16. Juli. Kreis Paderborn, Altkreis Büren.

Heute vor 50. Jahren. Die Hochwasserkatastrophe 1965 im Kreis Paderborn und Altkreis Büren. Am Nachmittag des 16. Juli wurde für die Kreise Paderborn und Büren Katastrophenalarm und kurz danach durch die Landesregierung der Notstand ausgerufen. Feuerwehr, Polizei, DRK, Malteser-Hilfsdienst, Technisches Hilfswerk und deutsche, britische, belgische und niederländische Soldaten waren tagelang im Einsatz. Wer es erlebt hat wird es nicht vergessen. {gallery}news/2015/150716s1{/gallery}


Westfälisches Volksblatt: 16. Juli. die Landesregierung hatte die beiden Kreise Büren und Paderborn zum Notstandsgebiet erklärt. Weil das Trinkwasser ungenießbar geworden war, wurde wochenlang mit Kübelwagen Trinkwasser an die Bevölkerung verteilt.
Am 16. Juli hieß es auch in der Sälzerstadt Salzkotten  »Land unter«. Vor genau 50 Jahren brach das letzte große Hochwasser über Salzkotten herein. Gewitter mit fürchterlichen Regengüssen, die der vollgesogene Boden nicht mehr aufnehmen konnte, führten zu Überflutungen nie gekannten Ausmaßes in der Innenstadt und im»Neuen Viertel«. 250 bis 300 Liter Wasser pro Quadratmeter sollen damals auf die Stadt niedergeregnet sein. Bei Tage war es so dunkel,dass die Menschen im Hause Licht einschalten mussten.

Alle Bäche der Stadt, allen voran der Rothebach, Wellebach und der Flomengraben, wälzten gewaltige Wassermassen und viel Schmutz in die Innenstadt, und selbst kleinste Rinnsale schwollen zu reißenden Flüssen an. Der Wellebach brachte die Wassermassen von Westen, die Heder und besonders der Rothebach von Süden. Der Rothebach staute sich an der B1-Brücke, so dass das Wasser in die Altstadt lief; ebenso die Heder ab Bürgerturm. Die Altstadt glich einem großen See. An der tiefsten Stelle, in Höhe der Post, wurden 1,50 Meter gemessen. Sandsäcke vor den Kellerfenstern waren keine Hilfe, Keller und teilweise untere Wohnbereiche standen unter Wasser. Als dann ein Bus unbedingt durch die Stadt fahren wollte und eine gewaltige Welle vor sich herschob, platzte einem Anwohner der Kragen. Er zertrümmerte die Frontscheibe des Busses, erinnern sich Zeitzeugen. Glück hatten die Anwohner am Rothebach. Dort war die Straße fast zwei Meter tief unterspült, auf einer Länge von zehn Metern stand nur noch die Fahrbahndecke. Viele Anwohner bewegten sich haarscharf an diesem Loch entlang, ohne die Gefahr zu erkennen. Viele weitere Geschichten ranken sich um dieses Hochwasser. So hatten sich in einem Weinkeller alle Etiketten von den Flaschen gelöst. Womit man sich später zuprostete, ließ sich nur erahnen.

Erst nach 21 Uhr sank das Wasser langsam, und nach Mitternacht war die überflutete B 1/Lange Straße wieder frei für den Straßenverkehr. Feuerwehr und Polizei waren ständig im Einsatz. Durch die großen Wassermassen waren das gesamte Telefonnetz und die Stromversorgung einige Tage außer Betrieb. In den Innenstadtkneipen wurde es somit bei Kerzenlicht ganz heimelig an der Theke.
Die Landesregierung hatte die beiden Kreise Büren und Paderborn zum Notstandsgebiet erklärt. Weil das Trinkwasser ungenießbar geworden war, wurde wochenlang mit Kübelwagen Trinkwasser an die Bevölkerung verteilt. Während die Menschen ihre Keller, Läden und Wohnungen wieder säuberten folgenden Dienstag, 20. Juli, wieder ein langanhaltendes Gewitter und kräftigen Sturzregen. Abermals stiegen alle Flüsse und Bäche an, und nach 16 Uhr begann die zweite Hochwasserkatastrophe. Diesmal lag jedoch der Wasserstand etwa 30 Zentimeter unter dem Freitagshochwasser. Die Lange Straße konnte gegen Mitternacht wieder freigegeben werden. Die Telefone blieben aber noch einige Tage still, und die Pesag schaltete den Strom erst wieder ein, nachdem in einer Straße alle Keller wieder frei von Wasser waren.

