24. Dezember. Kreis Paderborn.

24. Dezember. Kreis Paderborn.

Hochwasser im Kreis Paderborn: Feuerwehren im Dauereinsatz – Schloß Neuhaus im Fokus. Dauerregen im Kreis Paderborn auch am Samstag und Sonntag (23./24. Dezember): Die Böden sind bis oben hin gesättigt. Die Pegel stiegen und die Feuerwehren füllten tausende Sandsäcke. Die Alme in Schloß Neuhaus steht besonders im Fokus.


Kreis Paderborn „Bis zum derzeitigen Zeitpunkt stabilisieren sich die Pegelstände auf einem immer noch ernstzunehmenden Stand, so dass noch nicht abschließend vollständig Entwarnung gegeben werden kann“, teilte die Feuerwehr der Stadt Paderborn mit Stand 7 Uhr am Sonntag (24. Dezember) mit. Die Kreisfeuerwehrzentrale in Büren-Ahden meldete seit Samstagabend etwa 30 bis 40 Einsätze im Paderborner Kreisgebiet, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung. Das meiste sind vollgelaufene Keller und umgestürzte Bäume. Die Feuerwehr sei in fast allen Kreiskommunen im Einsatz.

Die Feuerwehr Paderborn appelliert weiterhin: „Meiden Sie vom Hochwasser betroffene Gebiete und betreten Sie keine Uferbereiche. Gehen Sie nicht in Ihren Keller, wenn Wasser eingedrungen ist – es besteht die Gefahr eines Stromschlages!“ Und weiter: „Überflutete oder teilüberflutete Straßen dürfen nicht befahren werden. Fahren Sie Ihr Auto rechtzeitig aus den gefährdeten Bereichen. Beachten Sie die Absperrungen und folgen Sie Anweisungen der Einsatzkräfte. Helfen Sie anderen, aber bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr. Bringen Sie Kinder vor Eintritt der Gefahr aus dem Überschwemmungsgebiet in Sicherheit.“

Aktuelle Straßensperrungen
Die Polizei Paderborn spricht am Sonntagvormittag auf Nachfrage von einer „ruhigen Lage“, die aktuell nicht dramatisch sei. Lediglich vier kleinere Straßensperrungen liegen demnach vor: Gesperrt sind die Straße „Auf der Schweiz“ in Nordborchen, die Heimatstraße in Bad Lippspringe und die Straße „Tiefer Weg“ in Paderborn-Dahl. In Schloss Neuhaus ist zudem weiterhin die Residenzstraße gesperrt, weil die Feuerwehr dort den Platz zur Bereitstellung von Sandsäcken nutzt.

Pegelstellen: Warnwerte überschritten
Die Pegel überschritten laut Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) am Samstag an einigen Messstellen im Kreis Paderborn Warnschwellen. Die Messdaten des Landesamts sind hier einzusehen (mobile Version). Die Werte von Sonntagmorgen (24. Dezember), die stagnieren oder sinken: In Paderborn-Schloß Neuhaus ist bei der Alme die Schwelle des sogenannten Informationswertes 2 (Orange, 2,35 Meter) am Samstag überschritten worden (2,22 am späten Nachmittag). Der Wasserstand beträgt am Sonntagmorgen (Stand 10 Uhr) 2,375 Meter. Der rote Wert 3 liegt dort bei 2,5 Metern.

In Weine lag der Alme-Pegel am Samstagabend bei 1,87 Metern (21.45 Uhr) und am Sonntag zunächst bei 1,61 Meter (7.45 Uhr) und später bei 1,53 Meter (10 Uhr). Der orange Wert 2 wäre dort bei 2,10 Metern erreicht.

Bei Bentfeld hat der Pegel der Lippe am Samstagabend die orange Warnschwelle 2 (3,25 Meter) ebenfalls überschritten: Um 21.30 Uhr lag er bei 3,27 Metern, bis Sonntag (10 Uhr) stieg er auf 3,39 Meter. Der rote Wert liegt bei 3,70 Metern.
Der Pegel der Altenau bei Nordborchen lag am Samstag um 21.45 Uhr mit rund 1,65 Metern etwas unter dem gelben Wert 1 (1,75 Metern) und fiel bis Sonntagmorgen auf 1,48 Meter (9.45 Uhr). Die dritte und höchste Hochwasser-Warnschwelle (rot) weist auf die Gefahr hin, dass bebaute Gebiete in einem größeren Umfang überflutet werden könnten. Die Behörden vor Ort entscheiden dann, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Zu den Vorsichtsmaßnahmen gehört das Sperren von Straßen oder das Verlegen von Sandsäcken.

