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Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Paderborn.

 

Paderborner warten länger auf Rettungswagen. Wehrführer Ralf Schmitz sieht für Kernstadt eine Verschlechterung im Rettungsdienst.Für Bürgermeister Michael Dreier zählt die Paderborner Feuerwehr zu den zuverlässigen Konstanten in
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Paderborn(WV). Wehrführer Ralf Schmitz sagt für die Stadt Paderborn mit ihren 154  000 Einwohnern einen Leistungsabfall im Rettungsdienst voraus. Dies sei die Konsequenz aus dem neuen Rettungsdienstbedarfsplan, den die Bezirksregierung nach einem Kreistagsbeschluss gegen den Willen der Stadt Paderborn entschieden habe.

Von Karl Pickhardt

Die Enttäuschung der Paderborner Feuerwehr über die Entwicklung im Rettungsdienst im Kreis Paderborn sitzt tief. »Wir werden das hohe Versorgungsniveau nicht halten können beziehungsweise nicht halten dürfen,« sagte Schmitz in der Jahreshauptversammlung der Paderborner Gesamt-Feuerwehr vor mehreren hundert Feuerwehrkräften am Wochenende in der Beketalhalle in Neuenbeken. Der Paderborner Feuerwehrchef sieht die Stadt Paderborn, in der die drei Rettungswachen Süd, Nord und Schloß Neuhaus im Vorjahr mit fast 14   000 Notfallrettungseinsätzen das Gros aller Fälle im Kreis Paderborn schulterten, im Nachteil zu Gunsten des übrigen Kreisgebietes. Nach der Entscheidung der Bezirksregierung müssten vor allem in der Paderborner Kernstadt Menschen künftig in vielen Fällen länger als bisher auf einen Rettungswagen warten, weil Brandschutzpersonal in Springerfunktion diese Aufgabe nicht mehr übernehmen dürften. Der Wehrführer rechnete an Hand der 2014er Einsatzzahlen vor, dass bei 930 Einsätzen nicht der schnellstmögliche Rettungswagen, sondern ein weiter entfernter diese Einsätze übernehmen müsse. Die Auswirkungen seien besonders für die Paderborner Kernstadt gravierend. Wehrführer Schmitz nennt die politische Entscheidung zum Rettungsdienstbedarfsplan eine »mutige Entscheidung der Verantwortlichen, denn nicht nur Einsätze im Paderborner Stadtgebiet seien davon betroffen. Die Änderung habe auch Auswirkungen auf Altenbeken, Bad Lippspringe, Borchen, Lichtenau, Salzkotten, Schlangen und sogar auf Nachbarkreise.

Die Paderborner Feuerwehr hatte unter anderem für die Wache Nord einen zweiten Rettungswagen gefordert, der rund um die Uhr besetzt sei. Dieser zweite Wagen sei jetzt aber nur tagsüber besetzt. Der Wehrführer kündigte eine »Notlösung« an: Demnächst sollen Hilfeleistungslöschfahrzeuge der Wachen Nord und Süd im Rettungsdienst ausrücken, die bis zum Eintreffen eines weiter entfernteren Rettungswagen die notfallmedizinische Versorgung der Patienten überbrücken.

Die Paderborner Feuerwehr (982 Mitglieder) hat im Vorjahr 132 Menschen bei Bränden und Unfällen das Leben gerettet. Bei 18 Menschen sei aber jede Hilfe zu spät gekommen, sagte Wehrführer Ralf Schmitz. Er berichtete von 1586 Brand- und Unfalleinsätzen sowie technischen Hilfeleistungen. 2013 waren es 62 weniger. Hinzu kamen im Vorjahr 29   339 (2013: 29   211) Einsätze im Rettungsdienst und für Krankentransporte. Einen neuen Rekord hat die Feuerwehr Paderborn übrigens bei der Beseitigung von Ölspuren aufgestellt: Insgesamt wurden 21 Tonnen Ölbindemittel eingesetzt – eine Tonne mehr als ein Jahr zuvor.

Angesichts der steigenden Belastung hat sich Wehrführer Ralf Schmitz in der Jahreshauptversammlung für eine Dienszeitverlängerung der Feuerwehr ausgesprochen, die nicht bei 63 Jahren enden sollte. Dies sei ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, um dem demographischen Wandel entgegenzutreten.Jahreshauptversammlung Feuerwehr Paderborn. Zuverlässige Konstante in der Stadt.
Angehörige der Feuerwehr ausgezeichnet.

Westfälisches Volksblatt

Neue Westfälische

Paderborn (my). Für Bürgermeister Michael Dreier zählt die Paderborner Feuerwehr zu den zuverlässigen Konstanten in der Stadt. Bei der Mitgliederversammlung in der Schützenhalle Neuenbeken versprach er, möglichst gute Rahmenbedingungen durch eine gute technische Ausstattung und die räumlichen Voraussetzungen in den Gerätehäusern zu schaffen. Anerkennung zollte er auch dergezielten Jugendarbeit mit 120 Nachwuchskräften in der Jugend- und 24 Mitgliedern in der neuen Kinderfeuerwehr. Vizelandrat Hans-Bernd Janzen bezeichnete die Kopplung von Haupt- und Ehrenamt in der Paderborner Feuerwehr als gelungen. Kreisbrandmeister Elmar Keuter erinnerte an die überörtlichen Hilfeleistungseinsätze im Ruhrgebiet und im Münsterland im vergangenen Jahr und sagte, solche Großschadenslagen seien ohne ein ehrenamtliches Feuerwehrsystem nicht zu bewältigen.

FDP-Landtagsabgeordneter Marc Lürbke monierte den mangelnden Respekt und Wertschätzung gegenüber den Einsatzkräften und beklagte ein Vollzugsdefizit bei Übergriffen auf Einsatzkräfte. Wörtlich fügte er hinzu: „Wer sich mit Rettungskräften angelegt, legt sich mit dem Gesetz an“. Für langjährige Mitgliedschaft wurden sechs Feuerwehrleute ausgezeichnet. Die Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehren NRW für 50-jährige Mitgliedschaft erhielten Hubert Osterholz (Ehrenabteilung Stadtmitte), Georg Rode (Wewer) und Ernst Montag (Stadtmitte). Ehrennadeln für 60-jährige Mitgliedschaft gingen an Heinrich Lindhauer (Elsen) und Wilfried Terfort (Stadtmitte), und die Ehrennadel für 70-jährige Mitgliedschaft wurde an Heinz Berhorst (Stadtmitte) verliehen


Foto: Jeder rote Punkt steht für einen Einsatz, der eigentlich von weiter entfernt stationierten Rettungswagen wahrgenommen werden müsste. Ralf Schmitz, Leiter der Paderborner Feuerwehr, hat diese Einsätze für 2014 kartiert. Besonders betroffen: Der Bereich um die Wache Nord.