5. Januar. Bad Wünnenberg.

Wahrzeichen droht einzustürzen.
Das Bad Wünnenberger Wahrzeichen, der Spankenhof, ist nach einem Großbrand möglicherweise nicht mehr zu retten.
{gallery}news/2013/130105b1{/gallery}



Bad Wünnenberg (WV). Am frühen Freitagmorgen ist ein Feuer im Dachstuhl des Spankenhofes ausgebrochen. Etwa 70 Feuerwehrleute bekämpften unter der Einsatzleitung des Wünnenberger Stadtbrandmeisters Martin Liebing den Brand, um das Wahrzeichen der Stadt zu retten.
Sah es zunächst so aus, als ließe sich das Haus erhalten, dramatisierte sich die Lage im Laufe des Nachmittags. »Wir haben alles Machbare versucht, werden das Haus aber wohl nicht halten können«, sagte Einsatzleiter und Stadtbrandmeister Martin Liebing. Immer wieder flammten in dem alten hölzernen Fachwerk Brandnester auf, Zwischendecken stürzten ein. Ein Löschangriff unter Atemschutz von Innen war nicht möglich. Feuerwehrsprecher Christoph Hesse: »Das wäre für die Feuerwehrleute zu gefährlich.« Von Außen wurde darum mit massivem Wassereinsatz am späten Nachmittag versucht, die Flammen endlich in den Griff zu bekommen.

Dazu versuchten die Helfer, den Wasserstrahl von der Drehleiter aus direkt durch das offene Dach auf die Flammen zu lenken. Zugleich sicherten die Technischen Hilfswerke aus Büren und Paderborn das einsturzgefährdete Gebäude und die Umgebung.
Rätsel gibt die Brandursache auf. Wie Polizeisprecher Michael Biermann bestätigt hat, wurde am Gebäude ein Fenster eingeschlagen. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Untersuchungen vor Ort können aber erst in der kommenden Woche aufgenommen werden. Erst dann wird sich auch herausstellen, ob der Spankenhof erhalten werden kann oder abgerissen werden muss. Das werde, so Bürgermeister Winfried Menne, auch davon abhängen, wie sehr das Löschwasser die Statik in Mitleidenschaft gezogen habe und inwieweit die Lehmwände und Decken beschädigt seien.
{gallery}news/2013/130105b2{/gallery}
Foto: Bad Wünnenbergs Feuerwehrchef Thomas Bürger (links) zeigt Bürgermeister Winfried Menne, wie mit der Wärmebildkamera Brandnester ausfindig gemacht werden.

»Es wäre ein Millionenschaden - und ein großer ideeller Verlust«, kommentierte der Bürgermeister den möglichen Abriss des Spankenhofs. »Eigentlich wollten wir mit der Innenrenovierung beginnen, und jetzt das.«
Der Spankenhof aus dem 18. Jahrhundert wird derzeit aufwändig renoviert. Mehr als eine halbe Millionen Euro investiert die Stadt. Zeitweise hatte bereits ein Abriss zur Debatte gestanden, weil immer neue Schäden entdeckt worden waren und die Kosten explodierten. Doch sowohl Stadtrat als auch Bürger hatten sich schließlich für den Erhalt entschieden. Erst im Oktober waren die Arbeiten an der Fassade, am Dachstuhl und am Giebel abgeschlossen worden. Während der Weihnachtspause ruhten die Arbeiten.
Das Feuer war am frühen Morgen offenbar im östlichen Teil des Dachstuhls ausgebrochen, über dem großen Saal mit der wertvollen Stuckdecke, in dem hin und wieder auch der Bad Wünnenberger Stadtrat tagt. Hier befindet sich auch die Heizungsanlage.

Der Notruf ging am Freitag um kurz nach 6 Uhr ein. Alle Löschzüge aus dem Stadtgebiet Bad Wünnenberg rückten an. Als die Hilfskräfte eintrafen, schlugen die Flammen aus dem Dachstuhl. Heftiger Funkenflug behinderte die Löscharbeiten. Kopfschüttelnd stand Bürgermeister Menne vor dem historischen Gebäude. Zum Einsatz kam neben der neuen Bad Wünnenberger Drehleiter später auch die Drehleiter aus Büren. Rund 70 Feuerwehrleute waren in mehreren Schichten im Einsatz.
Bürgermeister und Bauamtsleiter Andreas Pickhard machten sich am Morgen vor Ort ein Bild. Menne geht davon aus, dass es sich um einen Versicherungsfall handelt. »Der Spankenhof sollte Mitte des Jahres wieder geöffnet werden«, bezweifelt Menne jetzt aber, dass dies gelingen kann. Froh ist er vor allem, dass Menschen bei dem Einsatz nicht zu Schaden kamen.

