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24. Juni. Paderborn.

Polizei und Feuerwehr sollen gemeinsame Wache erhalten. Stadt und Kreis prüfen Millionen-Projekt an Borchener Straße.{gallery}news/2020/200624pb{/gallery}

 
 
Paderborn (WV). Für mehrere Millionen Euro soll in Paderborn möglicherweise eine neue gemeinsame ­Wache von Kreis­polizei, Kreisfeuerwehr, Rettungsdienst und Paderborner Feuerwehr entstehen. Einstimmig hat der Paderborner Kreistag die Pläne dafür am Montagabend auf den Weg gebracht.
Als Fläche für den Neubau kommt demnach das Gelände eines ehemaligen Umspannwerks an der Borchener Straße in Betracht, das noch in Besitz der Eon-Tochter Avacon ist. Nach Angaben der Stadt Paderborn soll Avacon die Bereitschaft erklärt haben, das Grundstück zu verkaufen. Eine Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen. Unter anderem müsste dort zunächst eine Altlastenuntersuchung durchgeführt werden, heißt es dazu. Die Frage ist zudem, ob das Grundstück für alle drei Behörden überhaupt groß genug wäre. Landrat Manfred Müller (CDU) sagt dazu, dass ergebnisoffen geprüft werde. Für ihn habe der Umzug der Polizei aber Vorrang.
 
Bis Ende des Jahres sollen nun die genauen Kosten und mögliche Synergieeffekte der Zusammen­legung von Kreis- und Paderborner Feuerwehr sowie Polizei ermittelt und im Kreistag vorgestellt werden. Darüber entscheiden müssten dann aber nach der Kommunalwahl am 13. September sowohl der neue Paderborner Rat als auch der neu besetzte Kreistag.
Hintergrund des Vorhabens ist unter anderem die Platznot bei Polizei und Feuerwehr. Die Kreispolizeibehörde ist schon seit einigen Jahren auf der Suche nach Erweiterungsmöglichkeiten. Das Gebäude an der Riemekestraße ist zu klein geworden und renovierungsbedürftig. Zudem gibt es noch das alte Polizeigebäude an der Ferdinandstraße. Ein Zusammenschluss der beiden Wachen in einer neuen und größeren Einheit sei aus Sicht aller Beteiligten wünschenswert, sagt der Landrat.
 
Auch die Wache Süd der Paderborner Feuerwehr an der Breslauer Straße stößt räumlich an ihre Grenzen. Und die Kreisfeuerwehr­zentrale am Flughafen in Büren-Ahden soll ohnehin für bis zu sechs Millionen erweitert werden, um den Anforderungen im Zuge der verstärkten Zusammenarbeit mit den Nachbarkreisen, dem ­Pilotprojekt zur einheitlichen Notfallnummer 116117 und der geplanten Einführung eines landesweiten Tele-Notarztsystems gerecht zu werden.
Am Flughafen sind derzeit außer der Feuerwehr-Leitstelle auch Ausbildungseinrichtungen wie die Atemschutzübungsstrecke, Werkstätten, ein Schlauchturm, Fahrzeugpark, Reserve-Rettungswagen und weitere Geräte untergebracht. Würde die Feuerwehr dort ausziehen, müsste für die Gebäude eine neue Nutzung gefunden werden.
Vorstellbar wäre aus Feuerwehrsicht ein neues Übungsgelände, für das an der Borchener Straße vermutlich kein Platz mehr wäre.

Allein die Kosten für den Umzug der Kreisfeuerwehrzentrale beziffert der Kreis auf bis zu 30 Millionen Euro. Für die Verlegung der Polizei und der Paderborner Feuerwehr dürften ähnliche Summen aufgerufen werden. Stadt und Kreis rechnen frühestens mit einem Baubeginn in zwei Jahren. Corona habe die Planungen in der Verwaltung zuletzt Stocken lassen, sagt Müller: „Wir sind da aber weiter dran.“ Es gelte auch zu prüfen, ob eine Konzentration von Rettungskräften im Krisenfall nach den jüngsten Erfahrungen mit der Corona-Pandemie überhaupt sinnvoll sei. Ebenso müsse sich das Land Nordrhein-West­falen noch zum Bau der Polizeiwache äußern, weil diese Baumaßnahme im Zuständigkeitsbereich des Landes liegt und das Land das Ganze auch bezahlen müsste.
Langfristig solle daran festgehalten werden, die Kreisleitstelle Paderborn mit den Leitstellen der Kreise Höxter und Lippe zusammenzulegen, da ohnehin schon in den Bereichen Bevölkerungsschutz, Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz sehr gut zusammengearbeitet werde, sagt Müller. Der Landrat verweist in diesem Zusammenhang auch auf das Pilotprojekt zu der einheitlichen Notfallnummer 116117. „In der kreisübergreifenden Zusammenarbeit liegt auf jeden Fall die Zukunft“, sagt Müller. Es gehe darum, in Krisenzeiten mehr Handlungsfähigkeit herzustellen.
 

Quelle: Westfälisches Volksblatt