10. Juni. Schönebeck Sachsen Anhalt

Schönebeck Sachsen-Anhalt. Heult die Sirene, heißt es laufen. 140 Feuerwehrleute aus dem Hochstift schuften bis zum Umfallen an der Elbe.{gallery}news/2013/130608pbmd{/gallery} 

 

Kreis Paderborn/Schönebeck. Jeder kennt die Bilder aus dem Fernsehen, doch die Wirklichkeit ist an Dramatik nicht zu überbieten. 75 Feuerwehrleute aus dem Kreis Paderborn erleben seit Freitagnacht an der Elbe im Katastrophengebiet, was es heißt, gegen unablässig heranrollende Flutmassen zu kämpfen und buchstäblich um jeden Meter Deich zu ringen.;

140 Feuerwehrleute aus dem Hochstift Paderborn sind gemeinsam mit Helfern des Technischen Hilfswerks und der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft Teil eines Gemeinschaftsaktion Zehntausender, um Hab und Gut der Menschen in Sachsen-Anhalt zu schützen.

Nach einem Tankstopp an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze beim Helmstedt, bei dem die Kräfte aus Paderborn und Höxter zu einem Verband zusammengeschlossen wurden, trafen die Helfer am Freitagabend gegen 21.30 Uhr in Schönebeck an der Elbe ein. Kaum hatten die Paderborner Quartier in einer Grundschule bezogen, gellten gegen 1 Uhr die Alarmsirenen - raus an den Deich. Während ein Zug rund 18.000 Sandsäcke füllte, verbauten die Kräfte der übrigen Züge Sandsäcke, um den weich gewordenen Elbdeich zu stabilisieren. Tonnenstark drückt die Elbe gegen die Deiche, die immer labiler werden. Auch im Hinterland der Deiche drückt Wasser hoch und sprudelt aus dem Boden, denn der Grundwasserspiegel ist stark gestiegen, berichtet Niklas Schäfers, Sprecher des Kreisfeuerwehrverbandes, der selbst im Einsatz am Deich bei Elbernau steht.

Selbst für gestandene Einsatzkräfte ist das eine Situation, die sie noch nicht erlebt haben - eine Situation, die betroffen macht. "Die Häuser sind verbarrikadiert und die Menschen in Aufruhr, gleichwohl aber begeistert über die hundertfache Hilfe", so Schäfers Bericht aus Schönebeck. "Jede Hand wird gebraucht", und so wundert es nicht, dass fast tausend Menschen am Busbahnhof Sandsäcke füllten. Fast eine Million wurden allein in Schönebeck verbaut - nicht immer mit Erfolg, denn am Samstagnachmittag brach ein erster Deich, und Wassermassen flossen in die Innenstadt. Auch im Süden der Stadt, bei Groß Rosenburg an der Saale, gab es einen Deichbruch. Zwei Einheiten sicherten das örtliche Krankenhaus mit Sandsäcken. Ein weiterer Zug wurde im Stadtteil Frohse eingesetzt. Dort war die Elbe massiv über die Ufer getreten und bedrohte Häuser und Straßen. Die Brandschützer halfen mit Sandsack-Barrieren und Pumpen.

Am Sonntag stand die Deichsicherung auf der östlichen Elbseite im Fokus der Paderborner. Im Bereich Elbernau stand das Wasser vormittags knapp zehn Zentimeter unter der Krone des weichen Deiches. "Hier ist es echt gefährlich", berichtet Niklas Schäfers", "alle Fahrzeuge stehen in Fluchtrichtung. Wenn die Sirenen heulen, bricht der Deich, und wir müssen uns schnellstens selbst retten."

Das Wetter mit fast 28 Grad macht den Helferinnen und Helfern schwer zu schaffen, hinzu kommen die Mücken, die schwarmweise über die Kräfte herfallen. Im Einsatz tragen die Helfer Schirmmützen mit dem Logo des Paderborner Airports als Sonnenschutz - eine Spende kurz vor der Abfahrt des Hilfskonvois.;

Der Rettungswagen, den die Einsatzkräfte zum Eigenschutz dabei haben, unterstützt inzwischen den Rettungsdienst in Schönebeck, und mit Alfons Bunte und Andreas Müller, die Wehrführer aus Salzkotten und Büren, verstärkt der Kreis Paderborn die Führungsstäbe an der Elbe personell. An vielen Stellen arbeiten Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Deutsches Rotes Kreuz, Bundeswehr und Deutsche Lebensrettungsgesellschaft eng miteinander. Unterstützt wird die Bezirksreserve Paderborn-Höxter durch viele weitere Einheiten aus Ostwestfalen-Lippe.

Erfreut sind die Helfer aus Paderborn und Höxter über die große Unterstützung und Freundlichkeit der Bevölkerung: "Hier packt jeder mit an, um Schlimmeres zu verhindern - einfach Klasse", so Bernhard Lücke, Leiter Einsatzgruppe Paderborn. "Alle Kameraden geben ihr bestes, um die Überflutung zu verhindern", resümiert der gemeinsame Verbandsführer Wilhelm Schrenner aus dem Kreis Höxter.

Bericht: Neue Westfälische. Foto: FW