Der Einsatzschwerpunkt der Feuerwehr Paderborn ist Schloß Neuhaus. Dort wurde am Samstag die Residenzstraße gesperrt. „Im Bereich zwischen Schlossstraße und Münsterstraße droht die Alme über die Ufer zu treten“, teilte die Feuerwehr am Samstagabend mit: „Die Anwohner werden von uns vor Ort persönlich informiert.“ Die Feuerwehr Paderborn war am Abend mit insgesamt 120 Kräften im Einsatz gewesen. Bürgermeister Michael Dreier machte sich vor Ort ein Bild der Lage.

Für den Bereich Schloß Neuhaus wurde zur Koordination der Einsatzkräfte eine mobile Einsatzleitung errichtet. Dort stimmen sich Feuerwehr, THW und Polizei eng ab.

Die Feuerwehr Paderborn und das Technische Hilfswerks Paderborn (THW) füllten etwa 8000 Sandsäcke und 35 sogenannte Bigpacks im Stadtteil Sande, um diese im Bereich der Alme in Schloß Neuhaus zu verbauen. Bis tief in die Nacht wurden auf einer Länge von rund 250 Meter ein Sandsackwall zum Schutz der Altstadtbebauung in Schloß Neuhaus aufgebaut. Spontane Helfer unterstützenden dabei die Einsatzkräfte vor Ort beim unmittelbaren Einsatz oder versorgten diese mit warmen Getränken.

Straßensperrungen in Delbrück, Büren und Salzkotten
Besonders schwer vom Hochwasser betroffen ist das Delbrücker Land. Die Stadt Delbrück wies bereits am Freitagnachmittag darauf hin, „dass aufgrund des andauernden Regens bereits erste Straßenzüge um Anreppen, Bentfeld und Boke gesperrt wurden“. Ebenfalls davon betroffen sind demnach Radwege, die sich in unmittelbarer Nähe von Flüssen und Teichen befinden. Die Stadt Delbrück bittet zudem darum, die abgesperrten Bereiche zu umfahren und, wenn möglich, sich nicht in die überschwemmten Gebiete zu begeben.

Die Feuerwehr der Stadt Büren befindet sich am Samstag seit 8.30 Uhr im Hochwassereinsatz. „Mehrere 1000 Sandsäcke sind bereits verbaut“, teilte sie gegen 18 Uhr mit: „Weitere werden aktuell gefüllt und zu verschiedenen Einsatzstellen im Stadtgebiet gebracht.“ Zudem gibt es mittlerweile mehrere gesperrte Straßen im Stadtgebiet, da diese überflutet sind. „Bitte diese meiden, um sich nicht unnötig in Gefahr zu bringen“, mahnt die Feuerwehr.

Wie die Straßen-NRW-Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift am Sonntagmittag mitteilte, hat sie die L549 Holsener Straße/Winkhausener Straße in Salzkotten-Holsen wegen des Hochwassers voll gesperrt.

Altenbeken: Feuerwehr pumpt Keller leer
Am späten Samstagnachmittag teilte die Gemeinde Altenbeken mit: „Der ergiebige Dauerregen lässt die Pegel unserer Gewässer ansteigen. Aktuell werden noch keine gefährlichen Überschwemmungen registriert. Verwaltung und Feuerwehr beobachten die Lage. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei weiterem Dauerregen in den nächsten Stunden oder Tagen Überschwemmungen auftreten. Bitte seid achtsam und schützt eure Gebäude. Wenn ihr seht, dass Abflüsse oder Durchlässe verstopft sind und sich daraus eine Gefahr ergibt, bitte sofort die Feuerwehr rufen.“
Auch in Bad Lippspringe befüllte die Feuerwehr Bad Lippspringe am Samstagnachmittag mit Mitarbeitern vom Bauhof Sandsäcke. Etwa 500 Säcke standen nun für den Einsatz bereit. „Wir hoffen natürlich alle, dass wir sind einsetzen müssen, sind aber damit vorbereitet“, teilte die Feuerwehr bei Facebook mit. Weitere Säcke und Sand stünden noch zur Verfügung. „Die markanten Stellen an den Wasserläufen der Stadt werden regelmäßig erkundet.“
Die Feuerwehr Borchen war seit Samstagmittag bereits vier der fünf Löschzügen im Einsatz und teilte später mit: „Unter anderem drohten ein Keller vollzulaufen und Straßen überflutet zu werden. In Alfen mussten Schafe von einer überfluteten Wiese gerettet werden.“ Wie die Feuerwehr am Sonntagmorgen mitteilt, ist das Kanalnetz insbesondere in den tiefliegenden Bereichen der Gemeinde stark belastet. Daher könne es zu Störungen kommen.

Bericht: Westfälisches Volksblatt