Augen auf – bevor es knallt. Feuerwehr und THW zeigen, wie gefährlich illegale, aber auch legale »Böller« sein können.{gallery}news/2013/1312281{/gallery}
Explosive Stimmung im alten Tanklager. Feuerwehr und THW warnen anschaulich vor falscher Handhabung von Feuerwerkskörpern
Kreis Paderborn: Im ehemaligen NATO-Tanklager oberhalb von Altenbeken gab es am Freitag schon mal einen Vorgeschmack auf Silvester. Denn bei der Präventionskampagne des Kreisfeuer-wehrverbandes in Kooperation mit dem Paderborner Orts-verein des Technischen Hilfs-werks (THW) und des Löschzuges Altenbeken wurde so mancher Feuerwerkskörper und Böller gezündet, um auf die Gefahren im Umgang mit Sprengstoff hinzuweisen. Besonders schwer hatte es Dummie Felix. Ihm wurde eine ganze Batterie Böller in die Hosentasche gesteckt. Auch sein Rucksack war randvoll mit Feuerwerkskörpern. Er zog sich bei den kontrollierten Zündungen schwere Verletzungen zu. Und die stammten längst nicht nur von der Explosion direkt am Körper.
„Dabei können auch nicht verbrannte Explosivstoffe in den Körper eindringen und und dort später als Sekundär- verletzungen beispielsweise den Verlust von Gliedmaßen her orrufen“, erläutert THW- Sprengbeauftragter Werner Hartmann. Besonders übel traf es Dum- mie Felix immer dann, wenn sogenannte Polen-Böller zum Einsatz kamen. Das zeigten die eingesetzten Schweinepfoten an seinen Händen.„Schweinepfoten ähneln von der Struktur her der menschlichen Haut“, so Pressesprecher Niklas Schäfers vom Kreisfeuerwehrverband. Tiefe offene Wunden klafften in den Pfoten, auch die Sehnen waren stark in Mitleidenschaft gezogen worden. „Alles hätte sofort chirurgisch behandelt werden müssen“, so Schäfers. Nicht zugelassene und nicht geprüfte Knallkörper sollten nicht gezündet werden.„ Da sind besondere Pulvermischungen drin, die zuvor nie getestet worden sind“, weiß Sprengexperte Hartmann. Beim Kauf von Feuerwerks- körpern sollte dringend auf das Prüfsiegel geachtet werden.
Maßgebend ist die BAM ID der Bundesanstalt für Materialforschung und Prüfung (BAM)sowie das CE-Zeichen. Zudem sollten Name und Adresse des Herstellers oder Importeurs bekannt sein und auch die Art des Gegenstandes, die Altersgrenze sowie die entsprechende Kategorie in Großbuchstaben gekennzeichnet sein. Bei Feuerwerkskörpern derKategorie II ist ein Sicherheitsabstand von acht Metern ratsam. Auch die Nettoexplosivmasse (NEM) sollte im Auge behalten werden. Sie darf bei Knallkörpern maximal sechs Gramm betragen. Bei Batterien sind es 500 Gramm, für Kombinationen mit Fontänen gelten 600 Gramm.
Während Kleinst-Feuerwerke (Kategorie I) ab dem vollendeten zwölften Lebensjahr ganzjährig benutzt werden können, dürfen Feuerwerkskörper der Kategorie II wie beispielsweise das Silvester-Feuerwerk nur an Personen ab dem 18. Lebensjahr verkauft werden. Aber auch das Standard Feuerwerk kann bei falscher Handhabung gefährlich sein. So sollten Raketen nur auf sicherem Untergrund in einer Glasflasche gezündet werden, die fest in einem Getränkekasten steht.
