8. März. Kreis Paderborn.

Gutachten schlägt Aufgabe des Standortes Westenholz vor – Delbrück möchte Notfallmediziner behalten.
{gallery}news/2013/130308krpb{/gallery}

 

Kreis Paderborn (WV). Bei einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall entscheiden Minuten. Je schneller ein Notarzt zur Stelle ist, umso größer die Überlebenschance des Patienten. Vor diesem Hintergrund ist der Aufschrei der Westenholzer nur allzu verständlich: Ihr Notarzt soll nämlich abgezogen werden. Das schlägt zumindest ein Gutachter vor.

Es geht um die Fortschreibung des Rettungsdienst-Bedarfsplans für den Kreis Paderborn. Jens Petri von der Orgakom Analyse und Beratung GmbH mit Sitz in Waldbronn (Landkreis Karlsruhe) hat zu diesem Zweck knapp 13 000 Einsätze zwischen April 2011 und März 2012 ausgewertet. Das Ergebnis: Grundsätzlich ist der Kreis Paderborn in Sachen Rettungsdienst sehr gut aufgestellt. Die gesetzliche Vorgabe, den Patienten spätestens in acht (Stadt) beziehungsweise in zwölf Minuten (Kreis) medizinisch zu versorgen, erfüllen die Rettungskräfte in knapp 94 Prozent aller Fälle – und liegen damit deutlich über der Anforderung von 90 Prozent. Problemzonen sind Randbereiche wie Bleiwäsche oder das Altenautal. Dennoch hält der Gutachter die Zahl und Standorte der Rettungswachen für ausreichend.

Eine gesetzliche Vorgabe, wann über den Sanitäter hinaus ein Notarzt am Einsatzort einzutreffen hat, gibt es indes nicht. Der Kreis als Träger des Rettungsdienstes hat eine Vorgabe von 15 Minuten definiert und die Notarztstandorte entsprechend flächendeckend verteilt: Büren, Hövelhof, Salzkotten, Paderborn und Bad Lippspringe.

Als entbehrlich bezeichnet Petri in diesem Zusammenhang den Notarztstandort Delbrück-Westenholz. Dort ist seit 2008 der Notarzt Johannes Fahl stationiert, der einen Teil der jährlich etwa 730 Einsätze im Bereich Delbrück abdeckt. Dieses Modell hält der Gutachter jedoch nicht für »bedarfsgerecht« und empfiehlt stattdessen ein sechstes Notarztsystem im Tagesdienst. Dieses sollte Idealerweise an den bestehenden Standort in Hövelhof gekoppelt werden, da von dort aus bei Bedarf auch Randbereiche des Nachbarkreises Gütersloh wie zum Beispiel Schloß Holte-Stukenbrock und Verl notärztlich versorgt werden könnten.

 

Dieser Vorschlag kommt jedoch nicht nur in Westenholz schlecht an, auch Delbrücks Bürgermeister Werner Peitz ist davon wenig begeistert: »Man kann darüber streiten, ob ein solcher Notarzt in Westenholz oder in Delbrück besser angesiedelt ist. Ich halte es allerdings für absolut bedarfsgerecht, dass grundsätzlich ein Notarztsystem in einer 30   000-Einwohner-Stadt vorgehalten wird.«

Letzteres scheint auch der Kreis Paderborn so zu sehen. So hieß es nun aus der Verwaltung, dass der Landrat dem Kreistag als Entscheidungsgremium vorschlagen wolle, das betreffende Notarztsystem in Delbrück-Stadt einzurichten. Einen Beschluss hierüber treffen die Politiker in der zweiten Jahreshälfte. Zuvor haben die beteiligten Kommunen Gelegenheit, ihre Stellungnahmen abzugeben. Auch die Krankenkassen haben als Kostenträger bei der Organisation des Rettungsdienstes ein Mitspracherecht.

Bericht: Westfälisches Volksblatt vonPer Lütje
Foto: (mb) Notarztwache Westenholz. Notarzt Johannes Joachim Fahl, Rettungsassistent Oliver Schnake.