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19. November. Kreis Paderborn.

Die Politik auf Kreisebene, sonst für bedächtiges Tempo bekannt, hat sich die Sieben-Meilen-Stiefel angezogen und in kürzester Zeit Einigkeit über den bereits mehrfach kontrovers diskutierten Neubau der Kreisfeuerwehrzentrale erzielt. Das Multi-Millionen-Projekt soll im Westen der Stadt zwischen Barkhauser Straße und B64 ab 2025 Schritt für Schritt umgesetzt werden.


Paderborn. Jeweils einstimmig empfahlen der Ausschuss für Wirtschaft, Bau und Verkehr sowie der Sozial- und Gesundheitsausschuss in gemeinsamer Sitzung dem Kreistag, der Absichtserklärung (Letter of Intent) des Kreises und der Stadt Paderborn über eine Kooperation bei der Errichtung und Nutzung einer gemeinsamen Infrastruktur Feuerwehr und Rettungsdienst zuzustimmen. Ebenso einstimmig fiel das Votum für eine Ansiedlung des Amtes für Bevölkerungsschutz (Amt 38) und der Leitstelle an der Barkhauser Straße aus.
Bis Ende September 2024 soll der Landrat ein Gesamtkonzept des Amtes 38 unter Berücksichtigung möglicher Synergien mit der Feuerwehr Paderborn am jetzigen Standort (Breslauer Straße) oder am geplanten Neubau-Standort (ehemaliges Umspannwerk an der Borchener Straße) vorlegen. Dann sollen auch konkrete Kosten auf dem Tisch liegen.

Die Diskussion über den Standort der Kreisfeuerwehrzentrale hatte seit dem Sommer überraschend Fahrt aufgenommen. Ging man seit längerem von einer Erweiterung oder einem Neubau neben den Bestandsgebäuden am bisherigen Standort am Airport Paderborn/Lippstadt aus, geriet dann die Nachbarschaft zum neuen Kreisbauhof an der Alten Schanze in den Fokus. Durch den unerwarteten Schulterschluss zwischen Stadt und Kreis in Feuerwehrfragen kam plötzlich ein weiterer Standort ins Gespräch: die Flächen an der Barkhauser Straße.
In einem Abstimmungsverfahren, an dem auch alle Feuerwehren, beide Verwaltungen sowie die Kreisbrandmeister beteiligt waren, kristallisierte sich der Standort Barkhauser Straße schnell als Favorit heraus. Sowohl die Bestandsflächen am Airport, eine Industriefläche an der Strothe in Bad Lippspringe und auch die Alte Schanze konnten da nicht mithalten. Ausschlaggebend waren die schnelle Verfügbarkeit der Flächen, die Erweiterbarkeit über die benötigten 35.000 Quadratmeter hinaus, eine gute Erreichbarkeit und keine Umweltprobleme bei Betrieb und Nutzung des ebenfalls geplanten Übungsgeländes.

Meinolf Päsch (CDU) erinnerte an den „hohen Leidensdruck“ bei der Leitstelle und empfahl angesichts der ungewohnten Annäherung der bisher oft verhärteten Positionen „nicht nach hinten zu schauen“. Wolfgang Weigel (SPD) wertete den Schwenk der CDU von der Alten Schanze zur Barkhauser Straße als Beispiel für „chamäleonartige Farbveränderungen bei der CDU“. Norika Creuzmann (Grüne) begrüßte, dass die „jahrelang bestehenden tiefen Gräben“ überwunden wurden. Wolfgang Scholle (SPD) sprach von einem „gordischen Knoten“, der nun durchschlagen sei.

Der Flächenbedarf für Ansiedlung der Leitstelle, des Amtes 38 und eines Übungsgeländes beträgt 35.000 Quadratmeter. Die Bruttogeschossfläche liegt bei 12.000 Quadratmetern, und für das Übungsgelände sind 10.000 Quadratmeter erforderlich, berichtete Benedikt Schwanitz, seit Herbst neuer Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz. Die Grundstückskosten betragen an der Barkhauser Straße nach Mitteilung der Stadt Paderborn 100 Euro je Quadratmeter zuzüglich Erschließungskosten.

Bislang waren die Kosten für die Erweiterung der Kreisfeuerwehrzentrale auf rund 20 Millionen Euro kalkuliert gewesen. Ein Großteil der bisherigen Planungskosten muss nun wohl abgeschrieben werden. Zu möglichen Gesamtkosten äußerte sich Kreisordungsdezernent André Brandt nicht. Seriöse Kostenschätzungen seien erst im kommenden Jahr nach Vorlage des Gesamtkonzeptes möglich. Der Katastrophenschutz habe in jüngster Vergangenheit einen herausgehobenen Stellenwert erhalten.
Baudezernent Martin Hübner betonte, die Flächen an der Barkhauser Straße seien vor drei bis vier Jahren noch nicht verfügbar gewesen. Für die Realisierung der Planungen favorisiert er einen Architektenwettbewerb. Damit habe der Kreis bei der Kreishauserweiterung gute Erfahrungen gesammelt.

Einig sind sich alle Beteiligten, dass bei den Neubauten der Fokus auf der Leistelle liegen wird. Brandt hofft, dass in diesem Bereich im Jahr 2025 gebaut werden kann.
Eine Zusammenlegung eines Neubaus der Kreisfeuerwehrzentrale und einer neuen Feuer- und Rettungswache Süd an der Borchener Straße scheitert am zeitlichen Rahmen – das Grundstück ist derzeit nicht verfügbar. Eine solche Lösung hätte nach Ansicht von langjährigen Praktikern den maximalen Synergieeffekt. Das fehlende Übungsgelände, so der Hinweis am Rande der Sitzung, könne leicht im Bereich des ehemaligen Standortübungsplatzes an der Driburger Straße Platz finden.

Bericht: Ralph Meyer VdF