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3. November. Kreis Paderborn.

Übernimmt Investor den Leitstellen-Neubau? Kreis und Stadt beschließen die Fortsetzung der Planung trotz anhaltenden Grundstückspokers.


Kreis Paderborn. Ein scheidendes Kreistagsmitglied ist sehr froh und hat einen Tipp. In großer Eintracht hat der Paderborner Kreistag in der letzten Sitzung der Legislaturperiode den seit mehr als einem Jahrzehnt ersehnten Neubau einer Kreisfeuerwehrzentrale samt Rettungsdienstleitstelle auf den Weg gebracht. Ebenso einstimmig wurde das gemeinschaftliche Vorhaben mit der Stadt Paderborn nahezu zeitgleich am Donnerstagabend im Stadtrat des Oberzentrums durchgewunken. Im Kreistag krönte ein lang gedientes Mitglied damit seine ehrenamtliche Polit-Karriere.

Schon im Mai dieses Jahres hatten Beschlüsse auf Kreis- und Stadtebene festgelegt, dass die Zentrale auf einem Gelände an der Barkhauser Straße in Paderborn errichtet werden soll. Die neuen Abstimmungen waren jedoch nötig geworden, weil die Stadt Paderborn noch nicht im Besitz des nötigen Geländes ist. Zwei Grundstücksbesitzer klagen gegen die ihnen unterbreiteten Angebote für ihre Flächen. Eine mündliche Verhandlung soll Mitte November stattfinden.

Im zwischen Kreis und Stadt abgestimmten Verfahren ist vorgesehen, dass die Stadt die ihr fehlenden Flächen erwirbt, damit das Projekt Baureife erlangen kann. Der Kreis will der Stadt dann die von ihm benötigten Flächen abkaufen. Errichtet werden soll für geschätzte 35 Millionen Euro zunächst die Kreisfeuerwehrzentrale samt Leitstelle und Verwaltung durch den Kreis sowie in Phase zwei dann später ein gemeinsames Aus- und Fortbildungszentrum für Stadt und Kreis.
Die neuen Beschlüsse können nun verhindern, dass aufgrund der Klage Fristen auslaufen und das Verfahren zusätzlich verzögert würde. Daher hatten CDU, Grüne, SPD und FDP in Kreistag und Stadtrat gemeinsame Anträge formuliert, die am Standort Barkhauser Straße festhalten. Sowohl im Paderborner Rathaus als auch bei den Feuerwehr-Entscheidern herrscht Zuversicht, dass das Projekt trotz des juristischen Zwists demnächst Fahrt aufnehmen kann.

Einen Rückblick auf die vergangenen Monate der Planung nahm in seiner letzten Kreistagssitzung der Delbrücker Meinolf Päsch (CDU) vor – und gab künftigen Entscheidern einen Ratschlag mit auf den Weg. Päsch nannte die aktuellen Abstimmungen einen „wesentlichen Meilenstein“ zur Realisierung des Projekts. Nachdem im August 2023 noch über den Ausbau der jetzigen Kreisleitstelle in Ahden und kurz darauf über einen Bau am Entsorgungszentrum „Alte Schanze“ gesprochen wurde, rückte schon im Oktober 2023 die Barkhauser Straße auf Platz eins der Prioritätenliste.

Päsch dankte als führendes Mitglied der „Arbeitsgruppe Rettungsdienstleiststelle“ fraktionsübergreifend den Politik-Kollegen, aber auch den hauptamtlichen Feuerwehrkameraden um Kreisbrandmeister Stephan Reckhaus und Paderborns Feuerwehrchef Ludger Schmidt: „Die Arbeit für diese Lösung war eine Sternstunde in der ehrenamtlichen Kommunalpolitik“, bilanziert er.
Päschs Tipp für die kommenden Fragen der Umsetzung: „Es sollte darüber nachgedacht werden, ob nicht ein Investor den Bau umsetzt und ihn vermietet. Das hat sich in Delbrück und Lichtenau als Modell für die neuen Rettungswachen bewährt und wird es auch bei der Delbrücker Polizeiwache.“ Anstelle einer Vergabe durch die öffentliche Hand sei in solchen Fällen, meint Päsch, mit „der halben Bauzeit“ zu rechnen. Und: „Es kämen wahrscheinlich auch deutlich mehr regionale Betriebe beim Bau zum Zuge, wenn ein lokaler Investor sein Netzwerk einsetzt.“

Kreisbrandmeister Stephan Reckhaus könnte einem solchen Vorgehen durchaus etwas abgewinnen, sagt er im NW-Gespräch. In NRW sei zum Beispiel von 2014 bis 2016 die Hauptfeuer- und Rettungswache in Krefeld durch einen privaten Investor errichtet worden.

Text und Foto: Jens Reddeker, NW.