Paderborn Riemekeviertel.

Etliche Wohnungen und Häuser vor Bombenentschärfung am Donnerstagabend evakuiert – auch Seniorenheim betroffen
Mitten in der Liborifestwoche wurde in Paderborn erneut eine Kriegsbombe gefunden. Sie lag seit fast 70 Jahren im Riemekeviertel in der Erde. Sprengmeister Karl-Heinz Clemens (52) aus Elsen hat die Fünf-Zentner-Bombe am Donnerstagabend entschärft.
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Paderborn: Erst zwölf Tage zuvor war eine Bombe 500 Meter entfernt neben der Alanbrooke-Kaserne bei Tiefbauarbeiten entdeckt und unschädlich gemacht worden. Auch am gestrigen Mittwoch wurde ein 300-Meter-Bereich um den Fundort im Bereich Ferdinandstraße/Neuhäuser Straße evakuiert. Bis 19 Uhr mussten alle Bewohner der umliegender Häuser und Wohnungen ihr Heim verlassen. Sie fanden auf dem Schulhof der Theodorschule eine Bleibe. Dort warteten auch der zehn Monate alte Lukas mit seinen Eltern Tanja Prenosil (31) und Daniel Schwienke (32) auf das Signal »Bombe entschärft«. Von der Evakuierung waren auch Bewohner des Seniorenheims Johannisstift betroffen, deren Räume in Richtung Neuhäuser Straße angesiedelt sind. Die Rentner wurden während der Bombenentschärfung in anderen Räumen des Johannisstifts betreut.

Die 250-Kilo-Bombe ist kein Zufallsfund. Für den geplanten Bau eines großen Wohnkomplexes (Ferdinand Carré) mit 63 Eigentumswohnungen und 78 Plätzen in einer Tiefgarage auf einem 5000 Quadratmeter großen Areal hatte die Kampfmittelbeseitigung Arnsberg eine Bodenerforschung nach Kriegsbomben angeordnet. So ließ Bauherr Axel Collmer (46) aus Paderborn bei den Erdarbeiten für den Bau des 13,8 Millionen Euro teuren Ferdinand Carré in 1,50-Meter-Abständen sieben Meter in die Tiefe bohren, um eventuell auf Metall und Eisen zu stoßen. »Bomben liegen erfahrungsgemäß nicht tiefer als acht Meter«, sagte Sprengmeister Karl-Heinz Clemens. Tatsächlich schlugen gestern die Messgeräte an: Vorsichtig wurde am Nachmittag mit einem kleineren Bagger eine Bombe freigelegt, die wohl im Frühjahr 1945 von britischen Verbänden auf Paderborn abgeworfen worden und nicht explodiert war. Wie die am 19. Juli in der Elsener Straße – 500 Meter entfernt – entdeckte »Schwester« ruhte die Bombe jahrzehntelang als Blindgänger im Boden. Jahrelang war ein Garagenpark auf dem Gelände angesiedelt. Bauherr Axel Collmer ist froh, die Sicherheitsbohrungen durchgeführt zu haben. Mit Spezialbohrern sollen in diesem Bereich Spundwände gesetzt werden. Wehe, wenn ein solcher Bohrer auf eine Bombe mit scharfem Zünder trifft »Da reicht die geringste Erschütterung«, sagt der Sprengmeister.
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Nach Evakuierung umliegender Wohnungen und Häuser machte sich am Abend Sprengmeister Karl-Heinz Clemens vorsichtig ans Werk. Der dreifache Familienvater aus Elsen hatte kurz nach 20 Uhr die Bombe entschärft. Es war nicht ungefährlich: Die Bombe lag im Wasser und hätte leicht abrutschen können.

Während der Bombenentschärfung waren nicht nur Häuser und Wohnungen geräumt, sondern auch große Verkehrsadern wie die Neuhäuser Straße bis zur Rathenaustraße und bis zum Neuhäuser Tor sowie die Ferdinandstraße bis zum Jahnplatz gesperrt worden. Die Vollsperrung beeinträchtigte mitten im Libori-Verkehr auch den Busverkehr. Das Parkhaus Neuhäuser Tor durfte aber weiterhin genutzt werden.

Nach Entschärfung der Fünf-Zentner-Bombe durften auch Marina Büker (52) und Lebensgefährte Winfried Vockele (45) wieder ins Haus zurück. Die beiden waren just vom einwöchigen Ostsee-Urlaub zurückgekehrt und mit einer »Bomben-Nachricht« in der Ferdinandstraße empfangen worden: »Sie müssen die Wohnung verlassen.« Turbulenter Schlusspunkt eines Urlaubs.
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Ordnungsamtsleiter Udo Olschewski (58) wollte einen Zusammenhang zwischen der gestern gefundenen und der Bombe von der Alanbrooks-Kaserne weder bestätigen noch ausschließen. Beide Bomben sind vielleicht beim selben Angriff auf Paderborn gefallen. »Wir wissen es nicht«, sagte der Ordnungsamtsleiter.

Bildzeile: Geschafft: Sprengmeister Karl-Heinz Clemens (52) aus Elsen hat am Abend kurz nach 20 Uhr eine Fünf-Zentner-Bombe im Riemeke entschärft. Sie war noch scharf. Anwohner vermuten weitere Bombenfunde im Wohnviertel.

Bericht: Westfälisches Volksblatt Von Karl Pickhardt und
Jörn Hannemann (Fotos)

Neue Westfälische

Bombe in Paderborn entschärft.
Für Anwohner war Notunterkunft eingerichtet

Paderborn (rtm/sig). In der Paderborner Innenstadt wurde an der Neuhäuser Straße/ Ecke Ferdinandstraße eine Bombe gefunden. Mittlerweile haben Experten sie entschärft.
Durch rutschendes Erdreich in der Baugrube hatte Sprengmeister Karl-Heinz Clemens zwar seine liebe Mühe mit der Entschärfung, gegen 19.40 Uhr war der Zünder aber entfernt.  
Das 250 Kilogramm schwere Geschoss wurde an der Neuhäuser Straße/ Ecke Ferdinandstraße in drei Metern Tiefe gefunden. Der Fund erfolgte aufgrund von Bauarbeiten, in dem Bereich fanden in Tiefbohrungen statt.

Für die Entschärfung am Mittwochabend wurde der Fundort in einem Radius von 300 Metern evakuiert. Ab 19.30 Uhr war der Bereich auch für Autos gesperrt. Für Anwohner waren in der Theodorschule Notunterkünfte eingerichtet.

Durch die Straßensperrung wurde der Verkehr zur Libori-Kirmes beeinträchtigt.  
Nach dem Bombenfund in der Alanbrooke-Kaserne ist es der zweite Bombenfund in Paderborn in nur zwei Wochen.  

Fotos: Marc Köppelmann{gallery}news/2013/130801nw{/gallery}