31. Dezember. Kreis Paderborn.

In keiner Nacht ist mehr los. Kreisleitstelle der Feuerwehr. Hier steht ab Mitternacht das Telefon nicht mehr still.{gallery}news/2019/191231kr1{/gallery}

 

Kreis Paderborn: Während die meisten Menschen im Kreis Paderborn um 0 Uhr das neue Jahr mit einem Gläschen Sekt und einem Blick in den Himmel begrüßen, beginnt für die Disponenten in der Kreisleitstelle der Feuerwehr in Ahden die Nacht mit den meisten Einsätzen im Jahr: Brände, Augen- oder Brandverletzungen, Handverletzungen bis hin zu abgetrennten Fingern, Stürze, Unfälle. Von 0.01 Uhr stehen die Telefone hier kaum noch still. Die Mischung aus Alkohol und Feuerwerkskörpern erhöht die Zahl der Einsätze in dieser Nacht.

In der Leitstelle in Büren-Ahden laufen alle Anrufe der 112 auf. Durchschnittlich 90 Sekunden dauert eine Notrufabfrage, bis der Disponent die ersten Einsatzfahrzeuge auf den Weg schickt. In so kurzer Zeit zu reagieren, geht nur mit einer klaren Gesprächsführung, durch die die Disponenten alle nötigen Informationen bekommen: „Notruf, Feuerwehr und Rettungsdienst, wo genau ist der Notfallort?“ So melden sie sich bei einem eingehenden Anruf, um von Beginn an die Gesprächsführung zu übernehmen.
Wer den Notruf wählt, muss übrigens nicht mehr die fünf W-Fragen direkt zu Beginn beantworten. „Das ist mittlerweile überholt. Es gibt nur noch zwei W’s, die von Belang sind: wo und warten auf Rückfragen“, erläutert Marc Hammerstein, Leiter der
Kreisfeuerwehrzentrale und der Leitstelle. Diese Infos seien für die Disponenten erstmal wichtiger als die Schilderung, was passiert ist oder welche Verletzungen es gibt.
Dienstgruppenleiter Olaf Stelte erläutert den Grund: „Nichts ist dramatischer, als wenn die Verbindung abreißt und wir wissen nicht, wo der Anrufer sich befindet.“ Dann können die Disponenten, alle übrigens Feuerwehrbeamte, Einsatzkräfte losschicken, wenn es die Lage erfordert, auch wenn der Anruf abgebrochen ist. Hier kommt es auf das richtige Fingerspitzengefühl und die Erfahrung mit solchen Situationen an, weshalb auch eine Feuerwehr- und eine Rettungsdienstausbildung Voraussetzung ist.
Kennen die Disponenten den Ort, stellen sie weitere gezielte Fragen. So finden sie zum Beispiel heraus, ob der Anrufer sich direkt beim Verletzten befindet, ob es eingeklemmte Personen gibt oder sogar eine Reanimation nötig ist.{gallery}news/2019/191231kr2{/gallery}
 
 
Gut zu wissen: Wer die 112 anruft, muss sich keine Sorgen machen, dass er etwas vergisst oder sich falsch verhält: „Immer erstmal anrufen. Wir fragen nach. Und wir bleiben auch am Telefon und leiten, wenn nötig, Reanimationsmaßnahmen an“, sagt Stelte. So verstreichen keine – für den Verletzten oft überlebenswichtigen – Minuten. „Parallel schicken wir schonmal den Notarzt und den Rettungswagen los. Das hat sich in den vergangenen Jahren gut eingependelt“, sagt Stelte.
In der Kreisleitstelle in Ahden werden alle Rettungsdiensteinsätze des Kreises Paderborn gelenkt. Hierfür sind rund um die Uhr fünf Disponenten im Einsatz. Sie haben einen Überblick über alle Fahrzeuge und Einsatzkräfte in den Außenstellen und können diese koordinieren. „Wir sind sehr gut mit den Nachbarkreisen vernetzt und können zum Beispiel Rettungswagen auch über Kreisgrenzen hinaus anfordern oder schicken“, sagt Marc Hammerstein. Hier gilt: „Das Fahrzeug, das am nächsten dran ist, fährt hin.“
Obwohl es auch schon mal Silvesternächte gab, in denen nicht viel passiert ist, bereitet sich die Kreisleitstelle mit mehr Personal auf die vermutlich einsatzstärkste Nacht des Jahres vor. Denn von 0.01 Uhr an kommen die Anrufe meist geballt: „In einem Jahr gab es einen Großbrand in Wewelsburg und mehrere Augen- und handchirurgische Verletzungen. Alles zeitgleich um 0.01 Uhr“, erinnert sich der Dienstgruppenleiter an einen Jahreswechsel.
In solchen Situationen zählt nur eins: Teamwork. Denn nicht nur Fahrzeuge und Einsatzkräfte müssen koordiniert werden, sondern auch, welches Krankenhaus welche Art von Verletzungen aufnehmen kann. Viele Entscheidungen werden innerhalb kürzester Zeit gefällt, um bestmöglich zu reagieren – und das nur mit den Informationen des Anrufers.
Keine einfach Nacht also. Während andere feiern, ist in der Notrufzentrale wie immer volle Konzentration angesagt. Olaf Stelte: „Wir erwarten die einsatzstärkste Nacht des Jahres".
 
Quelle: Westfälisches Volksblatt