22.08.2007 / Hochwassereinsätze im Altkreis Büren und Delbrück

Delbrück:(mb)

Berichte Kreis Paderborn:

23.08.2007

Almeflut im Kreis Paderborn – eine erste Bilanz

Hochwasserschutzsystem bewährt sich - Einstau von Rückhaltebecken drückt Flutwelle

Kreis Paderborn (krpb). Durch die starken Regenfälle war aus dem Flüsschen nicht nur ein Fluss sondern ein reißender Strom geworden, der bis in die Nacht hinein seine Kraft behielt: Die Alme hat ihren Höchststand heute Nacht um 2 Uhr mit 2,28 m erreicht. Der Pegel war zwischen 22 Uhr und 2 Uhr noch einmal um 17 cm gestiegen, obwohl die Flutwelle, die vor allem Weine, Büren und Brenken getroffen hatte, eigentlich "schon durch" war.

Grund waren die viele Zuflüsse, und die nassen Böden, die wie ein Schwamm das Wasser aufsogen und es nach und nach auch an die Alme abgegeben haben. Im weiteren Verlauf der Nacht fiel der Pegelstand kontinuierlich. Derzeit beträgt er 1,97 m. In der Lippe stieg der Pegel bei Bentfeld um 11 cm und ist seit heute Morgen mit 3,48 m gleich bleibend hoch. Doch insgesamt hat sich die Lage in den betroffenen Gebieten deutlich entspannt. Nur noch vereinzelt sind Rettungskräfte im Einsatz. Verletzt wurde niemand. Bis auf die Mühle in Niederntudorf musste kein Haus evakuiert werden. Der Sachschaden kann noch nicht annähernd beziffert werden.

 

Der Verbandsvorsteher des Wasserverbandes Obere Lippe, Landrat Manfred Müller erläutert: "Im Bereich Weine war das Hochwasser dramatischer als die Heinrichsflut von 1965. Die Flutwelle konnten wir für Büren und Brenken und alle flussabwärts liegenden Orte durch den Einstau der Rückhaltebecken Keddinghausen, Gollentaler Grund bei Fürstenberg und der Aabachtalsperre kappen. Den im Verhältnis glimpflichen Verlauf ab Borchen verdanken wir auch dem massiven Einstau der Rückhaltebecken Sudheim und Ebbinghausen (Sauer) und Husen (Altenau), so dass die Altenau bereits mit sinkendem Wasserstand der Alme zufloss. Trotzdem waren die Feuerwehren in Borchen und Paderborn auf den schlimmsten Fall vorbereitet. Es war ein großes Glück, dass die Lippe nicht ein ähnliches Hochwasser führte wie die Alme“. Müller machte sich bis zum späten Abend vor Ort ein persönliches Bild vom Ausmaß der Überflutungen.

Im Bereich der Aabachtalsperre war insgesamt eine Millionen m³ Wasser eingestaut worden, um vor allem die Afte und damit indirekt das Krisengebiet in Büren zu entlasten. Hier sei sogar noch Luft, so Müller. Anders sieht es aus bei den Rückhaltebecken. „Dort wurde massiv eingestaut. Das System des Hochwasserschutzes im Paderborner Land hat sich bewährt“ so Müller. Sich bewährt bzw. gute Dienste geleistet haben auch die Flutkarten des Wasserverbandes Obere Lippe. Diese wurden gestern eigens angefertigt, als die Flutwelle von Büren aus sich Richtung Brenken, Tudorf, Ahden und Paderborn bewegte. Diese Karten wiesen jene Gebiete aus, die nach den Berechnungen des Wasserverbandes Obere Lippe im schlimmsten Fall hätten überflutet werden würden. Im Ergebnis konnten die örtliche Feuerwehren alarmiert, betroffene Eigentümer direkt angesprochen und gezielt Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

„Aufgrund des Zuflusses steigt der Einstau des Hochwasserrückhaltebeckens Keddinghausen immer noch. Die Rückhaltebecken Ebbinghausen, Sudheim, Husen-Dalheim und Gollentaler Grund geben schon wieder etwas mehr Wasser ab als zufließt. Denn die Becken müssen bei erneuten Starkregenfällen wieder ihre Funktion erfüllen können“, erklärt der Geschäftsführer des Wasserverbandes Obere Lippe, Wilhelm Hüsemann.

22.08.07

Dauerregen im Kreis Paderborn . Der Tag danach

Lage in Weine spitzt sich zu

Kreis Paderborn (krpb). Nach der stressigen Nacht kam diese Nachricht für die betroffenen Menschen und Einsatzkräfte genau richtig: Der Deutsche Wetterdienst hat heute Morgen um 9:30 Uhr die Unwetterwarnung aufgehoben. Doch in Büren-Weine spitzt sich die Lage in diesen Minuten dramatisch zu. Die Alme ist zu einem reißenden Fluss geworfen und droht nun in die Häuser einzudringen. Das THW Delbrück ist mit 10 Pumpen vor Ort im Einsatz, um die Schäden möglichst begrenzen zu können. Engpässe bei den Sandsäcken gibt es keine. Die Kreisleitstelle hat zudem noch einmal 10.000 Sandsäcke bestellt, um die Vorräte auffüllen zu können.
Nur ölf Tage nach dem verheerenden Hochwassergeschehen hieß es am gestrigen Dienstag wiederum Warnstufe violett für den Kreis Paderborn: Der Wetterdienst kündigte um 14:11 Uhr ein kompaktes Regengebiet an, das innerhalb von 12 Stunden Niederschläge zwischen 40 und 70 Litern pro Quadratmeter bringen sollte. Gegen 16:00 Uhr setzten dann die starken Regenfälle ein, die bis zum frühen Morgen andauerten und wiederum für überflutete Straßen und voll gelaufene Keller sorgten. Hauptsächlich betroffen waren in der Nacht wiederum der Raum Delbrück, Salzkotten, Altenbeken, Bad Lippspringe und Stadt Paderborn. Hier mussten rund 60 Einsätze geleistet werden. Die Einsatzkräfte kämpfen derzeit vor allem im Raum Büren und Delbrück noch gegen die Wassermassen.
Im Gegensatz zum Hochwassergeschehen in der Nacht vom 9. auf den 10. August mit seiner .Flutwelle von oben. ist die jetzige Hochwasserlage ein .klassischer Fall. für den Wasserverband. Wenn Flüsse und Bäche nach Dauerregen vollaufen bzw. überlaufen, kann durch angepasstes Stauen der Gewässer erreicht werden, dass nachfolgende Flutwellen gedämpft werden. .Gestern Nacht sind wir flächendeckend extrem überregnet worden., beschreibt der Geschäftsführer des Wasserverbandes Obere Lippe, Wilhelm Hüsemann, das Geschehen in der Nacht.
 
Wiederum eingestaut worden war zunächst das Hochwasserückhaltebecken Steinhorst. Zwischen 20 Uhr und 22:30 Uhr folgten dann Krumme Grund II und Padersee. Hier laufen die Regenwasserleitungen zusammen aus den Baugebieten im Osten der Stadt Paderborn.
Derzeit sind nach Angaben des Wasserverbandes insgesamt 8 Rückhaltebecken eingestaut. In Absprache mit der Bezirksregierung Detmold werden die Anlagen abweichend vom Regelbetrieb gefahren, um .die Wellen extrem dämpfen zu können., so Hüsemann. Knackpunkt bleibe die Alme im Bereich Büren/Weine. Soeben (12:43 Uhr) vermeldet der Wasserverband, dass die Alme um einen Zentimeter gesunken sei. Die Flutwelle erreiche in einer bis eineinhalb Stunden dann Büren. Dann sei auch bei der Alme mit sinkendem Pegelstand zu rechnen. Fallend sind auch die Pegelstände der Beke und der Lippe oberhalb von Schloß Neuhaus. Der Pegelstand der Altenau bei Nordborchen ist derzeit stagnierend.
 
Eine ganze Reihe von Kreisstraßen war überflutet worden, da das Wasser von den benachbarten Feldern über die Straßen lief. Leichte Probleme gab es auch auf der Deponie an der alten Schanze in Elsen. Dort waren die Sickerwasserspeicher voll gelaufen, einige Abschnitte mussten eingestaut werden. In Abstimmung mit den Verantwortlichen der Kläranlage der Stadt Paderborn wird derzeit versucht, durch einen höheren Abfluss den Wasserstand wieder zu senken. Hier wird sich die Lage voraussichtlich in den nächsten Stunden normalisieren.
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Verirrte Schafe müssen von Kameraden der Feuerwehr Büren aus dem vollkommen überfluteten Almetal bei Ahden gerettet werden.

Alme-Hochwasser im Kreis Paderborn: Flutwelle bewegt sich in Richtung Paderborn

Kreis Paderborn (krpb). Durch die heftigen Niederschläge ist die Alme zu einem reißenden Fluß angestiegen: Die Hochwasserlage im Kreis Paderborn ist deshalb nach wie vor angespannt. Ein Grund sind die heftigen und vor allem flächendeckenden Niederschläge der vergangenen Nacht. Kreisweit fielen innerhalb der Nachtstunden im Schnitt 70 l pro Quadratmeter. Am Morgen sorgte dann eine weitere Regenwetterfront im Sauerland für weitere heftige Niederschläge. Mit der Konsequenz, dass im Laufe des Vormittags das abfließende Regenwasser aus dem Sauerland . aus Richtung Brilon kommend . die Alme immer weiter ansteigen ließ. In Büren/Weine betrug der Höchststand heute Mittag 2,48 m. Die Flutwelle hat im Augenblick Brenken erreicht und bewegt sich dann weiter in Richtung Tudorf, Alfen, Wewer/Paderborn. In Brenken stehen derzeit rund 15 Keller unter Wasser. Der Höchststand in Niederntudorf wird gegen 17:00 Uhr erwartet. Voraussichtlich im Abendbereich wird dann Paderborn erreicht. Der Pegelstand der Lippe oberhalb von Schloß Neuhaus sinkt. Am Pegel Bentfeld steigt er jedoch. Hier rechnen die Experten mit einem Anstieg der Lippe im Abendbereich von 25 cm. Der Wasserverband Obere Lippe hat bereits die Kreisfeuerwehrzentrale in Büren-Ahden und die Feuerwehr der Stadt Paderborn mit Flutkarten versorgt. Diese wurden speziell angefertigt und weisen jene Gebiete aus, die voraussichtlich überflutet werden, so dass die örtlichen Feuerwehren alarmiert und Schutzmaßnahmen getroffen werden können. Derzeit sind rund 400 Einsatzkräfte der örtlichen Feuerwehren und des THW im Einsatz, um die Gebiete bzw. Häuser in den entsprechenden Hochwassergebieten zu sichern. Um die Flutwelle weiter einzudämmen, bleiben die Hochwasserrückhaltebecken weiter eingestaut: Der Bereich der Alme wird entlastet durch das Einstauen der Becken Keddinghausen, Gollentaler Grund und Aabachtalsperre. Der Pegel der Altenau sinkt weiter. Eingestaut bleiben gleichwohl Sudheim, Ebbinghausen, Husen-Dalheim und Borchen, weil sie indirekt auch dämpfend auf die Flutwelle der Alme einwirken. .Die Rettungskräfte kämpfen im Augenblick gegen die Wassermassen und sind bemüht, das Schlimmste zu verhindern., erklärt Landrat Manfred Müller. .Was sie jetzt nicht gebrauchen können sind Schaulustige., so Müller, der eindringlich darum bittet, nicht den Einsatz der Kräfte vor Ort zu behindern.

 

Bericht Radio Hochstift:

22.August

Hochwasser der Alme beschäftigt EinsatzkräfteIm Kreis Paderborn werden Keller ausgepumpt und Sandsäcke gepackt und gestapelt. Heftige Regenfälle im Sauerland haben vor allem die Alme stark anschwellen und über die Ufer treten lassen. In Büren-Weine zum Beispiel lag der Pegel am Mittag 30 Zentimeter über dem verheerenden Hochwasser von 1965. Schwer getroffen hat es auch die Stadt Büren und den Ortsteil Brenken. Am Abend soll die Flut-Welle Ahden und Büren-Wewelsburg erreichen. Auch für die Orte entlang der Lippe erwarten die Experten für heute Abend Hochwasser. Es könnte Paderborn-Wewer und auch Schloß Neuhaus treffen. Vorsorglich sind 10.000 Sandsäcke von den Einsatzkräften zusätzlich aus Bielefeld angefordert worden.
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In den frühen Morgenstunden des 22. August wurden die Löschzüge der Gesamtwehr Delbrück nach kurzer Nachtruhe zu zahlreichen weiteren Einsatzstellen im Stadtgebiet gerufen. Zur Unterstützung der Feuerwehr Büren bei den Überflutungseinsätzen im Almetal rückte gegen Mittag ein Konvoi bestehend aus 11 Fahrzeugen in Richtung Büren aus. Auch hier galt es in Brenken und Ahden Keller auszupumpen und Gefahrenstellen zu beseitigen.
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Foto:WDR Köln

Westfälisches Volksblatt : 23. August

Delbrücker Land erneut stark betroffen »Land unter« in weiten Bereichen
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Die Lippe in Höhe Boke

Von Jürgen Spies und Axel Langer
Delbrück/Hövelhof/Kreis Paderborn (WV). »Nicht schon wieder!« dachte Heinz Stamm, Anwohner des vor knapp vierzehn Tagen völlig überfluteten Bereiches rund um den Birkenkamp in Nordhagen: Neues Ungemach brachten die kräftigen Niederschläge am Dienstag hier und in weiten Teilen des Delbrücker Landes (das WV berichtete bereits in einem Teil der Mittwochausgabe). Wieder gab es Überflutungen in erheblichem Ausmaß.
In der Nacht waren rund 30 Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen. Kaum war der Grubebach in sein ursprüngliches Bett zurückgekehrt, da überflutete er wieder weite Bereiche; Wohnhäuser drohten ebenfalls ein Opfer der braunen Fluten zu werden.

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Der Boker Damm zwischen Boke und Verne musste am Vormittag gesperrt werden, die Wassermassen überschwemmten die Straße. Nachdem sich Delbrücks Wehrführer Reinhard Brand am gestrigen Vormittag ein Bild von der Lage gemacht hatte, wurden Kräfte des Technischen Hilfswerks
(THW) am Birkenkamp erneut aktiv. Die Großpumpe Hannibal wurde in Position gebracht ­ genau an der Stelle, an der beim Unwetter vor knapp zwei Wochen der Birkenkamp aufgerissen wurde, um einen Bypass für die Grube zu öffnen.
Seit 9.30 Uhr saugt hier »Hannibal« wieder bis zu 5000 Liter pro Minute ab. »Ich hoffe, wir kommen hier glimpflich davon. Allerdings gilt meine größere Sorge der Lippe. Die Lippe ist jetzt schon randvoll und das Hochwasser der Alme aus dem Raum Büren kommt noch hinzu«, sah Wehrführer Reinhard Brand bereits am Morgen einen zweiten Einsatzschwerpunkt. So kam es dann auch: Die Delbrücker Wehr half dort am Nachmittag mannstark und mit elf Fahrzeugen. 
Auch an der Lippe spitzte sich die Lage zu. Die Lippe führt bedingt durch die mächtigen Niederschläge ohnehin schon Hochwasser und muss nun noch zusätzliche Wassermassen aus der Alme aufnehmen, die in Schloß Neuhaus in die Lippe mündet.
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Vor Ort machten sich Scharmedes Ortsvorsteher Gerd Eikel und Alfons Geesmeier aus Boke ein Bild von den Fluten. »Ich kann mich noch gut an das erste Hochwasser erinnern, das ich erlebt habe. 1948 war ich fünf Jahre alt. Die Leute haben Gerstengarben mit Forken aus den Fluten geangelt. Die
bildeten damals vor der alten Lippebrücke einen Rückstau und das Wasser stieg schnell an. Das Getreide wurde hinterher wieder getrocknet«, erinnerte sich Geesmeier.
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»Wenn man sich ein Bild davon machen will, wo vielleicht Hochwasserrückhaltemöglichkeiten angelegt werden müssen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt«, so Gerd Eikel. Eine ganze Reihe von Kreisstraßen war überflutet, da das Wasser von den benachbarten Feldern über die Straßen lief und die Gräben längst vollgelaufen waren.
Leichte Probleme gab es auch auf der Mülldeponie an der Alten Schanze in Elsen. Dort waren die Sickerwasserspeicher voll gelaufen, einige Abschnitte mussten eingestaut werden. In Abstimmung mit den Fachkräften der Kläranlage der Stadt Paderborn wurde gestern Mittag versucht, durch einen höheren Abfluss den Wasserstand wieder zu senken.
In Hövelhof rückte die Feuerwehr am Dienstagabend zu zehn Einsatzstelle, am Mittwoch war die Hilfe der Wehr nur noch vereinzelt vonnöten. Es mussten mehrere Keller leergepumpt werden, außerdem sicherte die Feuerwehr mehrere Gebäude gegen eindringendes Oberflächenwasser per Sandsack-Barriere ab, berichtete Wehrführer Peter Kesselmeier.
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