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20. Juli. Delbrück / Kreis Paderborn.

Hinter dem kryptischen Funkrufnamen „Kater Kreis Paderborn Krad 01“ verbirgt sich das neueste Einsatzmittel im Katastrophenschutz auf Kreisebene. Das einzige Motorrad, das aktuell den Katastrophenschutzeinheiten im Kreis Paderborn zugeordnet ist, ist bei der Feuerwehr Delbrück stationiert und hat seine Leistungsfähigkeit bereits bei der Großübung „Eggeturm“ am Velmerstot unter Beweis gestellt.

 

Kreis Paderborn/Delbrück. Johannes Grothoff, Leiter der Delbrücker Feuerwehr und von der Pike auf mit Motorrädern vertraut, ist begeistert von den Möglichkeiten, die das Zweirad den Einsatzkräften beschert. Das Motorrad, eine BMW F 850 GS, ist für Johannes Grothoff das ideale Motorrad für die Feuerwehr, vor allem in waldreichen Gebieten. Trotz seiner 233 Kilogramm Gewicht ist das Motorrad auch in schwerem Gelände leistungsstark genug und dabei agil und beweglich.

„Wo die Straße endet, ist für uns noch lange nicht Schluss“, sagt der 60-jährige Feuerwehrmann, der auch privat oft gern auf zwei Rädern unterwegs ist – entweder auf seiner Harley oder einer 1200er BMW, mit denen er gern die Straßen in Ostwestfalen unter die Räder nimmt. Das Motorrad ist der Facheinheit Kradmelder zugeordnet. Diese Einheit ist Teil der Konzeption der Einheiten für Information und Kommunikation im Kreis Paderborn.

Weiterhin gehören die Facheinheiten Fernmeldetechnik, Fernmelder und Erkundungsdrohne zu den so genannten „IuK-Einheiten“. Zu den Einsatzszenarien für den Motorradeinsatz gehören das Landeskonzept „Vorgeplante überörtliche Hilfe im Brandschutz und der Hilfeleistung“, bei dem rasch größere Einheiten zusammengefasst in Schadensgebiete verlegt werden. Weitere Einsatz-Szenarien sind die Unterstützung beim Marsch von Bereitschaften, ABC-Einheiten, oder Hilfsorganisationen, Lotsentätigkeit, Botendienste als klassischer Melder oder die Erkundung der Anfahrt oder der Einsatzstelle, so Grothoff. Bei der Egge-Übung lotste Grothoff beispielsweise die Fahrzeuge des Wasserförderzuges an die richtigen Stellen.

„Beim Hochwassereinstatzt im Juli 2021 in Altena (Märkischer Kreis) hätten wir viele Stunden früher Hilfe zu den Menschen bringen können, wenn wir ein Motorrad gehabt hätten“, erinnert sich Grothoff, „denn damals mussten wir zeitraubend zu Fuß ins Tal absteigen und dann wieder zurück, nur um zu erkennen, dass die Strecke für Fahrzeuge nicht befahrbar war. Mit dem Motorrad wäre die Erkundung rasch erledigt gewesen“. An lauten Einsatzstellen sind Funkdurchsagen beim Lärm der Aggregate mitunter nicht zu verstehen. Auch in diesen Fällen können die Melder Befehle überbringen und so die Kommunikation unterstützen. Rollen viele Einsatzfahrzeuge über die Straßen, können die Kräder flexibel eingesetzt werden, um andere Verkehrsteilnehmer zu warnen. Auch Lautsprecherdurchsagen sind problemlos möglich.

Der Helm ist per Bluetooth mit dem Funkgerät gekoppelt, so dass die Motorradfahrer funken können, ohne die Hände vom Lenker zu nehmen. Mit der neuen BMW will der Kreis zunächst Erfahrungen sammeln. Sinnvoll ist die Kombination von zwei Motorrädern, wie es der Kreis Lippe erfolgreich praktiziert. Vom Quad-Einsatz, wie bei den Hilfsorganisationen, hält Grothoff wenig – zu geringe Motorleistung und mögliche Probleme bei der Fahrsicherheit. Bislang ist neben Grothoff nur Michael Strunz als Fahrer zugelassen.

Zurzeit werden weitere zehn Fahrer geschult, im Endausbau soll das Team 13 Fahrer umfassen, die auch feuerwehrtechnisch gut geschult sind. Die Schulungen, bei der auch die Polizei mitwirkt, richten sich ausschließlich an erfahrene Motorradfahrer. Johannes Grothoff begann schon im zarten Alter von 13 unter Vaters Anleitung mit dem Schrauben an Motorrädern. Davon zeugen eine alte Miele-Maschine und eine komplett restaurierte BMW. Sobald er den Führerschein hatte, schwang er sich in den Sattel – eine Leidenschaft, die ihn auch heute noch fesselt. Von 2010 bis 2015 hatte die Delbrücker Feuerwehr bereits ein Motorrad im Einsatz, damals eine 650er BMW. Natürlich wurde das Melde-Motorrad auch damals von Johannes Grothoff gefahren.

Auch die Hövelhofer Feuerwehr nannte über Jahre ein Zweirad ihr Eigen. Der Einsatzwert von Motorrädern wurde bereits früh erkannt. Schon in den 50er-Jahren gehörten jeweils zwei Motorräder zum Standard der damaligen so genannten Feuerlösch-Bereitschaften.

Bericht: Ralph Meyer VdF