Kreis Paderborn.

»Anna« tobte sich am Freitagabend aus.
Heftige Sturmböen legten im Kreisgebiet selbst uralte Eichen um.{gallery}news/2014/140106pb{/gallery}


Kreis Paderborn (ka/al). »Anna« brauchte nur wenige Minuten, um eine Schneise der Verwüstung durchs Kreisgebiet zu ziehen. Das extrem heftige Sturmtief tobte sich am späten Freitagabend zwar nur kurz und nur örtlich begrenzt aus, aber es legte massive Bäume um, knickte Stämme wie Streichhölzer und hielt die Feuerwehr zwischen 21 und 22.45 Uhr in Atem, die insgesamt 49 Einsätze fuhr.

Verletzt wurde niemand durch dieses ungewöhnlich heftige Gewitter mit Starkregen, auch der außerhalb des Forstes entstandene Sachschaden hält sich nach Einschätzung der Feuerwehr in Grenzen. Aber die Aufräumarbeiten werden die Bauhöfe in Paderborn, Delbrück, Hövelhof und Salzkotten noch eine ganze Weile beschäftigen.

»Blumenkübel flogen durch die Luft, der Himmel war taghell erleuchtet von zuckenden Blitzen. Dann begann es mächtig zu Schütten«, stand Meinolf Brökelmann, Pressesprecher der Delbrücker Feuerwehr, noch lange nach dem Unwetter unter dem Eindruck dieser Einsätze. »Ein solch heftiges Gewitter habe ich in über 30 Jahren bei der Feuerwehr noch nicht erlebt.« Und so wie ihm erging es vielen Menschen im nordwestlichen Kreisgebiet.
»Der Spuk war schnell vorüber, aber die Aufräumarbeiten haben uns noch lange beschäftigt«, meint auch Sebastian Brake vom Löschzug Lippling. Im Minutentakt erfolgten die Alarmierungen. Besonders im westlichen Delbrücker Stadtgebiet von Westenholz über Schöning, Lippling und Steinhorst bis nach Hövelhof häuften sich die Einsätze. Dabei galt es, nicht nur entwurzelte Bäume zu beseitigen, auch Telefonleitungen wurden zerfetzt. In ein kleines Kiefernwäldchen an der Bergstraße am Rande von Steinhorst hatte sich »Anne« regelrecht verbissen. In einem Meter Höhe knickten die Kiefern gleich reihenweise um.

Zwei Autos stießen mit quer über der Fahrbahn liegenden Bäumen zusammen. Verletzt wurde niemand. Mehrere Stunden lang im Einsatz war die Feuerwehr Hövelhof: Zwischen Espeln und Hövelhof-Ortskern mussten etliche Bäume von den Straßen geräumt werden. Insbesondere die Gütersloher und Bielefelder Straße waren zeitweise unpassierbar.

Paderborn war zweiter Schwerpunkt der nächtlichen Einsätze. Die Baumbestände im Stadtforst an den Fischteichen und an der Dubelohstraße wurden am schwersten getroffen. Hier musste in der Nacht die Feuerwehr gleich 21 Mal Hilfe leisten, Stämme sägen und wegräumen. Dabei handelte es sich überwiegend um abgeknickte Äste oder umgestürzte Bäume auf den Gehwegen und Straßen. An einer Stelle, Ecke Taubenweg, waren es sogar ein Dutzend größere Bäume auf einmal. Die Einsatzkräfte mussten sich den Weg zu dieser Einsatzstelle förmlich freischneiden, da auf dem Weg dorthin weitere Bäume die Fahrbahn versperrten oder umzustürzen drohten und die Einsatzkräfte somit gefährdet hätten. Auffällig ist hier, dass die Bäume offenbar auf dem wasserdurchtränkten Boden nicht genug Bodenhaftung mehr hatten und deshalb mitsamt ihren Wurzelballen vom Sturm umgelegt wurden.

In der Nähe blockierte auch ein größerer Ast die Bahnstrecke Richtung Bielefeld. Um hier tätig werden zu können, musste für eine Stunde der Bahnverkehr eingestellt werden. Der Notfallmanager der Deutschen Bahn AG wurde hinzugezogen. Die Dubelohstraße konnte nach rund anderthalb Stunden wieder befahren werden. Der Fuß- und Radweg entlang der Dubelohstraße ist aber vorerst weiterhin nur mit Einschränkungen passierbar. Gleich nebenan blockierten zwei Baumriesen die Zufahrt zur Kleingartenanlage. Mit Kettensägen wurde dort am Samstag Nachmittag aufgeräumt.

Auch Bäume, die in gefährliche Schräglage gerieten, wurden gefällt. Wo keine unmittelbare Gefahr bestand, wurde zunächst weiträumig abgesperrt und die Beseitigung des Holzes durch das Fachamt veranlasst.
Im Einsatz, der bis nach 23 Uhr dauerte, waren die Feuerwachen Nord und Süd, die Löschzüge Stadtmitte, Stadtheide, Sande, Elsen und Schloß Neuhaus der Freiwilligen Feuerwehr mit insgesamt sieben Hilfeleistungs-Löschfahrzeugen und zwei Drehleitern und insgesamt 60 Einsatzkräften.

Foto: Großes Glück haben die Bewohner der Kleingartenanlage an der Dubelohstraße: Zwei dicke Bäume legen sich in den Orkanböen quer über die Einfahrt in die Anlage. Verletzt wird niemand und auch die Gebäude nehmen keinen Schaden. Foto: R. Kache

Westfälisches Volksblatt.