1. Juli. Büren Ahden.

Flughafen-Feuerwehr soll auch Koffer schleppen.
Airport will sparen – Statt 24-Stunden-Schicht und freien Tagen jetzt jeden Tag zum Dienst
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Kreis Paderborn (WV). Der Paderborner Flughafen, der seit einigen Jahren mehr als eine Millionen Euro Jahres-Miese macht, spart jetzt auch am so genannten »Kleinvieh«. Die Flughafen-Feuerwehr soll auch als Bodenpersonal eingesetzt werden und Flugzeuge be- und entladen. Dann müssten keine Aushilfen mehr eingestellt werden.

von Karl Pickhardt
Am Wochenende haben alle 19 Flughafen-Feuerwehrleute einschließlich ihres Chefs Gerd Henke (52) eine Änderungskündigung erhalten. Statt 24-Stunden-Schichtdienst mit zwei freien Tagen sollen die Wehrleute vom 1. Januar an wie das Abfertigungspersonal Früh-, Spät- und Nachtdienst leisten. Für sie geht es künftig jeden Tag zur Schicht. Die Flughafen-Feuerwehr stemmt sich mit Betriebsrat und Gewerkschaften dagegen.

»Wir sparen eine fünfstellige Summe«, sagt Flughafen-Aufsichtsratsvorsitzender Reinold Stücke, der nach der Insolvenz der Fluggesellschaft Sky auch in diesem Jahr mit einem weiteren Passagierrückgang rechnet. Im Vorjahr zählte der Airport noch 873   000 Fluggäste. In besten Jahren waren es 1,3 Millionen. Wegen Sky fallen jede Woche vier Flüge in die Türkei aus. Ein auch für 2013 erwartetes Defizit sowie ein rückläufiges Fluggastaufkommen zwängen zum Sparen (»Kleinvieh macht auch Mist«), um nicht Arbeitsplätze zu gefährden. Kein Feuerwehrmann verliere den Job.
Die Feuerwehr, die demnächst also auch Koffer schleppen soll, hätte keine Gehaltseinbußen, sagt Prokurist Roland Hüser. Aber dank der Feuerwehrhände müssten zum Beispiel keine oder nur wenige Ferien-Aushilfen und Saisonarbeiter mehr eingestellt werden.

Deshalb holt die Flughafen-Leitung die Betriebsfeuerwehr aus dem weiter entfernt liegenden Airport-Forum und siedelt die Crew in der Abfertigung im Terminal an. Damit die Feuerwehr im Brandfall schnell bei ihren beiden Fahrzeugen sei, werde neben dem Terminal ein Zelt als provisorische Garage aufgestellt. So könnten die Feuerwehrkräfte zugleich Flugzeuge beladen, die Leiter an die Flieger schieben oder Maschinen betanken und gleichzeitig Brandschutz leisten.

Dafür müssten die Flughafen-Feuerwehrkräfte allerdings ihren 24-Stunden-Schichtdienst aufgeben, der ihnen immer wieder freie Tage beschert. Das ist wohl der Knackpunkt in dem Streit. Gerd Henke steckt als Leiter der Betriebsfeuerwehr in einer heiklen Position: Er ist mit dem Plan der Flughafen-Leitung einverstanden, seine Kameraden nicht.
Aufsichtsratsvorsitzender Reinold Stücke erwartet, dass zu Beginn der Sommerferien Mitte Juli der neue Geschäftsführer und Nachfolger von Elmar Kleinert (wechselte nach Berlin) feststehe. Von sieben Kandidaten stünden noch drei in engerer Wahl.

Foto: Gerd Henke (52), Chef der Paderborner Flughafen-Feuerwehr, hat auch eine Änderungskündigung bekommen. Er akzeptiert allerdings den Wechsel von der 24-Stunden-Schicht zur Mehrfachschicht. Die Feuerwehr soll auch Bodenpersonalarbeiten übernehmen, damit keine Saisonkräfte eingestellt werden müssen.

Bericht: Westfälisches Volksblatt. Foto: Karl Pickhardt

 

Neue Westfälische

Feuerwehr muss anpacken.Arbeitsverträge für die Airport-Wehr werden geändert
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VON KATHARINA GEORGI

Büren-Ahden. Für 19 Feuerwehrleute des Paderborner Flughafens und ihre Familien ändert sich ab 2014 der Alltag: Ihre Verträge werden zum 31. Dezember änderungsgekündigt. Diese Maßnahme soll Geld in fünfstelliger Höhe einsparen.

"Bisher kamen die Männer im 24-Stunden-Dienst immer zweieinhalb Tage in der Woche, die restlichen Tage hatten sie frei. Künftig werden sie fünf Tage hier sein und im Schichtdienst arbeiten", erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Reinold Stücke. Bereits im Herbst 2012 habe man erste Gespräche mit dem Personal geführt und diese vor Wochen intensiviert. "Wir versuchen möglichst im Einvernehmen mit allen eine Lösung zu finden", fügte er hinzu. Allerdings sind sich Flughafenleitung, Betriebsrat und die Gewerkschaften noch nicht einig geworden. Die Änderungskündigung habe dennoch schon jetzt rausgeschickt werden müssen, so Stücke, damit sich die Verträge nicht ins neue Jahr verlängern.

Vier Feuerwehrleute sind beim 24-Stunden-Dienst im Airport Forum am Rande des Flughafens untergebracht. Dort stehen auch die Fahrzeuge, die im Einsatz innerhalb von drei Minuten an der Gefahrenstelle sein müssen. Am Forum sind sie in steter Bereitschaft und erledigen Aufgaben wie die Kontrolle von Fahrzeugen oder Warenanlieferungen. Künftig sollen sie noch mehr in die Arbeit der Betriebs- und Bodenverkehrsdienste eingebunden werden und bei der Abfertigung der Flugzeuge helfen. "Dazu gehört beispielsweise das Be- und Entladen, das Auffüllen des Frischwassers oder das Heranfahren der Treppen", erläutert Thomas Keck, Leiter dieser Dienste.

Für diese strukturelle Umgestaltung ziehen die Feuerwehrmänner vom Forum zum Terminal und werden dort untergebracht. Die Löschzüge werden folgen und auf einer freien Fläche direkt neben dem Termin-Gebäude untergebracht. "Wir bringen die Autos zur Arbeit", sagte Keck. Vorerst solle eine beheizbare Zeltlösung die Löschzüge durch den Winter bringen. "Bei anderen Flughäfen dieser Größenordnung ist das nicht ungewöhnlich", fügt Roland Hüser, Prokurist des Flughafens, hinzu.

Die 19 betroffenen Feuerwehrmänner müssen sich auf neue Schichtdienste und fünf Arbeitstage in der Woche einlassen. Finanzielle Einbußen sollen sie dabei nicht haben. "Es erfolgt keine Umgruppierung. Allerdings fällt die Erschwerniszulage weg. Andere Zulagen für das Bodenpersonal werden dies aber annähernd auffangen", so Stücke.; Durch die Umstrukturierung muss der Flughafen in der Sommersaison keine zusätzlichen Aushilfen mehr einstellen, so dass ein fünfstelliger Betrag eingespart werden soll. "Es ist uns wichtig, die Arbeitsplätze zu sichern", so Hüser. Die Maßnahme wurde der Bezirksregierung in Münster vorgelegt. "Es gab weder mündlich noch schriftlich Einwände", so Gerd Henke, Leiter der Betriebsfeuerwehr. Auch er selbst ist von der Umstrukturierung betroffen und unterliegt künftig dem Schichtdienst.