. Um der Forderung, in Delbrück/im Delbrücker Land einen Notarztstandort zu erhalten, Nachdruck zu verleihen, ist gestern eine groß angelegte Unterschriftenaktion gestartet worden. An etwa 200 Standorten, darunter Geschäfte, Apotheken und Banken, wurden Listen ausgelegt. Alle Bürgerinnen und Bürger vom 16. Lebensjahr an sind aufgerufen, sich darin per Unterschrift einzutragen. Sollten weitere Listen erforderlich sein, können sie im Rathaus unterv05250/996-180 oder -185 angefordert oder im Bürgerbüro abgeholt werden. Die Unterschriftenlisten werden am 10. Januar eingesammelt und dann der Bezirksregierung in Detmold übergeben.

Westfälisches Volksblatt