Als ein ganzes Dorf unterging. Westfälisches Volksblatt Bericht aus 2010
Damals, am »schwarzen Freitag«, kommen sieben Menschen im Altenautal ums Leben.  
Das Zentrum von Schwaney steht am 16. Juli 1965 unter Wasser. Menschen versuchen, sich und ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen.
Es ist der 16. Juli 1965 um 12.40 Uhr am Mittag, als schwarze Wolken den Himmel über dem Paderborner Land verdunkeln. Es ist kein harmloses Sommergewitter, was sich da über den Köpfen der Menschen zusammenbraut, es ist der Beginn eines unfassbaren Naturschauspiels. Binnen zwei Stunden fällt so viel Regen wie sonst in einem Juli und einem halben August zusammen. Der Inhalt einer Badewanne fällt auf  jeden einzelnen Quadratmeter, so dass kleine Bäche rasant anschwellen und zu reißenden Flüssen werden.

Die Wassermassen suchen sich ihren Weg, überfluten Teile Paderborns, stehen einen Meter hoch zum Beispiel am Gierstor. Bauern kämpfen verzweifelt in Wewer und Schloß Neuhaus, um ihr Vieh von den überfluteten Weiden zu retten. {gallery}news/2015/150716s2{/gallery} Doch noch ahnt wohl niemand das Drama, das sich wenig später in Etteln abspielen soll. »Wie eine  Wanne«, so haben es später die Chronisten vielfach beschrieben, läuft das kleine  Dorf mit Wasser voll. Und das geschieht so schnell, dass sich Menschen in Bäume und auf Dächer retten, um nicht von der brodelnden Altenau mitgerissen zu werden. Bis zu 17 Stunden müssen sie dort ausharren. Etwa 200 Menschen sind in den Fluten eingeschlossen.
Für Therese Thiele und ihre vier Enkelkinder Reinhard, Walburga, Roswitha und Meinolf kommt jede Hilfe zu spät. Sie ertrinken. Auch in Schloß Neuhaus kommen zwei Menschen ums Leben. Dass das als »Heinrichsflut« in die Geschichte eingegangene Hochwasser am Ende nicht mehr als sieben Opfer im Altenautal fordert, ist den tausenden Helfern von Polizei, Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz, Malteser-Hilfsdienst, Technischem Hilfswerk sowie deutschen, britischen, belgischen und niederländischen Soldaten zu verdanken.

Auch viele Nachbarn werden an diesem Tag zu Helden, indem sie ihr eigenes Leben riskieren, um das eines anderen zu retten.
Es dauerte Tage, bis die Pegel der Flüsse wieder sinken und die immensen Schäden offenbaren. Allein in Etteln standen 98 Häuser unter Wasser. 150 Menschen verlieren in dem kleinen Dorf ihr Heim, Hab und Gut. 24 Brücken im Paderborner Land sind zerstört oder stark beschädigt, Straßen unpassierbar, Häuser unbewohnbar. Mehr als 200 Millionen Mark - so erste Schätzungen - hat die Heinrichsflut an Schäden angerichtet. In Erinnerung an diese Naturkatastrophe wurde auf dem Ettelner Friedhof vor 50 Jahren eine Mutter-Gottes-Statue aufgestellt.