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11. Mai. Paderborn.

Mit zahlreichen Gästen, Freunden und Weggefährten erinnerte die Feuerwehr Paderborn am Sonntag mit einem Festakt an ihre Geschichte und die Gründung im Jahr 1875. Ludger Schmidt nahm die Gäste in seiner Festansprache auf eine geschichtliche Reise durch die Jahrzehnte und skizzierte dabei markante Punkte in der Entwicklung der Feuerwehr.


Paderborn. Auch wenn sich Technik und Struktur in anderthalb Jahrhunderten stark verändert hätten, seien heute wie früher die Menschen der entscheidende Faktor – Menschen, die sich Tag und Nacht bereithalten, um zu helfen. Menschen, die aus Überzeugung, Solidarität und Gemeinsinn den Dienst am Nächsten übernehmen und Menschen, die bereit seien, im Zweifel ihr Leben zu riskieren, um andere zu retten. Wörtlich sagte Schmidt: „Ohne diese Menschen gäbe es keine Feuerwehr“.

Bereits 1604, lange vor der Gründung einer organisierten Feuerwehr, wurden in der Stadt sogenannte Feuerherren bestellt, die Häuser und Löschgeräte kontrollierten, denn damals war Brandbekämpfung eine Pflichtsache für alle Bürger. 1693 folgte die erste Brandordnung, die vor allem die riskante Flachstrocknung bei offenem Feuer verbot. Rund 70 Jahre später, im Jahr 1769, führte die Stadt die erste obligatorische Brandversicherung in Westfalen ein. 1823 folgte dann eine neue Verordnung, die alle Bürger zum Löschdienst verpflichtete.

Doch auch diese Pflichtfeuerwehr erwies sich beim verheerenden Ükernbrand, der ein ganzes Stadtviertel vernichtete, im September 1875 als machtlos. Noch im selben Jahr schlug die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Paderborn. 1946, während des mühsamen Wiederaufbaus nach Krieg und Zerstörung, kamen Krankentransport und Rettungsdienst hinzu – ein bedeutender Schritt, so Schmidt, der die Feuerwehr bis heute präge.

Im Mai 2000 startete die Feuerwehr Paderborn die Berufsausbildung für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst. Ein Jahr später wurde auch die Rettungsdienstschule staatlich anerkannt. 2003 folgte die Sondereinsatzgruppe Höhenrettung, später dann auch die Sondereinheit Wasserrettung mit eigenen Feuerwehrtauchern. 2004 erlebte die Feuerwehr eine strukturelle Aufwertung, denn sie wurde als eigenes Stadtamt etabliert.
Die Nachwuchsgewinnung, so Schmidt, ist ein wichtiges Element der Freiwilligen Feuerwehr. Die erste Jugendfeuerwehrgruppe wurde bereits 1962 in Schloß Neuhaus gegründet, heute gibt es bereits sieben Gruppe, zwei weitere sollen noch in diesem Jahr gegründet werden. 2013 erhielt die Nachwuchsarbeit mit der Gründung der ersten Kinderfeuerwehr im Land einen weiteren Impuls.

Für die Zukunft rechnet der Feuerwehrchef mit Auswirkungen der Klimakrise, die der Stadt Extremwetterlagen bescheren werden. Außerdem werde die Digitalisierung Einsatzabläufe verändern. Dagegenhalten will die Feuerwehr mit einer professionellen Ausbildung, einer guten und spezialisierten Technik, neuen Konzepten und Taktiken sowie mit einer stetigen Anpassung der Organisation. Gleichwohl sollen Menschen stets im Mittelpunkt stehen.

Bürgermeister Michael Dreier sagte, in den vergangenen 150 Jahren hätte die Feuerwehr „gelebte Einsatzbereitschaft, Soldarität und höchste Verantwortung“ gezeigt. Das Ansehen in der Bürgerschaft seit hoch, „weil Euer Feuer brennt“. Landrat Christoph Rüther erinnerte daran, dass die Wehr aus der Not heraus entstanden sei. Philipp Mantel, der die Grüße des Innenministers überbrachte, betonte, dass jeder Einsatz der Feuerwehr in großer Not auch das Vertrauen in Rechtsstaat und Demokratie stärke.

Alexandre Grosse, designierter Feuerwehrchef in der Paderborner Partnerstadt Le Mans, überreichte mit seinem Team einen französischen Einsatzhelm, und die Hilfsorganisationen überbrachten gemeinsam eine Eiche, die beim nächsten Jubiläum Schatten spenden soll.

Bericht: VdF Ralph Meyer