25. Januar. Salzkotten.

Neues Fahrzeug kostet 700 000 Euro - Wehr muss Leistungsfähigkeit beweisen.

Salzkotten (WV). 700 000 Euro sind eine Summe, die offenbar einigen Salzkottener Kommunalpolitikern Respekt einflößt. In dieser Größenordnung bewegen sich die Kosten für eine neue Drehleiter, die die Freiwillige Feuerwehr dringend benötigt und die in den Haushaltsjahren 2013/14 finanziert werden soll. Insgesamt acht Löschzüge und -gruppen gibt es im Stadtgebiet Salzkotten. Die Wehren mit einem Einzugsgebiet von 25 mal 11 Kilometern stehen im Notfall für fast 25 000 Menschen bereit. 61 Brände wurden im vergangenen Jahr gelöscht. Montage: Büscher
Die Salzkottener Drehleiter bereitet den Wehrleuten schon seit langem Kopfzerbrechen. Auszuschließen ist nach Auskunft des Bürgermeisters zudem nicht, dass das Fahrzeug auch von heute auf morgen ausfalle. Dann müsse man auch kurzfristig reagieren. Nun wird der Kauf zunächst im Brandschutzbedarfsplan vorgezogen.

Die Ausgabe einer Dreiviertel Millionen Euro will nach Aussage des Fraktionschefs der FDP, Christoph Sonntag, wohl bedacht sein. Er beantragte daher in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses eine interfraktionelle Arbeitsgruppe, die sich mit der Neubeschaffung der Drehleiter beschäftigt. »Eine solch große Summe wird den Haushalt lange belasten«, sagte Sonntag. Der Hauptausschuss sei daher nicht das richtige Gremium, um verschiedene Ausgestaltungsmöglichkeiten detailliert zu beraten. Sonntag schlug außerdem vor, Vor- und Nachteile einer Hubrettungsbühne im Vergleich zu einer Drehleiter zu ermitteln. Eine solche werde in vielen Städten genutzt und sei günstiger. Sie sei robuster und habe ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.
Mit seinem Antrag stieß der Liberale jedoch auf wenig Gehör. CDU-Chef Michael Fechtler hielt eine interfraktionelle Arbeitsgruppe für ein »nicht entscheidungsfähiges Labergremium«. Über Vor- und Nachteile unterschiedlicher Fahrzeuge könne sich auch der Hauptausschuss informieren - etwa durch eine Vorführung am Gerätehaus - und müsste dann in der Lage sein, eine Kaufentscheidung zu treffen. Nach ausgiebiger Diskussion einigten sich die Fraktionen auf einen gemeinsamen Antrag. Demnach soll sich der Hauptausschuss in zwei bis drei Sitzungen mit dem Thema Drehleiter befassen und sich ausgiebig informieren, wobei Diskussion und Entscheidung voneinander getrennt werden sollen.
Der Hauptausschuss beschloss zudem, bei kostenpflichtigen Einsätzen der Feuerwehr die Verursacher künftig intensiver zur Kasse zu bitten. Der Stundensatz für die Einsatzkräfte wurde von 18 auf 23 Euro erhöht. Diese Anhebung sei nach mehreren Urteilen erforderlich, so Fachbereichsleiter Thomas Peitzmeier. Gleichzeitig soll im Viertelstundentakt abgerechnet werden. Damit kann die Stadt pro Mann und Viertelstunde 5,75 Euro abrechnen. Ein Löschfahrzeug kostet pro angefangene Viertelstunde 16,25 Euro. Etwa 25 bis 30 Einsätze rechnet die Stadt im Jahr ab.

Die Freiwillige Feuerwehr im Stadtgebiet Salzkotten zählt derzeit 441 Mitglieder, wovon 281 im aktiven Dienst stehen. Betreut wird eine Fläche von 25 mal 11 Kilometern mit 24 850 Einwohnern. Stadtbrandinspektor Alfons Bunte sieht die Sälzer Wehren vor einer großen Herausforderung. Denn auf dem Weg zum Mittelzentrum werden auch die Ansprüche an die Feuerwehr größer. Bei mehr als 25 000 Einwohnern seien vom Gesetzgeber eigentlich hauptamtliche Feuerwehrleute vorgeschrieben. Es gäbe allerdings Ausnahmen. So habe auch die Nachbarstadt Delbrück jüngst ihre Ausnahmegenehmigung für die nächsten fünf Jahre verlängern können. Die Leistungsfähigkeit nachzuweisen, sei harte Arbeit. Um die Überprüfungskriterien erfüllen zu können, müsse eine Verbesserung der Organisation angestrebt werden, sagte Bunte. So könnten Nachbarwehren stärker miteingebunden werden, die Ausbildung der Führungskräfte müsse intensiviert werden und auch eine Entlastung bei den nicht feuerwehrspezifischen Aufgaben (Absicherung von Umzügen) müsse überdacht werden. »Natürlich will die Feuerwehr auch bei diesen Dingen helfen«, so Bunte, »doch man muss aufpassen, dass es nicht zu viel wird.« Das schrecke junge Leute ab.
Als ganz wichtige Aufgabe sieht Bunte eine Erhöhung der Personalstärke an. »Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, die Zahl der Kameraden zu erhöhen«, sagt Bunte. Dazu zählte die Integration ausländischer Mitbürger ebenso wie die Förderung der Jugendfeuerwehr.

Bericht: Marion Neesen Westfälisches Volksblatt


 Insgesamt acht Löschzüge und -gruppen gibt es im Stadtgebiet Salzkotten. Die Wehren mit einem Einzugsgebiet von 25 mal 11 Kilometern stehen im Notfall für fast 25 000 Menschen bereit. 61 Brände wurden im vergangenen Jahr gelöscht.
Bericht: Westfälisches Volksblatt 

Neue Westfälische

Modernes für luftige Höhen
Ersatz für alte Drehleiter: Salzkottener suchen optimale Lösung für ihre Wehr

VON ANDREAS GÖTTE


Salzkotten. Die Freiwillige Feuerwehr in Salzkotten hat eine wichtige und weitreichende Entscheidung vor der Brust. Im kommenden Jahr 2013 soll ein Ersatz für das in die Jahre kommende Drehleiterfahrzeug her. Neben der kostspieligen klassischen Drehleiter brachte die FDP-Fraktion am Montagabend im Hauptausschuss auch die Alternative Hubrettungsbühne ins Spiel.

„Hubrettungsbühnen können durch den Einsatz von Standard-Teleskopmasten deutlich günstiger hergestellt werden“, erläutert Fraktionschef Christoph Sonntag. Durch die zusätzliche Kranfunktion würde der Wehr zusätzlich sogar eine weitere wichtige technische Funktion zur Verfügung stehen, was gerade bei der technischen Hilfeleistung immer wichtiger werde, so Sonntag weiter. Auch fielen die Kosten für die Abschreibung im Vergleich zur klassischen Drehleiter deutlicher geringer aus.

Dem liberalen Antrag zur Einrichtung einer interfraktionellen Arbeitsgruppe zur Planung der Neubeschaffung mochten sich die anderen Fraktionen nicht anschließen. CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Fechtler sprach gar von einer „Laberrunde“, die nicht nötig sei. Auch Bürgermeister Michael Dreier konnte sich nicht mit der Einrichtung einer Arbeitsgruppe anfreunden. „Der Haupt- und Finanzausschuss ist dafür schon das richtige Gremium“, so das Stadtoberhaupt.

Michael Dreier schlug ein oder zwei Sitzungen vor Ort im Feuerwehrgerätehaus vor. Dort sollen die verschiedenen Fahrzeugarten den Ausschussmitgliedern vorgestellt werden. Ein Lastenheft mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen soll die endgültige Entscheidung erleichtern. Damit konnten alle Fraktionen einstimmig leben. Die Liberalen zogen ihren Antrag daraufhin zurück.

In Sachen Neuanschaffung brachte der Bürgermeister noch einen weiteren Vorschlag ins Spiel. „Bei einer Drehleiter können wir vielleicht auch Synergien mit benachbarten Kommunen nutzen“, so Dreier. Diese müsste nicht aus dem Kreis Paderborn kommen.

Bei der Einhaltung der sogeannten Hilfsfristen, also die Zeit zwischen dem Eingang des Notrufs und dem Eintreffen am Einsatzort, hat die Sälzer Wehr zumindest was das zweite Fahrzeug betrifft, Probleme. So werden innerhalb der vorgeschriebenen acht Minuten laut Feuerwehr-Chef Alfons Bunte nach den neuen Vorgaben nur 58 Prozent der Orte erreicht. Nach der alten Regelung seien es gar nur 50 Prozent gewesen. Der Rest liege jedoch deutlich über Plan.

Über eine Verbesserung der Organisation der Wehr und verbesserte Anbindungen an die Nachbarwehren möchte Bunte die Sälzer Feuerwehr optimieren. Auch die Ausbildung vonFührungskräften ist für Bunte zukunftsweisend. „Leider wird es auch in diesem Jahr trotz anderer Aussagen wieder zu wenig Lehrgänge für uns geben“, ärgert sich Bunte. Das gelte für den gesamten Regierungsbezirk Detmold. Neben der Verbesserung der technischen Ausstattung wie beispielsweise Mannschaftstransportwagen für alle Ortsteile möchte der Wehrführer die Führungskräfte entlasten, die Personalstärke erhöhen und die Feuerwehr auch für Migranten öffnen. Das scheitere leider häufiger an Sprachproblemen, bedauert Bunte.

Einiges habe sich bei den Gerätehäusern getan. Nach dem abgeschlossenen Umbau in Thüle rechnet der Verlarer im Mai mit der Einweihung des Neubaus in Scharmede. Für die Zukunft seien Umbauten der Gerätehäuser in Verne und Verlar geplant. Die Kapazitätsgrenze sei in beiden Fällen erreicht, betonte der Wehrchef.

 Stadtbrandmeister: Alfons Bunte. FOTO: MK