Gemeinsam gegen Waldbrände. 3000 Quadratmeter Wald haben Ende April 2019 zwischen Hardehausen und Kleinenberg gebrannt. Ein Großeinsatz war nötig, um das Feuer zu löschen. Nun haben Fachleute aus den Kreisen Höxter und Paderborn den Brandort besucht – und erklärt, wie sie künftig Waldbrände in der Region bekämpfen wollen.
Paderborn/Höxter. Denn klar ist: Ein Waldbrand kann im Hochstift sehr schnell entstehen. „Wir stecken in einer klimabedingten Waldkrise. Wir haben ganz erhebliches Brandmaterial im Wald“, erklärt Roland Schockemöhle, Leiter des Regionalforstamtes Hochstift. Zudem seien die Böden zu trocken. „Wir haben bereits eine Zunahme von Waldbränden festgestellt.“ Jüngstes Beispiel: Das Feuer, das Sonntagabend vor einer Woche bei Essentho ausbrach.
Gefährdet seien flächendeckende Bereiche zwischen Velmerstot, Brakeler Stadtwald, Egge, Warburger Stadtwald bis zum Ringelsteiner Wald. Riesige Holzfolter am Wegesrand, abgestorbene Fichten, staubtrockene Baumkronen – all das brenne eben wie Zunder.
Gemeinsam mit den Kreisbrandmeistern aus Höxter, Rudolf Lüke, und Paderborn, Elmar Keuter, haben die Förster daher Chancen, Ideen und Lösungen diskutiert. Ein zentraler Faktor bei Waldbränden bleibe der Mensch als Verursacher. Und als Melder.
Wer im Wald ein Feuer entdeckt, sollte es sofort melden. Am besten punktgenau. Wer nicht genau wisse, wo er sich im Wald befinde, könne sich dabei von seinem Smartphone helfen lassen. Navigations-Apps zum Beispiel zeigten die aktuellen Koordinaten an. „Zudem haben die Leitstellen die Möglichkeit, Handys zu orten“, erklärt Elmar Keuter.
Ist ein Feuer erst einmal lokalisiert, muss es auch gelöscht werden. Das ist im Wald fast immer eine Herausforderung. Denn Hydranten, Löschwasserteiche oder Zisternen gibt es dort nicht. „Daher setzen wir auf eine kreisübergreifende Zusammenarbeit der Feuerwehren. Im Bereich Vegetationsbrände haben wir uns sogar OWL-weit zusammengeschlossen“, sagt Keuter.
So wie beim Waldbrand 2019: Mehr als 250 Feuerwehrleute aus den Kreisen Paderborn und Höxter waren im Einsatz, um den 3000 Quadratmeter großen Brand zu löschen. Um zigtausende Liter Wasser über eine Entfernung von mehreren Kilometern zum Brandherd zu bringen, fuhren Löschfahrzeuge aus beiden Kreisen im Pendelverkehr.
Große Wasserträger sind für so etwas gefragt. „Die Gemeinden stellen sich da neu auf“, sagt Rudolf Lüke. „Zurzeit werden auch gerade geländegängige Fahrzeuge beschafft“, sagt er. Entscheidend für die Brandbekämpfung sei aber ein Zusammenspiel der Kräfte und eine gute Mischung aller Möglichkeiten.
Während manche Einheiten auf das Herbeischaffen von Wasser spezialisiert seien, könnten andere etwa für eine bessere Übersicht über die Einsatzlage sorgen. Die Feuerwehr Hövelhof zum Beispiel hat dafür eine Drohne samt Wärmebildkamera. Als Spezialisten für die Luftaufklärung sind sie ein Teil der sogenannten Einheit Information und Kommunikation (IUK) – und kreisweit gefragt.
Denn die Drohne verfügt auch über eine Wärmebildkamera – ideal für das Aufspüren von Glutnestern oder das Finden von Personen. Zudem kann das Profi-Gerät auch bei Regen und bis Windstärke fünf fliegen. Mit einer Akkuladung bleibt die Drohne etwa 40 Minuten in der Luft. Da die Einheit vier Akkus im Einsatz-Bulli hat, kann die Drohne nonstop im Einsatz bleiben. „Eine total sinnvolle Unterstützung“, betont Kreisbrandmeister Rudolf Lüke.
Im Ernstfall kann auch überörtliche Technik weiterhelfen. Das Land Nordrhein-Westfalen zum Beispiel hat Feuerwehren in den fünf Regierungsbezirken mit sogenannten Hochleistungswasserfördereinheiten ausgestattet – Superpumpen, die auf Lkw transportiert werden. 2000 Liter Wasser können die Pumpen pro Minute kilometerweit fördern.
Die nächste Pumpe dieser Art ist bei der Kreisfeuerwehr Paderborn in Büren-Ahden stationiert, erklärt Elmar Keuter. Auch im Hochsauerlandkreis stehe eine. Die Systeme seien auch koppelbar. Darüber hinaus habe das Land Polizeihubschrauber mit 800-Liter-Wassertanks ausrüsten lassen, ergänzt Keuter. „Aber die müssen natürlich punktgenau eingewiesen werden.“ Dabei kämen wieder Feuerwehrdrohnen ins Spiel.
Auch die Förster könnten bei großen Bränden helfen, ergänzt Roland Schockemöhle. Etwa mit einem Harvester, der im Ernstfall schnell eine Schneise schlagen könne. Über den Draht zu Waldbesitzern könnten auch diese sensibilisiert werden. Schließlich könnten auch Teiche und Bäche dabei helfen, Brände zu bekämpfen.
Um für den nächsten Waldbrand vorbereitet zu sein, planen die Feuerwehren eine Großübung. Diese soll am 29. Mai sein – und ein Stresstest für Mensch und Material werden. Kräfte aus ganz OWL sollen dafür coronakonform zusammenkommen. Gemeinsam soll dann unter anderem die Wasserförderung im Wald getestet werden. Auch andere Systeme für Vegetationsbrände, etwa Düsenschläuche, sollen zum Einsatz kommen. Wo die Übung sein soll, steht noch nicht fest.
Westfälisches Volksblatt von Daniel Lünsund