20. Mai. Kreis Paderborn / Paderborn Stadt.

Bis zu 40 Verletzte und Millionenschäden - erste vorläufige Bilanz des Unwetters im Raum Paderborn. Im Zuge eines Gewitters hat eine Windhose am Freitagnachmittag eine Schneise der Verwüstung von West nach Ost mitten durch Paderborn in Richtung der östlichen Stadtteile gezogen. 30 bis 40 Verletzte, davon mindestens 10 schwer, forderte der Sturm. Die angerichteten Schäden sind noch nicht überschaubar. Vom Riemekeviertel durch die Innenstadt bis zum Gewerbegebiet Auf dem Dören und dann über Benhausen bis Neuenbeken sind viele Straßen unpassierbar. 

 
Kreis Paderborn. Einige Unfälle behindern den Verkehr zusätzlich. Die Innenstadtparks sind gesperrt und nicht passierbar. Im Gewerbegebiet Auf dem Dören sind Dächer von Hallen abgerissen worden. Bleche, Dämmung und andere Materialien sind Kilometerweit geflogen. Unzählige Dächer sind abgedeckt oder schwer beschädigt. Viele Bäume liegen noch auf zerstörten Autos. Der Busverkehr ist stark behindert und auf einigen Strecken nicht mehr möglich. Die Bahnstrecke von Paderborn nach Altenbeken ist blockiert.
 
Die Polizei bittet die Bevölkerung, diese Bereiche nicht mehr anzufahren beziehungsweise großräumig zu umfahren und in den Bereichen in den Häusern zu bleiben. Der immer noch starke Verkehr behindert die Einsatzkräfte. Unzählige Gefahrenstellen sind noch nicht gesichert. Alle verfügbaren Einsatzkräfte sind im Einsatz. Der Appell im Schadensgebiet: Bleiben Sie zuhause!
 

Bericht: Polizei

Bericht / Fotos: VdF Ralph Meyer

Paderborn. Es dauerte nur zwei Minuten, dann war alles vorbei. Ein Tornado zog kurz nach 17 Uhr eine Schneise der Verwüstung durch Paderborn Vom Riemekeviertel über das Paderquellgebiet, den Gierswall bis zum Gewerbegebiet Auf den Dören sind die Zerstörungen kaum in Worte zu fassen. Umgestürzte und entwurzelte Bäume, die Zahl beschädigter oder zerstörter Autos geht in die Hunderte. Dazu kommen abgerissene Dächer, die teilweise Dutzende Meter weit gewirbelt wurden, zerstörte Fassaden, abgerissene Balkone, zertrümmerte Fenster.

Besonders getroffenen hat es im Riemekviertel das Technische Rathaus, wo tonnenschwere Klimageräte vom Dach gewirbelt und es dreistöckige Fassden gekostet hat. Der Riemekepark ist ein einziges Trümmerfeld. Mehrere Wohnhäuser an der Pontannusstraße, Bodelschwinghstraße, Riemekestraße, der Personstraße, in der Schulstraße und an der Rathnaustraße sind teilabgedeckt und schwer beschädigt. Im Bereich Steubenstraße und Senefelder Straße wurden Autohäuser, ein Baustoffhandel und mehrere Möbelhäuser schwer in Mitleidenschaft gezogen. Auch bei einer Gärtnerei an der Senefelder Straße wurden fast alle Glasdächer zerstört. Zum Glück befanden sich gerade keine Kunden im Gebäude.

Die Feuerwehren sind mit einem Großaufgebot im Einsatz. In der Stadt Paderborn sind alle zehn Einheiten und die beruflichen Kräfte bemüht, Ordnung ins Chaos zur bringen. Aus dem Umland sind sechs Löschzüge zum Hilfseinsatz nach Paderborn abgerückt. Das Technische Hilfswerk aus Büren und Paderborn unterstützt die Arbeit der Feuerwehren nach Kräften berichtet Kreisbrandmeister Elmar Keuter, in der Leistelle wurde eine rückwärtige Führungsunterstützung eingerichtet. Auch die Hilforganisationen sind mit einem halben Dutzend Fahrzeugen im Enbsatz, um den Paderborner Rettungsdienst und die Krankenhäuser zu unterstützen. 

Die Situation an den Krankenhäusern ist überschaubar. Für die Häuser in Paderborn wurde Krankenhauslarm ausgelöst. In Paderborn im Bereich Penzlinger Straße wurde ein Hilfeleistungslöschfahrzeug aus Benhausen durch eine Windböe gegen einen Baum gedrückt. Einsatzkräfte kam nicht zu Schaden, berichtet Ludger Schmidt, Leiter der beruflichen Kräfte der Paderborner Feuerwehr. Am Marienplatz wurde ein Bus durch herabstürzende Äste beschädigt. In der Innenstadt machte sich Bürgermeister Michael Dreier, begleitet von Ralf Schmitz, Leiter der Paderborner Feuerwehr, ein Bild der Zerstörungen.
 
