19. Juni. Paderborn.

Betroffenheit und Entsetzen herrschen auch am Tag nach dem schweren Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 1.

 

Betroffenheit über Tragödie auf der B   1
Nach Horror-Unfall sagt Kindergarten Sommerfest sofort ab – Notfallseelsorger bei Nationalmannschaft
Paderborn/Schlangen (mai/pic). 20 Stunden nach dem Horror-Unfall, bei dem am Dienstagnachmittag eine Mutter (31) und zwei Töchter (beide 5) ums Leben gekommen sind, ist gestern gegen 10 Uhr die B   1 zwischen Paderborn und Bad Lippspringe wieder für den Verkehr freigegeben worden. Der Unfall mit drei Toten löst überall große Betroffenheit aus.

Blankes Entsetzen herrscht in dem kleinen Ort Schlangen-Kohlstädt, aus dem die Unfallopfer kommen. Der Kindergarten, den die zwei tödlich verletzten Mädchen ebenso wie ein Drillingsbruder (war zur Unfallzeit zuhause) besuchten, hat sofort das für Sonntag geplante Sommerfest abgesagt. »Hier sind alle erschüttert«, sagte Kita-Leiterin Christiane Witte gestern. »Das ist ein unfassbares Unglück.« Sowohl Kinder als auch Erzieherinnen wurden gestern ebenso wie die betroffene Familie der Unfallopfer von Trauerbegleitern und Notfallseelsorgern betreut.

Ein Notfallseelsorger besuchte noch am Unglücksabend auch das Mannschaftshotel der deutschen Frauenfußballnationalmannschaft in Bad Lippspringe. Bundestrainerin Silvia Neid (49) und Nationalspielerin Nadine Keßler (25), die sich in Bad Lippspringe auf das gestrige Spiel gegen Kanada (Benteler-Arena) vorbereiteten, waren nach einer Pressekonferenz am Unfallort.

Sie sahen schreckliche Bilder, sahen drei tote Menschen – darunter die Kinder. »Die Hilflosigkeit, nichts mehr tun zu können, macht es schlimm«, sagt Polizeisprecher Michael Biermann. Auch Feuerwehrkräfte, der beteiligte Lkw-Fahrer (51) sowie Ersthelfer wurden von Seelsorgern betreut.

Die Ermittlungsbehörden haben inzwischen beide Unfallfahrzeuge sichergestellt. Die 31-jährige Kohlstädterin war nach Polizeiangaben mit einem Fiesta nach einem Überholvorgang ins Schleudern geraten und frontal gegen einen 38-Tonnen-Sattelzug geprallt. Ein Sachverständiger ist zur Klärung des Unfalls eingeschaltet. »Das Gutachten liegt vermutlich erst in einigen Wochen vor«, sagt Polizeisprecher Michael Biermann.

Die B 1 war erst 20 Stunden nach dem Unfall wieder befahrbar. Bindemittel sowie ausgelaufenes Öl- und Spritgemisch hatten in der Hitze für eine gefährliche rutschige Straße gesorgt. Die Polizei ging kein Risiko ein. Nach der B   1-Straßensperrung ereigneten sich auf Ausweichstrecken weitere Unfällen auf der Detmolder Straße in Richtung Marienloh. An zwei Auffahrunfällen waren acht Autos beteiligt: Zwei Kinder (2 und 4 Jahre alt) sind leicht, eine Frau (19) schwer verletzt. Den Sachschaden der Auffahrunfälle beziffert die Polizei auf 40   000 Euro.

Bericht: Westfälisches Volksblatt

 

Neue Westfälische

 Westfälisches VPaderborn: Durch die Sperrung der Bundesstraße 1 ereigneten sich auf den Ausweichstrecken weitere Unfälle mit Verletzten. Die Bundesstraße blieb bis Mittwoch 10 Uhr gesperrt. Diesel und Kühlflüssigkeit hafteten so intensiv an der Schwarzdecke, dass die Straßenmeisterei Salzkotten unverrichteter Dinge wieder abrücken musste. Erst einer Spezialfirma gelang die Reinigung in den Nachtstunden, so Oscar Faneca Santos vom Landesbetrieb Straßen-NRW. Die Blutentnahme beim Lastwagen-Fahrer, die die Staatsanwaltschaft angeordnet hatte, absolvierte der 51-Jährige freiwillig. Eine Atemalkohol-Kontrolle habe vorher den Wert von 0,0 Promille ergeben, so der Arbeitgeber des Mannes. Für die Polizei bestand keine Notwendigkeit für eine Blutprobe. Horst Rürup, Sprecher der Staatsanwaltschaft, meinte, dies sei ein gängiges Vorgehen bei derart folgenreichen Unfällen. Zeugen des Unfalls wurden auch Fußball-Bundestrainerin Silvia Neid und Nationalspielerin Nadine Keßler. Sie waren auf dem Rückweg von einer Pressekonferenz ins Hotel nach Bad Lippspringe, als ihr Fahrer im Rückspiegel den Unfall beobachtete. Sie wurden später von einem Nofallseelsorger betreut.

Aufgrund der gesperrten Unfallstelle bildeten sich lange Staus. Auf der Detmolder Straße erkannte eine 35-jährige Audi-Fahrerin gegen 16.10 Uhr das Stauende zu spät und fuhr auf einen BMW auf, der wiederum auf einen davor stehenden Opel geschoben wurde. Dieser Wagen kollidierte noch leicht mit einem Toyota. Im Audi zogen sich die beiden zwei und vier Jahre alten Kinder der Fahrerin leichte Verletzungen zu.; Unweit dieser Unfallstelle kam es gegen 18 Uhr erneut zu einem Auffahrunfall mit vier Autos auf der Detmolder Straße. Eine 28-jährige Audi-Fahrerin bemerkte zu spät, dass die Autos vor ihr angehalten hatten. Sie prallte auf einen Ford Fiesta, der auf weitere Autos geschoben wurde.  Die 19 Jahre alte Fiesta-Fahrerin wurde schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.