14. Januar. Delbrück / Detmold.

»Bewährtes System nicht zerschlagen« 14 412 Unterschriften vorgelegt: Delbrücker Bürger kämpfen um ihren Notarztstandort{gallery}news/2014/140115d{/gallery}


Delbrück/Detmold. Drei Wochen lang lagen die Unterschriftenlisten aus. Am 14. Januar  untermauerten Bürgermeister Werner Peitz und die Delbrücker Kommunalpolitiker in Detmold den Bürgerwillen nach Einrichtung eines
Notarzt-Standortes in Delbrücker mit der Übergabe von 14.412 Unterschriften an Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl.

Bis spätestens Ende Januar wird die Bezirksregierung nun über Standortfrage entscheiden, nachdem die Vertreter der Krankenkassen einen Kompromissvorschlag der Behörde abgelehnt hatten. Die Kassen begründen ihre ablehnende Haltung gegen einen Standort Delbrück mit höheren Kosten. Deshalb favorisieren sie eine
Mitversorgung Delbrücks durch den bereits bestehenden Notarzt- Standort Hövelhof. Um welchen Betragdie Delbrücker Lösung teurer ausfällt, haben die Vertreter der Kassen nicht mitgeteilt, berichtete Abteilungsleiter Rüdiger Most. Es sei lediglich argumentiert worden, dass das Gesamtgefüge der notärztlichen Versorgung bei einem Standort Delbrück nicht mehr stimme. Delbrücks Bürgermeister Werner Peitz verwies allein auf die 812 Einsätze des Westenholzer Notarztes Johannes Fahl im vergangenen Jahr, von dessen Wirken auch die Anrainer in den Kreisen Gütersloh und Soest profitieren.

Auf den Punkt brachte es SPD-Fraktionchef Willibald Haase: „Hier geht es und Eintreffzeiten und damit um Menschenleben“. Auf dieser mehr als 40 Delbrücker Mediziner hatten sich für einen Notarzt-Standort in der zweitgrößten Stadt des Hochstiftes stark gemacht. Rückendeckung erhält die Stadt auch von Landrat Manfred Müller. Zwar hatte der Gutachter der Verwaltung bei der Vorlage des Gutachten zur Fortschreibung des Rettungsdienstbedarfsplans ebenfalls den Standort Hövelhof vorgeschlagen, eine Delbrücker Variante jedoch
Grundsätzlich auch für möglich gehalten.ImEntwurf für die Fortschreibung des Plans favorisiert der Kreis inzwischen ebenfalls den Standort Delbrück. Am schiefen Kirchturm soll jeweils von montags bis freitags tagsüber ein Notarzt stationiert werden. Sobald der Standort auch in den Augen der Nachbarn etabliert ist, müsse über die Ausweitung des Dienstes auf die Nachtsunden und Wochenenden nachgedacht werden, hieß es von Delbrücker Seite. Bürgermeister Werner Peitz vertrat die Ansicht, er könne auch nach Einrichtung des Standortes in Delbrück gut damit leben, wenn Johannes Fahl auch übergangsweise weiter im Dienst bleibt. Regierungspräsidentin Marianne Thomann- Stahl kündigte an, den Sachverhalt  und die Argumente umfassend zu prüfen. Außerdem zollte sie dem hohen persönlichen
Engagement des Westenholzer Notarztes  über Jahre hinweg hohes Lob.

Neue Westfälische VON RALPH MEYER

Foto: Bürgerwillen dokumentiert: Übergabe von 14.412 Unterschriften durch Bürgermeister Werner Peitz (4. v. r.) an Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl (4. v. l.) . Unterstützt wurde er dabei von Landrat Manfred Müller, Brigitte Michaelis, Anita Papenheinrich, Johannes Lindhauer, Meinolf Päsch, Willibald Haase und Vizelandrat Bernhard Wißing
(v. l.)

Westfälisches Volksblatt

»Bewährtes System nicht zerschlagen« Delbrücker Bürger kämpfen um ihren Notarztstandort

Delbrück   /   Detmold (WV). Die Delbrücker kämpfen um »ihren« Notarztstandort. Das haben sie eindeutig bei der seit Weihnachten laufenden Unterschriftenaktion unter Beweis gestellt. Exakt 14   412 Unterschriften hat gestern eine Delbrücker Delegation unter der Leitung von Bürgermeister Werner Peitz in Detmold an Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl überreicht.