Westfälisches Volksblatt
 
Die Polizei zieht eine erste Bilanz – Bürgermeister Dreier spricht von „Inferno“
Tornado verwüstet Paderborn: Bis zu 40 Verletzte und Millionenschäden
PaderbornEin Tornado hat am späten Freitagnachmittag eine Schneise der Verwüstung quer durch das Paderborner Stadtgebiet gezogen. In einer ersten Bilanz spricht die Polizei von 30 bis 40 Verletzten, zehn davon schwer, und Millionenschäden.
 
In der Leitstelle der Kreisfeuerwehr in Büren-Ahden liefen die Drähte heiß, als die Gewitterzelle um kurz vor 17 Uhr durch das Paderborner Land zog. Betroffen war zunächst Delbrück, wo heftige Niederschläge niedergingen und einige Keller unter Wasser setzten.
 
Ein Tornado, der sich bei Lippstadt gebildet haben soll, nahm anschließend Kurs auf die Domstadt und richtete dort ein noch nicht absehbares Ausmaß an  Schäden an. Schwerpunkte waren unter anderem das Riemekeviertel, das Paderquellgebiet und der Dörenpark. Betroffen ist auch das Verlagsgebäude des WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATTES.
Aus nur wenige Kilometer entfernten Stadtteilen, wie zum Beispiel Wewer, meldeten sich Anwohner, dass dort kaum etwas von dem Unwetter zu merken gewesen sei. Umso dramatischer stellte sich nach und nach die Lage in der Kernstadt dar. Einrichtungshäuser wie Multipolster in der Senefelderstraße wurden massiv beschädigt, Fensterscheiben zertrümmert, ganze Dächer abgedeckt.
 
Tonnenschwere Autos lagen auf der Seite. Derweil erreichten die Redaktion Handyvideos von Augenzeugen, auf denen die Heftigkeit deutlich wurde. Selbst in der vermeintlich windgeschützten Westernstraße wirbelten Auslagen durch die Gegend. Auf dem Betriebsgelände eines Autohauses in der Steubenstraße wurden sogar tonnenschwere Lastwagen wie Spielzeugautos auf die Seite gekippt.
 
„Gott sei Dank hat es keine Toten gegeben.“
Bürgermeister Michael Dreier
 
Bürgermeister Michael Dreier zeigte sich am Abend geschockt über das Ausmaß der Verwüstung und sprach von einem „Inferno, das ich so noch nicht erlebt habe.“ Er fuhr mit Feuerwehrchef Ralf Schmitz die betroffenen Gebiete ab und bedankte sich ausdrücklich für den Einsatz aller Einsatz- und Rettungskräfte. „Gott sei Dank hat es keine Toten gegeben. Das hätte noch viel schlimmer ausgehen können.“
 
Das Busunternehmen Padersprinter erklärte gegen 19.30 Uhr am Abend, dass der Linienverkehr komplett eingestellt ist. Weiter heißt es in der Mitteilung: „Das Unwetter, welches soeben über Paderborn gezogen ist, führt leider aufgrund zahlreicher Straßensperrungen durch umgefallene Bäume und Überschwemmungen zu erheblichen Störungen unseres Betriebsablaufes. Nach Information der Polizei wird die Beseitigung der zahlreichen Störungen bis in die Nacht dauern. Einige unserer Busse wurden durch das Unwetter ebenfalls beschädigt. Personenschäden sind uns aktuell nicht bekannt.“
 
DWD bestätigt: Alles spricht für einen Tornado
Andreas Friedrich, Tornadobeauftragter beim Deutschen Wetterdienst in Frankfurt, bestätigte auf Anfrage, dass erste Aufnahmen vom Unwetter, die ihm vorlägen, einen Tornado plausibel erscheinen lassen. Die Region OWL sei deutschlandweit Hotspot gewesen. Er konnte am frühen Abend jedoch Entwarnung geben, dass das Gröbste überstanden sei. Zur Schwere des vermeintlichen Tornados konnte der Wetterexperte noch keine Angaben machen.
Das Unwetter sorgte sogar dafür, dass Retter selbst aus misslichen Lagen befreit werden mussten. So versperrte ein umgestürzter Baum die Zufahrt zum Technischen Hilfswerk in der Senefelderstraße und verhinderte zunächst, dass die dortigen Kräfte ausrücken konnten.
Kreissprecherin Leah Laven teilte mit, dass auch das Kreishaus beschädigt wurde. Dort lösten sich Teile des Daches. Zudem bleibt das Entsorgungszentrum des Kreises Paderborn „Alte Schanze“ wegen umgestürzter Bäume am Samstag geschlossen, teilte sie ferner mit.
 
Nach Angaben von Landrat Christoph Rüther lagen neben der Kernstadt Paderborns auch Teile Altenbekens auf der Zugbahn des Tornados. Katastrophenalarm sei jedoch nicht ausgelöst worden, betonte der Chef der Kreisverwaltung und oberste Dienstherr des Rettungswesens im Kreis Paderborn.