Sichtschutzwand hält die Gaffer optisch fern

Sichtschutzwand hält die Gaffer optisch fern

Hövelhof. Zeitgenossen, die sich am Leid anderer ergötzen wollen, die ihre Handys zücken, wenn sich die Feuerwehr um Unfallopfer kümmert und sogar unverfroren draufhält, wenn Einsatzkräfte um das Leben von Menschen kämpfen, sind auch für die Feuerwehr Hövelhof ein Thema. Um den Gaffern in diesen Situationen einen Riegel vorzuschieben, hat die Feuerwehr der Sennegemeinde zum Jahreswechsel eine 7,20 Meter lange und 1,80 Meter hohe Sichtschutzwand angeschafft.

 

In einer großen gelben Tragetasche verpackt, ist die weiße Sichtschutzwand, die auf dem Gerätewagen Logistik verlastet ist, in wenigen Minuten aufgebaut und einsatzbereit. Bei windigem Wetter kann die robuste Konstruktion, die wie ein quadratischer Regenschirm funktioniert, mit Leinen abgespannt werden, so dass stets ein sicherer Stand gewährleistet ist. Bei Einsätzen auf der Autobahn lässt sich die Sichtschutzwand auch mit Hilfe von Magneten an den Schutzplanken befestigen. Die Wand mit ihren vier Feldern kann gerade oder über Eck aufgebaut werden, wie es die Situation erfordert.

Bislang musste sich die Feuerwehr mit hochgehaltenen Decken behelfen, um Gaffern und handyknipsern die Sicht zu verwehren. „Doch dazu mussten stets eine Menge von Einsatzkräften aus dem laufenden Einsatz losgelöst werden“, berichtet Tim Kesselmeier, Sprecher der Hövelhofer Feuerwehr. Und Thomas Gehle ergänzt, dass sich neue Sichtschutzwand von nur zwei Feuerwehrleuten gut bedienen lässt“.

Gaffer und Knipser begegnen der Wehr vor allem auf der Autobahn 33 und bei spektakulären Einsätzen im Ortskern, wie bei dem Auto im Bettenladen. Da rücken die Neugierigen den Einsatzkräften buchstäblich auf die Schwarte, um möglichst nah am Geschehen zu sein.

Bei Einsätzen auf der Autobahn, im vergangenen Jahr wurde Hövelhofer Wehr dort zu 18 Einsätzen gerufen, sind es vor allem die Brummipiloten und andere Autofahrer, die das Geschehen von der Gegenfahrbahn filmen. Dabei verlangsamen sie die Geschwindigkeit oft bis zum Schritt tempo, was dort zur Staubildung und unfallträchtigen Situation führt.

Und noch etwas erbot die Einsatzkräfte aus der Sennegemeinde: Die meisten Gafferbilder, die an Unfallstellen entstehen, werden umgehend für sensationsgeile Zeitgenossen über die sozialen Netzwerke gepostet und geteilt. Und so kommt es auch vor, dass Menschen über Facebook auf herzlose und brutale Art und Weise vom Tode eines nahen Angehörigen erfahren haben, noch ehe Polizei oder die Notfallseelsorger die Todesnachricht angemessen überbringen konnten, berichtet Benedikt Michaelis von der Feuerwehr der Sennegemeinde.
Gaffen kann übrigens mit 20 bis 1.000 Euro Bußgeld bestraft werden. Bei unterlassener Hilfeleistung droht sogar eine Haftstrafe. Das Fotografieren einer hilflosen Person stellt einen Straftatbestand dar und kann mit bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden.