2. Januar. Salzkotten.

Müllaufbereitung auf der Deponie Alte Schanze birgt trotz moderner Technik grundsätzliche Risiken. Weitere Großbrände möglich. {gallery}news/2014/140102sz1{/gallery}



Kreis Paderborn (WV). Auch in Zukunft wird man mit Großbränden durch die Aufbereitung von Müll auf der Alten Schanze bei Wewer rechnen müssen. Der Großeinsatz der Wehren am 1. September war zentrales Thema der jüngsten AVE-Betriebsausschusssitzung. Damals beunruhigte eine riesige Rauchwolke vor allem die Bewohner von Wewer.
In nur vier Wochen hatte es drei Brände im Bereich der Pader Entsorgungs GmbH (PEG) auf dem Areal der Alten Schanze gegeben. Betrieben wird die Deponie vom Kreis Paderborn. Am 1. September stand eine große Halle in Flammen, in der Ersatzbrennstoffe gelagert wurden. Knapp 150 Feuerwehrleute waren stundenlang im Einsatz, Polizisten warnten die Bevölkerung und forderten zum Schließen der Fenster auf. Über Katwarn wurde zusätzlich per SMS in den Räumen Wewer und Paderborn informiert.

Vorsichtshalber sind zur laufenden Schadstoffmessung drei Immissionsschutzfahrzeuge aus Delbrück, Paderborn und Gütersloh eingesetzt worden. Nach zwei Stunden konnte für die Bevölkerung schließlich Entwarnung gegeben werden.
Wenige Wochen zuvor war es bereits aufgrund eines technischen Defektes zu einem Feuer in der Müllsortierungsanlage gekommen und etwas später zu einem Großbrand im Eingangsbereich der Anlieferungshalle durch Selbstzündung.

Grund genug für die CDU-Kreistagsfraktion, kritische Fragen zur Sicherheit der Anlage in der Sitzung des AVE-Betriebsausschusses zu stellen.

Der damalige Einsatzleiter und Feuerwehrchef Salzkottens, Alfons Bunte, schloss in der Sitzung weitere Brände grundsätzlich nicht aus. Zur Brandursache gebe es kein abschließendes Ergebnis, vermutet werden als Auslöser jedoch »selbstentzündende Stoffe«, die sich im produzierten Ersatzbrennmaterial befinden. Die Müllsortierungsanlage bestehe aus vielen technischen Komponenten wie Magnetabscheider und Förderbänder, bei denen es bei Reibung mit Abfällen zu Glut und Feuer kommen könne, so Bunte vor dem Ausschuss. Derartige Brände entstünden in vielen vergleichbaren Anlagen in ganz Deutschland. Auch Kreisbaudezernent Martin Hübner bestätigte die Häufung solcher Brände in ganz NRW.{gallery}news/2014/140102sz3{/gallery}Die Paderborner Anlage, so Bunte, sei in drei eigene Brandschutzbereiche eingeteilt, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern. Löschwasserzisterne, Wandhydranten und eine automatische Sprinkleranlage vervollständigten den Brandschutz.

Die PEG will nach eigenem Bekunden die Halle Mitte 2014 wieder in Betrieb nehmen, die damalige Genehmigung des Brandschutzkonzeptes durch den Regierungspräsidenten sei weiterhin gültig, so Pressesprecher Boris Ziegler. Die 2005 in Betrieb genommene mechanische Aufbereitungsanlage hat seinerzeit zehn Millionen Euro gekostet, die 22 Mitarbeiter bereiten derzeit 80   000 Tonnen Gewerbe- und Baumischmüll zu Ersatzbrennstoffen auf. Bisher hatte es in der Anlage insgesamt sechsmal gebrannt.

Bemängelt wurde in der Sitzung des Betriebsausschusses die unzureichende Alarmierung der Bevölkerung. Flächendeckend sollte insbesondere Wewer vor möglichen Gefahren gewarnt werden. Eine Alarmierung per Sirene für solche Fälle ist derzeit landesweit in Vorbereitung. Auch der Kreis Paderborn stellt zurzeit ein Kataster auf, wie viele der alten Zivilschutzsirenen auf Dächern noch vorhanden sind. Bislang wurden 78 von den Städten und Gemeinden gemeldet. Allein 23 sind im Bereich Büren vorhanden. Diese werden jedoch wie die am Paderborner Westfriedhof zentral gesteuert. Zwei neue Anlagen sind bereits in Bad Lippspringe und in Hövelhof installiert worden. Sie werden elektronisch gesteuert und können einzeln aktiviert werden. Über Batteriebetrieb sind sie auch unabhängig vom Stromnetz.

Westfälisches Volksblatt, Von Bernhard Liedmann

Foto: Beim Brand der Halle auf der Deponie Alte Schanze bildete sich eine riesige Wolke, die in Richtung Wewer zog. Nach Stunden konnte schließlich Entwarnung gegeben werden.