Doch auch am Silvester-Tisch kann es unangenehm heiß werden. Wenn der Fondue-Topf erst mal in Brand geraten ist, bloß nicht das heiße Fett mit Wasser zu löschen versuchen. Ganz schnell lief am Freitag der Feuerwehrmann weg, nachdem er Wasser auf das brennende Fett gegossen hatte. Wenig später war das Fett explodiert. Für die Kräfte der Feuerwehr ist die Silvesternacht die einsatzreichste im gesamten Jahr. „Falls doch mal etwas passiert, sofort den Notruf mit Ortsangabe und den fünf W’s absetzen und möglichst kein Feuerwerk auf der Straße zünden, damit die Einsatzkräfte auch durchkommen“, sagt Kreisbrandmeister Elmar Keuter. Er informierte sich am Freitag vor Ort in der Egge über die explosive Präventionskampagne.
INFO
Böller sind nicht überall erlaubt´ Silvesterfeuerwerk der Kategorie II darf nur am 31. Dezember und 1. Januar gezündet werden. Erhältlich ist es 2013 vom 28. bis zum 31. Dezember. Böller dürfen nicht in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen und Fachwerkhäusern abgebrannt werden. Gebrauchshinweise müssen beachtet werden.
Neue Westfälische von VON ANDREAS GÖTTE
Fotos: Marc Köppelmann {gallery}news/2013/1312282{/gallery}
Westfälisches Volksblatt
Paderborn (WV). Schwere Verbrennungen oder Teilamputation – wer so ins neue Jahr gestartet ist, wird künftig vermulich keine Feuerwerkskörper mehr kaufen. THW und Feuerwehr zeigen, wie gefährlich die »Böllerei« sein kann – vor allem, wenn Alkohol im Spiel ist oder illegale Böller gezündet werden.
»Schwarzpulver ist verdammt tückisch, es genügt ein kleiner Funke, damit es explodiert«, warnt Werner Hartmann, Mitglied der THW-Fachgruppe »Sprengen«. Wer zum Beispiel Silvester achtlos seine Zigarette wegwirft und nicht darauf achtet, ob der Nachbar vielleicht einen Karton mit Böllern auf der Straße abgestellt hat, handelt ziemlich fahrlässig. Auch das Abschießen von Raketen aus leeren Flaschen ist nicht zu empfehlen. »Die Flasche sollte unbedingt stabil in einer Getränkekiste stehen, denn wenn sie umkippt, können böse Querschläger die Folge sein«, sagt der Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes, Niklas Schäfers. Gleiches gilt für so genannte »Batterien«, die unbedingt auf ebener Fläche aufgestellt werden sollten.
Richtig gefährlich wird es, wenn »Böller« am Körper explodieren. »Wenn man vor Mitternacht schon Alkohol getrunken hat, sinkt oft die Hemmschwelle und manch einer meint dann, den Böller explodieren lassen zu können, wenn er ihn noch in der Hand hält«, sagt Schäfers. Was dann passiert, zeigen Feuerwehr und THW bei einem Versuch. Sie lassen Feuerwerkskörper in der Hand einer Puppe und in Schweinepfoten explodieren. Die Folgen sind gravierend. »Es können massive Verletzungen entstehen, die sofort chirurgisch versorgt werden müssen. Das geht von verletzten Sehnen und Muskelgewebe über offene Brüche bis hin zu weggesprengten Gliedmaßen«, warnt Schäfers.
Noch größer ist die Gefahr bei illegalen Feuerwerkskörpern, auch die hat die Feuerwehr für ihren Versuch besorgt (Schäfers: »Sie waren leider sehr leicht zu bekommen.«). Fast jedem Retter ist ein schlimmer Einsatz an Silvester, der arbeitsreichsten Nacht des Jahres, in Erinnerung. »Ich musste mal einem Kind helfen, dessen Hose sich durch eine einfache Wunderkerze entzündet hatte«, berichtet Niklas Schäfers. Deswegen ist den Helfern folgende Mahnung besonders wichtig: »Böllern« bitte nur nüchtern. Und Augen auf, bevor es knallt!
Bericht: Westfälisches Volksblatt von Meike Oblau