2. Januar. Verband der Feuerwehren im Kreis Paderborn.

Tätliche Angriffe, Böllerwürfe auf zwei Einsatzkräfte der Feuerwehr Büren in der Neujahrsnacht haben auch im Kreis Paderborn die Diskussion über ein komplettes Böllerverbot zum Jahreswechsel befeuert. Bereits seit längerer Zeit sehen sich die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst in ihrer täglichen Arbeit Beleidigungen, Beschimpfungen und sogar tätlichen Angriffen ausgesetzt – eine Entwicklung, unter der bislang nur Einsatzkräfte der Polizei zu leiden hatten.  

 
Kreis Paderborn. Die Böllerwürfe von Büren waren in der Silvesternacht keine Ausnahmefälle. Allein in Berlin gab es 38 dokumentierte Angriffe auf Einsatzkräfte, bei denen 15 Feuerwehrleute verletzt wurden. Auch in Steinhagen im Nachbarkreis Gütersloh wurden drei Feuerwehrleute im Einsatz mit Böllern beworfen. 
 
Kreisbrandmeister Elmar Keuter, Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren (VdF) im Kreis Paderborn, der mehr als 3.000 aktive Feuerwehrleute vertritt, hat eine klare Einstellung zur Gewalt gegen Feuerwehrleute: „Wenn Einsatzkräfte durch gezielte Böllerwürfe zu Schaden kommen, müssen die Werfer mit aller Härte zur Rechenschaft gezogen werden“. Außerdem fordert er ein Votum der Politik, ob solche Pyrotechnik in Zukunft noch frei verkauft werden soll.  Keinerlei Verständnis hat Keuter zu Diebstählen aus Fahrzeugen oder deren Blockade: „Der Auftrag der Feuerwehr ist die Rettung von Menschenleben. Wer das nicht versteht, hat unsere Grundordnung nicht verstanden“.  
 
Ferner ist Keuter skeptisch, ob die Umweltbelastung durch die zusätzliche Feinstaubeinträge noch zumutbar sei. „Eigentlich müssten wir der Umwelt zuliebe das Feuerwerk in der Silvesternacht sein lassen. 
 
Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) fordert ein rigoroses Durchgreifen bei Angriffen auf Einsatzkräfte. "Der Staat muss dafür Sorge tragen, dass Feuerwehren, aber auch Rettungsdienste und Polizei als Vertreter des Staates nicht ohne harte Strafen angegriffen werden", erklärte DFV-Präsident Karl-Heinz Banse. Härtere Strafen seien nicht notwendig, wohl aber eine konsequente Anwendung vorhandener Bestimmungen.  Das Strafgesetzbuch sieht bereits heute langjährige Freiheits- und hohe Geldstrafen vor.
 
Banse beklagte auch die zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften. "Der Respekt gegenüber denjenigen, die anderen helfen, der sollte wieder größer werden." Das sei nicht zuletzt wichtig für die Gewinnung neuer ehrenamtlicher Kräfte. 
 
Lars Wieg, Vorsitzender der Deutschen-Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) in Berlin und Brandenburg, sprach von einem „Mob, der die Einsatzkräfte mit Waffen bedrohte“. Feuerwehrleute hätten nur noch unter Polizeischutz arbeiten können. Wörtlich fügte er hinzu: „Was das zusätzlich, neben den körperlichen Schäden und Beeinträchtigungen, mit der Psyche unserer Kolleginnen und Kollegen macht, wird nachhaltig Narben hinterlassen“. Für ihn gehört das Thema Silvesterfeuerwerk grundsätzlich auf den Prüfstand, allein schon aus Brandschutzgründen.
 
In der Diskussion ist die präventive Ausstattung von Feuerwehrfahrzeugen mit so genannten Dashcams, um Vorfälle zu dokumentieren und Tatverdächtige zu identifizieren. Auch der Einsatz von Bodycams für einen Teil der Einsatzkräfte wird in Feuerwehrkreisen diskutiert.
 
Ralph Meyer VdF Paderborn