2. Oktober. Kreis Paderborn.

Alarm für die Ohren, der Leben retten kann: Wenn bei Katastrophen oder Unglücksfällen viele Menschen bedroht sind, sollen wieder Sirenen die Bevölkerung warnen.{gallery}news/2015/151002krpb{/gallery}


Kreis Paderborn (krpb). Sie sind laut und effektiv, und funktionieren zu jeder Tages- und Nachtzeit. Im Kreis Paderborn ist ein bundesweit einzigartiges Projekt zur digitalen Ansteuerung von Sirenen gestartet. Die Sirene auf dem Dach der Rettungswache in Altenbeken-Buke kann als erste im Kreisgebiet über das digitale TETRA-Netz angesteuert werden. Die Testphase läuft. Ziel ist es, alle vorhandenen Sirenen im Kreisgebiet umzurüsten.

Ob Brände mit giftigen Rauchwolken, Chemieunfälle mit Gefahrstoffaustritten oder Hochwasser: „Wird die Bevölkerung rechtzeitig gewarnt, können Leben gerettet und Schäden gemindert werden“, erläutert Landrat Manfred Müller. Gemeinsam mit Altenbekens Bürgermeister Hans Jürgen Wessels gab er den Startschuss für dieses bundesweite Vorzeigeprojekt, das aus Sicht der Verantwortlichen bald Schule machen dürfte.
Neu ist die Idee nicht, über Sirenen zu warnen. Während der Zeit des „Kalten Krieges“ unterhielt die Bundesrepublik ein flächendeckendes Netz von Luftschutzsirenen, die bei drohender Gefahr die Menschen alarmierten. Die Mehrzahl der Zivilschutzsysteme wurde jedoch nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ außer Betrieb genommen oder nicht mehr gewartet. Im Kreis Paderborn ist das Warnsystem ab dem Jahr 1992 größtenteils von den Städten und Gemeinden übernommen worden. Bis heute werden die Sirenen dort weiterhin lokal für Zwecke des Brandschutzes, beispielsweise zur Alarmierung der Feuerwehren, eingesetzt. Für diesen Zweck sind bereits jetzt mehr als 130 Sirenen einsatzbereit. Sie können jederzeit durch die Leitstelle der Feuerwehr angesteuert werden. Weitere, neue Standorte sind Planung.
Im Katastrophenfall kann bislang keine Warnung der Bevölkerung durch Sirenen erfolgen. „Das Problem ist die derzeitige analoge, im Kreisgebiet nicht einheitliche Sirenenansteuerung“, erklärt Mark Nigriny, Administrator für Digitalfunk im Kreis Paderborn. Kommt es beispielsweise zu einem Großbrand mit giftigen Rauchwolken, müssten vorhandene Sirenen, soweit technisch ausgerüstet, per Hand ausgelöst werden. „Dies kostet im Notfall wertvolle Zeit und ist nur schwer umsetzbar“, so Nigriny weiter.

Zur Förderung des Ausbaus der Warnsysteme hat das Land Nordrhein Westfalen den Kommunen im Kreis mehr als 250.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Für eine Verbesserung der flächendeckenden Warnung wurde der Arbeitskreis „Warnung der Bevölkerung“ gegründet. Fachleute von Verwaltung und Feuerwehr arbeiten hier seit mehr als einem Jahr intensiv zusammen. In Absprache mit der Gemeinde Altenbeken wurde der Sirenenstandort im Ortsteil Buke mit einer hochmodernen Ansteuerung über das digitale TETRA-Netz versehen. Dies ermöglicht erstmalig eine Sirenenauslösung über das universelle und abhörsichere Sprach- und Datenfunksystem für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS).
Über eine Kurznachricht, vergleichbar mit einer handelsüblichen Handy-SMS, wird dem Steuergerät der Sirene binnen Millisekunden der Impuls für die Auslösung geschickt. „Damit schafft der Kreis Paderborn die Voraussetzung, dass sowohl Land als auch Bund die Möglichkeit der Sirenenauslösung im Katastrophenfall haben“, erklärt Herbert Temborius, Leiter des Kreisordnungsamtes. Bislang war eine funkgesteuerte Auslösung nur über die Kreisleitstelle in Büren-Ahden möglich.
Darüber hinaus ist das neuartige System von der bisherigen Alarmierung der Einsatzkräfte abgekoppelt. „Im Notfall ein Netz mit doppeltem Boden, dass besonders für die Anforderung von Feuerwehr und Hilfsorganisationen wichtig ist“, freut sich Kreisbrandmeister Elmar Keuter.

In einem weiteren Schritt wurden für alle zehn Kommunen professionelle Beschallungspläne erstellt. Diese ermöglichen es, alte Sirenenstandorte zu überprüfen und zukünftige Neubeschaffungen an die veränderten Gegebenheiten anzupassen. „Angedacht ist, wieder so viele Sirenen zu positionieren, dass der Warnton in wirklich jedem Winkel des Kreises zu hören ist“, erläutert Christian Fehling vom Paderborner Kreisordnungsamt.
Welche Gefahr besteht, erfahren die Bürger dann per Internet, Handy-App oder über den Rundfunk und über Lautsprecherdurchsagen.

Aber auch die Sirenentöne müssen wieder erlernt werden. Hier die Warnsignale im Überblick:
Warnsignale:
Warnung bei Gefahren
1 Minute Heulton (an- und abschwellend)
Damit verbunden ist die Aufforderung den lokalen Radiosender einzuschalten und auf andere Informationen zu achten.
Mögliche Verhaltenshinweise können z. B. sein:

• Ruhe bewahren
• Radio sofort einschalten
• Medieninformationen beachten
• Feste Gebäude/Wohnung aufsuchen
• Türen und Fenster schließen
• Nachbarn informieren
• Notruf 112 oder 110 nur im Notfall wählen! (Telefonnetzüberlastung zu verhindern)

Entwarnung nach Ende der Gefahren
1 Minute Dauerton
Möglicher Verhaltenshinweis könnte z. B. sein, die Nachbarn zu informieren.

Alarmierung der Feuerwehr
1 Minute Dauerton, 2x unterbrochen

Bericht:
Kreis Paderborn