Paderborn.

18 Tonnen schwer und mehr als eine halbe Million Euro teuer: Das sind die Eckdaten des neuen Hilfeleistungs-Löschfahrzeugs (HLF20), von denen die Feuerwehr Paderborn im Laufe des Jahres noch zwei weitere, baugleiche Modelle in Dienst stellen wird. Die auffällige Farbgebung mit großem Stadtwappen entspricht dem neuen Design- und Sicherheitskonzept der Paderborner Wehr.{gallery}news/2020/20041r1{/gallery}

 
 
Paderborn: Mit dem neuen Trio beschreitet die Feuerwehr Paderborn gleich in mehreren Bereichen Neuland. Zum ersten Mal sind die Wünsche und Bedürfnisse der Feuerwehrleute, die mit diesem Fahrzeug oft zu lebensgefährlichen Einsätzen ausrücken werden, berücksichtigt worden. Den Ansprüchen der Feuerwehrleute an einen optimal ausgerüsteten Arbeitsplatz ist mit der neuen Fahrzeuggeneration Rechnung getragen worden, weiß Mirco Westbomke, der das Projekt gemeinsam mit Cyrill Stute seit September 2018 begleitet.
Zunächst unternahm die Planungsgruppe eine Bedarfsanalyse der technischen und einsatztaktischen Vorgaben, gefolgt von einer Online-Mitarbeiterbefragung. Daran schloss sich eine umfangreiche Marktanalyse an, bei der auch zahlreiche Neu- und Bestandsfahrzeuge bei mehreren Feuerwehren unter die Lupe genommen wurde. Diese Vorarbeit mündete schließlich in eine EU-weite, 300-seitige Ausschreibung.
Den Zuschlag erhielt schließlich die Rosenbauer Deutschland GmbH mit Sitz in Luckenwalde (Landkreis Teltow-Fläming) als Generalunternehmer. Beim Fahrgestellt setzt die Feuerwehr Paderborn erstmals auf ein Modell des Herstellers Scania. Der allradgetriebene P410 leistet 301 Kilowatt (410 PS) und bietet Platz für insgesamt sieben Einsatzkräfte. Viele nicht feuerwehrspezifische Ausrüstungsgegenstände wurden bei heimischen Betrieben bestellt oder angefertigt.
Großen Wert hat die Paderborner Feuerwehr auf das Thema Sicherheit gelegt. Eine blendfreie LED-Rundumbeleuchtung, ein Seitenabbiegeassistent, ein Rundum-Kamerasystem zur Unfallbeweissicherung und ein Lautsprecher betriebenes Warnsystem, das mit Durchsagen vor dem rückwärtsfahrenden Fahrzeug warnt, sind in den neuen Fahrzeugen eingebaut. Im Mannschaftsraum, der auch im Stand klimatisiert ist und beheizt werden kann, sind sechs Atemschutzgeräte integriert.{gallery}news/2020/20041r2{/gallery}

Als erstes Einsatzfahrzeug in Deutschland ist das Löschfahrzeug mit komplett akkubetriebener Rettungshydraulik (Rettungsschere und -spreizer) ausgestattet; zwei mobile hydraulische Akkupumpen treiben zwei Rettungszylinder an. Auch ein Hebekissensatz und Abstützvorrichtungen gehören zur Ausstattung auf der linken Fahrzeugseite. An der Fahrzeugfront ist eine hydraulische Zugwinde mit 60 Metern Seillänge zugänglich. Auf dem Dach sorgt ein Lichtmast für blendfreie Beleuchtung, und die Schiebeleiter, die ebenfalls auf dem Dach verlastet ist, kann hydraulisch abgesenkt werden.
Im Heckbereich ist eine Feuerlöschkreiselpumpe eingebaut, die 3.000 Liter pro Minute bei einem Betriebsdruck von 10 Bar fördert. Der eingebaute Löschwassertank fasst 2.000 Liter, dazu kommen 120 Liter Schaummittel.  Zur Beladung gehören ferner ein mobiler Stromerzeuger, ein Sprungpolster, ein Akkulüfter, zwei Wärmebildkameras, mobile Scheinwerfer sowie eine 7,20 Meter lange und 1,80 Meter hohe Sichtschutzwand zur Abwehr neugieriger Gaffer. Auch Motorsägen, die passende Bekleidung sowie ein gut sortierter Werkzeugschrank sind ebenfalls an Bord auf der rechten Fahrzeugseite.
Auf dem Wagen befindet sich auch eine umfangreiche medizinische Ausrüstung. Im Heckbereich sind neben einer Schlauchhaspel auch eine Verkehrsleithaspel mit Verkehrsleit- und Warnsystemen verlastet.
Am 6. April startet das neue Fahrzeug in einen vierwöchigen Praxis- und Erprobungstest im Einsatzdienst. Anschließend geht das Fahrzeug zurück nach Brandenburg zur Nachbesserung, bevor die Serienfreigabe für zwei weitere Fahrzeuge erfolgt. Beschafft werden von der Feuerwehr Paderborn insgesamt drei baugleiche Fahrzeuge – je eines für die beiden beruflichen Wachen und ein drittes Löschfahrzeug dient als Reserve und zu Ausbildungszwecken.
Wer möchte nicht selbst ein solches Fahrzeug besitzen? Nichts leichter als das, denn einen Bastelbogen kann man der Facebook-Seite der Feuerwehr Paderborn herunterladen.
Bericht: Ralph Meyer