Bericht: Westfälisches Volksblatt
von Johannes Büttner und Marion Neesen

Der Bad Wünnenberger Spankenhof
{gallery}news/2013/130105b3{/gallery}
Die Stadt Bad Wünnenberg wurde zu Beginn des 4. Jahrhunderts gegründet. Doch erst etwa 400 Jahre später wurde das erste Haus in der Unterstadt gebaut. Im 18. Jahrhundert ließ der ehemalige Rentmeister Jobst Friedrich den Spankenhof im Stil des klassischen Barocks errichten. Das imposante Gebäude sollte Ausdruck seines Wohlstandes und seiner hohen Stellung sein. Der Stucksaal, das Treppenhaus und der Kamin erinnern an den Baustil der Loire-Schlösser. Im Gefolge des Preußen kam ein Ignatius Spancken mit seiner Familie nach Wünnenberg und kaufte den Spankenhof. Weil während dieser Zeit die preußische Regierung das Katasteramt und das Grundbuch schuf, wurden die Namen der Eigentümer eingetragen.
Das Gebäude, in dem viele Vereine eine Heimstatt gefunden haben, wird derzeit für rund 560 000 Euro saniert. Ursprünglich sollte die Sanierung viel günstiger sein. Doch vor fast genau einem Jahr wurden morsche Balken im Haus entdeckt. Eine lange Debatte über die Zukunft des Wahrzeichens folgte.


Neue Westfälische

Bad Wünnenberger Wahrzeichen einsturzgefährdet.Sechsstelliger Schaden.

Kreis Paderborn/Bad Wünnenberg. Ein Großbrand hat am frühen Freitagmorgen große Teile des Dachstuhls des historischen Spanckenhofs in Bad Wünnenberg zerstört. Rund 70 Feuerwehrleute aller Löschzüge und -gruppen der Stadt waren ab 6.07 Uhr im Einsatz, um das Wahrzeichen der Stadt zu retten.; Seit anderthalb Jahren wurde das Fachwerkgebäude für mehr als eine halbe Million Euro aufwändig saniert, nachdem eine erste Sanierung in den Jahren 1990/91 nicht sachgemäß ausgeführt worden war und die Standsicherheit bedroht schien.
In den vergangenen Monaten war zunächst die Außenhaut und die besonders mitgenommene Westfassade saniert worden. Auch die Heizungsanlage, die nach dem Gasausfall Anfang 2012 eingefroren war, wurde erneuert. "Im Augenblick war Winterpause, und jetzt sollte es an die Arbeiten im Inneren gehen", berichtete Bürgermeister Winfried Menne, der sofort zu Brandstelle eilte. Er hatte eigentlich gehofft, den Spanckenhof im zweiten Halbjahr 2013 wieder im früheren Umfang nutzen zu können. "Jetzt muss man sehen, welche Schäden Wasser und Feuer angerichtet haben und ob der Spanckenhof überhaupt noch reparaturfähig ist."

Kurz nach 6 Uhr wurden die Flammen auf dem Dach des Fachwerkhauses entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Als die ersten Kräfte an der Brandstelle eintrafen, war bereits ein starker Funkenflug zu beobachten. Wegen der noch anstehenden Innenarbeiten und der empfindlichen Stuckdecken schied ein Innenangriff für Einsatzleiter Martin Liebing von vornherein aus. "Die Innendecken im ersten und zweiten Stock brennen von Ost nach West immer wieder, sind teilweise eingestürzt", sagte Liebing, der das Ausmaß der Schäden bis zum Abend kaum abschätzen konnte.
Da das Gebäude einsturzgefährdet ist, konnten die Einsatzkräfte nicht ins Innere des Gebäudes vordringen. Es wurde schon während der Löscharbeiten durch rund 25 Einsatzkräfte des Technischen Hilfwerks aus Paderborn und Büren mit Holzpfählen und -bohlen abgestützt.
{gallery}news/2013/130105nw{/gallery}
Stück für Stück abtragen: Die Einsatzkräfte vergrößerten mit Hilfe eines Käfigs an einem Kran die Dachhaut, um Glutnester zu bekämpfen.

Für die Stabilisierungsmaßnahmen ist auch das Wochenende über noch kein Ende absehbar. Unterstützt wurde die Bad Wünnenberger Feuerwehr, die den ersten "heißen" Einsatz ihrer neuen Drehleiter erlebte, durch die Drehleiter aus Büren. Im Laufe der Löscharbeiten deckten die Feuerwehrleute Teile der Dachhaut ab und kontrollierten den Dachstuhl mit der Wärmebildkamera nach versteckten Brandnestern, die bis in die Abendstunden immer wieder aufflackerten.

Da Innenwände und Decken aus Lehm, Holz und Stuck bestehen, setzte die Feuerwehr zunächst Wasser nur sehr zurückhaltend ein. Doch die Lage verschlimmerte sich bis zum Abend. Zeitweise wurde Schaum zum Löschen eingesetzt. Wasser entnahm die Wehr zum Teil aus dem Aabach. Der Sachschaden am teilrenovierten Spanckenhof ist bislang nicht abzuschätzen, eine sechsstellige Summe ist wahrscheinlich, heißt es bei der Polizei. "Man steht ohnmächtig davor", sagte Bürgermeister Winfried Menne, der die Einsatzkräfte moralisch unterstützte.

Die Polizei hat noch am Vormittag die Ermittlungen zur Brandursache übernommen und einen Brandsachverständigen angefordert. Die Untersuchungen des Brandorts können voraussichtlich erst in der kommenden Woche begonnen werden. Während der Löscharbeiten wurde im rückwärtigen Teil des Gebäudes eine eingeschlagenen Scheibe entdeckt. "Wir ermitteln in alle Richtungen, und das schließt auch Brandstiftung mit ein", erklärte Michael Biermann, Sprecher der Paderborner Polizei.

Bericht: NW von Ralph Meyer und Annika Falk