30. Juni. Paderborn.

Die Gefahr ist gebannt. Reibungslose Evakuierung: 250-Kilo-Bombe konnte zügig entschärft werden.{gallery}news/2019/190701pb1{/gallery}

 

Paderborn: Die 250-Kilo-Bombe, die am Sonntagmittag im Dr.-Everken-Weg erfolgreich entschärft worden ist, war gefährlicher als zunächst vermutet. »Als ich nach der Entschärfung den schlechten Zustand des Zünders gesehen habe, habe ich mich wirklich erschrocken«, sagte Karl-Heinz Clemens vom Kampfmittelräumdienst.
Einen Zünder in einem derart schlechten Zustand habe er in seinen 13 Berufsjahren noch nicht gesehen. An dem nicht sichtbaren Teil, der in der Bombe steckte, hatten sich so genannte Picrat-Ablagerungen gebildet. »Die sind stark stoß- und reibungsempfindlich. Wenn der Bagger bei Ausschachtungsarbeiten auf die Bombe gestoßen wäre, wäre das vielleicht nicht so gut ausgegangen«, machte Clemens deutlich, dass die Gefahr, die von Blindgängern ausgeht, im Laufe der Zeit steigt.{gallery}news/2019/190701pb2{/gallery}

 

Dankbar war der Fachmann ebenso wie Bürgermeister Michael Dreier, der sich noch vor Ort bei Clemens und seinem Team bedankte, dafür, dass die erforderliche Evakuierung reibungslos geklappt hat und alle hervorragend mitgewirkt hätten. »Pünktlich um 12.06 Uhr konnten wir mit der Entschärfung beginnen«, freute sich Clemens über den zügigen Ablauf. Um 12.40 Uhr war der Aufschlagzünder, der mit einem Ausdrehimpulsgerät entfernt werden musste, dann raus – und Karl-Heinz Clemens musste wegen des bedenklichen Zustands erst einmal richtig tief durchatmen.

Dass die Evakuierungszeit durch das gute Mitwirken aller Beteiligten so kurz wie möglich gehalten werden konnte, freute auch die Bewohner der Altenzen­tren St. Veronika und St. Antonius, die jeweils innerhalb des Hauses auf die der Bombe abgewandten Seite ziehen und entsprechend zusammenrücken mussten. »Die Grenze des Evakuierungsgebietes geht quer durch unser Haus. Großküche, Cafeteria und Kapelle liegen auf der Seite, die wir räumen mussten«, berichtete Josef Opitz, Leiter in St. Veronika und selbst als Anwohner von der Evakuierung betroffen.

26 der 75 Bewohner mussten ihre Zimmer räumen. Marianne und Herbert Seidensticker waren dieses Mal nicht betroffen. »Aber vor einem Jahr mussten wir ja alle raus. Da haben wir es jetzt schon gemütlicher«, sagte der 85-Jährige. Für die Frauen- und Kinderklinik wurde es doch noch etwas spannender als zunächst gedacht. »Die Patientenzahl, die wir letztendlich zu verlegen hatten, war fast doppelt so hoch wie noch am Mittwoch erwartet«, sagte Dr. Lutz Mahlke, Ärztlicher Direktor der Sankt-Vincenz-Krankenhaus GmbH. »Trotzdem hat alles reibungslos geklappt.« Pünktlich um 11.45 Uhr sei der letzte Krankenwagen an der Klinik abgefahren. Damit die Patienten auch schnell zurückkehren konnten, blieb die Husener Straße noch bis zum frühen Nachmittag gesperrt.{gallery}news/2019/190701pb3{/gallery}

 

Versorgt wurden die Patienten zwischenzeitlich im St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten und im St.-Vincenz-Krankenhaus Paderborn. »Die Mitarbeiter sind heute wirklich über sich hinausgewachsen«, ist Marion Schwerthelm, Kommissarische Pflegedirektorin, stolz auf ihre Teams. »Die Stimmung war sehr gut. Alles lief sehr ruhig und routiniert ab.« Das jüngste Baby, das zusammen mit seiner Mutter verlegt werden musste, war gerade erst drei Stunden alt. Insgesamt mussten nach Angaben des Krankenhauses 22 Frauen und 29 Kinder verlegt werden, die alle wohlbehalten zurückgekehrt sind.
Auch die pensionierte Rektorin Brunhilde Hester (74), die bei ihrer Freundin eingeladen war, konnte nachmittags wieder in ihr Haus, das direkt neben dem Grundstück liegt, auf dem die Bombe gefunden wurde. »Hier habe ich früher Stangenbohnen gepflanzt«, erinnerte sie sich. Als am 19. Juni dann der Kampfmittelräumdienst anrückte, sei sie erst ein bisschen nervös geworden. »Aber als ich gehört habe, dass der Herr Clemens die Bombe entschärft, konnte ich gut schlafen.

Quelle: Westfälisches Volksblatt