Von Heinz-Peter Manuel

»Fast jeder zweite Delbrücker hat mit seiner Unterschrift deutlich gemacht, wie wichtig ihm dieses Thema ist«, machte Peitz am Sitz der Bezirksregierung deutlich. Mehr noch: Weil der Delbrücker Notarzt Johannes Fahl auch Notfälle in den benachbarten Kreisen Soest und Gütersloh versorgt, haben sich auch aus diesen Bereichen Menschen an der Aktion beteiligt.

Dass das »unterstützende Notarztsystem Fahl« wichtig für Delbrück sei, zeige allein schon die Zahl von rund 800 Einsätzen, die der Westenholzer Arzt jährlich fährt, sagte Peitz. Er erinnerte noch einmal daran, dass der Delbrücker Rat sich des Themas schon im März 2011 angenommen und sich für eine finanzielle Unterstützung der Nachtabdeckung für Notfälle ausgesprochen habe. »Wir haben jetzt eine 24-Stunden-Versorgung, die sich bewährt hat«, stellte Peitz heraus.

Um so erstaunter seien die Delbrücker gewesen, als sie feststellen mussten, dass das Gutachten zur Fortschreibung des Rettungsdienst-Bedarfsplanes des Kreises Paderborn überhaupt keinen Notarzt-Standort in der Stadt Delbrück vorgesehen habe. Man habe das Gespräch gesucht und immerhin einen Kompromiss erreicht, der vorsah, dass es in Delbrück wenigstens einen Notarzt für zwölf Stunden täglich geben sollte. Man habe auch schon über Möglichkeiten gesprochen, die Finanzierung eines 24-Stunden-Dienstes sicher zu stellen.

Für die Delbrücker ist es deshalb nicht nachvollziehbar, dass die Krankenkassen diesen Kompromiss abgelehnt und sich eindeutig für einen Notarzt-Standort Hövelhof ausgesprochen haben, der von dort aus das Delbrücker Stadtgebiet mit betreuen soll.

»Hier wird ein etabliertes und mit viel Engagement betriebenes System ohne Not zerschlagen«, wertete Peitz das derzeitige Vorgehen der Kassen. Da die Stadt Delbrück kein Mitspracherecht bis zur endgültigen Entscheidung habe, sei nur die Unterschriftenaktion geblieben. »Das Ergebnis haut mich von den Socken«, freute sich Peitz über die große Beteiligung. Gerechnet hatte er mit etwa der Hälfte.

Landrat Manfred Müller, der die Petition ebenso unterschrieben hat wie sein Stellvertreter Bernhard Wissing, sagte, der Kreis stehe hinter der Forderung der Delbrücker, ohne aber den wichtigen Standort Hövelhof in Frage zu stellen. Er sprach sich dafür aus, dass die jetzige Regelung, die nicht im Bedarfsplan festgeschrieben sei, eine rechtliche Grundlage bekomme. Die festgestellten Fallzahlen und auch das vom Delbrücker Rat nachträglich in Auftrag gegebene Gutachten bestätigten eindrucksvoll die Notwendigkeit eines eigenen Notarztsystems für die mit fast 31   000 Einwohnern zweitgrößte Stadt im Hochstift Paderborn.

Auch Müller zeigte sich überrascht von der ablehnenden Haltung der Krankenkassen. Nicht zuletzt aufgrund der vorgelegten Listen hoffe er, dass sich die Bezirksregierung von den Argumenten aus Delbrück hinsichtlich ihrer Entscheidung, die in etwa zwei Wochen fallen soll, beeindrucken lasse.

Regierungsdirektor Rüdiger Most versprach, alle Argumente gegeneinander abzuwägen und dabei die Gesamtsituation zu bedenken. Und die beinhalte letztlich auch die Versorgung von Teilen der Kreise Gütersloh und Soest. Er versprach, nach Abwägung aller Argumente eine »sorgfältige Entscheidung« zu treffen und dabei die Situation der Menschen im Nordkreis Paderborn zu berücksichtigen.

Auf die warten die Delbrücker nun ganz gespannt.