20. Januar. Altenbeken.

Brandschutzexperten raten Gemeinde Altenbeken zum Neubau aller drei Feuerwehrgerätehäuser. Das könnte teuer werden.

 

Altenbeken: Die Gemeinde Altenbeken hat im vergangenen Jahr ihren Brandschutzbedarfsplan fortschreiben lassen. Die Ergebnisse hat jetzt das Beratungsbüro im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt. Das letzte Mal ist der Plan 2008 fortgeschrieben worden. Die Überarbeitung nach nunmehr 13 Jahren – obwohl eigentlich alle fünf Jahre eine Fortschreibung erfolgen muss – brachte für die Fraktionen mehr als eine Hiobsbotschaft zutage.
 
„Es sind einige Dinge aufgefallen, die dringend angepackt werden müssen“, sagte Frank Schmitz zu Beginn. Er ist Senior-Berater bei Lülf Sicherheitsberatung aus Viersen und stellte die Ergebnisse des überarbeiteten Brandschutzbedarfsplans vor. Und die haben es in sich: In den kommenden fünf Jahren muss die Gemeinde alle drei Feuerwehrgerätehäuser in den Ortsteilen Buke, Schwaney und Altenbeken neu bauen – und zwar an neuem Standort, da der Platz an den bisherigen Standorten nicht ausreicht.
„Die bauliche Funktionalität ist der größte Knackpunkt“, sagte Frank Schmitz. Bei der Bewertung der drei Gerätehäuser sei nach einer Ampel vorgegangen worden: grün steht für in Ordnung, rot für das Gegenteil. „Bei Ihnen sind zwei Häuser tiefrot und eins gelb“, fasste es Schmitz schonungslos zusammen.
 
An allen drei Standorten besteht demnach baulicher Handlungsbedarf in erheblichem Umfang. Das betrifft auch die Anschaffung neuer Fahrzeuge, die nicht in die aktuellen Gebäude untergebracht werden können. Ein zeitnaher Beginn für die Standorte Buke und Schwaney hält die Projektgruppe für extrem wichtig. Hier lägen erhebliche funktionale Mängel vor, die umfassend nur durch einen Neubau behoben werden können. Am Standort Altenbeken gebe es diverse funktionale Mängel, die ebenfalls nur per Neubau behoben werden können. Auch hier ist Handlungsbedarf gegeben, allerdings nicht so dringend wie an den anderen beiden Standorten.

Frank Schmitz ging ins Detail: „Die Umkleiden befinden sich in den Fahrzeughallen. Es ist viel zu wenig Platz vorhanden und es geht dadurch viel Zeit verloren, weil sich die Einsatzkräfte gegenseitig umrennen. Außerdem müssen sie sich in der Halle umziehen, auch bei diesen Temperaturen“, betonte er. In Schwaney gebe es eine große Unfallgefahr, die dadurch hervorgerufen werde.

 
Auch die in den kommenden Jahren anstehende Fahrzeugbeschaffungen stellen ein Problem dar. Denn in die momentanen Feuerwehrgerätehäuser passen die üblichen Fahrzeuge nicht hinein. „Das heißt, Sie müssten teure Sonderanfertigungen machen lassen, da der Platz von den Abmessungen her so eng ist, dass die normalen Fahrzeuge nicht untergebracht werden können“, erläuterte Frank Schmitz. In den kommenden fünf Jahren stehen demnach alleine sechs Ersatzbeschaffungen für Fahrzeuge an.
 
Am Altenbekener Standort müssen die Einsatzkräfte zudem über den Außenbereich einer Gastronomie laufen, um zum Eingang des Gerätehauses zu kommen. „Wir haben das selbst getestet, und dies birgt eine große Unfallgefahr“, erläuterte Schmitz.
 
Die Hoffnung, dass ein einziger Neubau in der Mitte aller drei Ortsteile ausreiche, zerstreute der Experte direkt: Dann wäre die Einsatzzeit, die von der Alarmierung bis zum Einsatzort zehn Minuten nicht überschreiten sollte, nicht mehr gewährleistet. Auch von einem eigenen Gebäude in der Mitte für alle Spezialfahrzeuge riet der Experte ab: „Dann wäre das Gleichgewicht der Löschzüge nicht mehr gegeben und ein Teil der freiwilligen Einsatzkräfte wäre besonders stark belastet.“
 
Welche Kosten auf die Gemeinde zukommen, kann Bürgermeister Matthias Möllers noch überhaupt nicht sagen. Der Haupt- und Finanzausschuss hat den Brandschutzbedarfsplan dem Rat zur Verabschiedung empfohlen. „Das müssen wir erstmal verdauen. In zwei Ratsperioden ist sich nicht intensiv mit dem Brandschutzbedarfsplan beschäftigt worden. Das wird jetzt eine Mammutaufgabe für eine kleine Gemeinde wie unsere“, sagte Möllers in der Sitzung. Der Ausschuss verabschiedete deshalb den Vorschlag noch nicht, sondern sprach nur eine Empfehlung für den Rat aus. Der tagt voraussichtlich am 18. Februar. In dieser Sitzung soll unter anderem der Haushalt für 2021 beschlossen werden.
 
Westfälisches Volksblatt