28. Mai. Delbrück Boke.

Bilanz eines einsatzreichen Jahres zogen die Mitglieder des Verbandes der Feuerwehen (VdF) bei der Kreisverbandsversammlung im Bürgerhaus Boke, an der rund 300 Delegierte und Gäste teilnahmen. 

 
Delbrück-Boke. VdF-Geschäftsführer Hubert Halsband zeigte sich erfreut über steigende Mitgliederzahlen bei den Feuerwehren. Die Zahl der aktiven Einsatzkräfte im Kreis Paderborn lag Ende 2021 bei 2.930 Personen. Ein Jahr zuvor lag deren Zahl nur noch bei 2.756. Auch die Jugendfeuerwehren melden Zuwächse. Bei ihnen stieg die Zahl der Mitglieder auf 535 (Ende 2021: 497). Im vergangenen Jahr mussten die Feuerwehrleute kreisweit zu 500 Brandeinsätzen und 2.200 Hilfeleistungen ausrücken. Die Bilanz wird allerdings durch 500 Fehlalarme getrübt. 
Delbrücks Bürgermeister Werner Peitz dankte den Feuerwehrleuten für ihren „immerwährenden Dienst mit Hingabe und Herzblut“. Wörtlich sagte er: „Sie machen die Welt täglich ein Stück besser“. CDU-Landtagsabgeordneter Bernhard Hoppe-Biermeyer unterstrich, die Arbeit der Feuerwehren sei nicht selbstverständlich, obwohl Feuerwehrleute bei den meisten Anlässen als erste an Ort und Stelle seien. Stefen Gräfe vom Kreisfeuerwehrverband Teltow-Fläming aus Brandenburg lud eine Jugendfeuerwehrgruppe aus dem Kreis Paderborn zur Teilnahme an einem einwöchigen Jugendzeltlager im brandenburgischen Trebbin ein.
 
Delbrücks Wehrführer Johannes Grothoff berichtete über die Hilfsprojekte, die er gemeinsam mit Stadt und Kreis für Menschen in Not in der Ukraine organisiert. In mehreren Konvois flossen bereits Hilfsgüter im Wert von rund 100.000 Euro ins Kriegsgebiet. In der kommenden Woche steuern Grothoff und sein Team mit Lwiw erstmals eine Stadt in der Ukraine an. Im „Gepäck“ haben sie dann medizinische Geräte im Wert von 40.000 Euro für ein Krankenhaus in der Stadt. Außerdem überführen sie ein komplett ausgestattetes Hilfeleistungslöschfahrzeug und einen Rüstwagen sowie 60 Sätze Schutzbekleidung für die Feuerwehr in Lwiw. Eine Sammlung unter den Teilnehmern der Verbandsversammlung brachte einen Erlös von 1.500 Euro.
 
Der Verbandstag 2023 wird am Samstag, 22. April, von der Feuerwehr Büren-Weiberg ausgerichtet. Ein Jahr später trifft sich die Feuerwehr in Altenbeken-Buke. Im kommenden Jahr ist wieder ein Neujahrsempfang am 2. Januar geplant. Der Leistungsnachweis wird am 9. September in Thüle stattfinden. Ein Jahr später ist dann Bad Wünnenberg-Fürstenberg an der Reihe.
 
Kreisbrandmeister Elmar Keuter, zugleich Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren im Kreis Paderborn, berichtete, dass der Verband einen Anhänger Kühllogistik beschafft hat. Er ist mit einem Stromerzeuger ausgestattet, so dass auch während der Fahrt gekühlt werden kann. Er ist für Einsätze des Logistik Zuges 35 der Bereitschaft, für den Bedarf der Feuerwehren und für den Einsatz der Verpflegungseinheiten bestimmt. 
 
Beim Verbandstag wurden Christian Neiske (Delbrück-Ostenland) und Frank Schuszter mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze ausgezeichnet. Das Ehrenkreuz in Silber erhielten Alois Wicker (Lichtenau-Atteln), Franz Josef Mertens (Altenbeken), Norbert Temborius (Salzkotten-Scharmede), Bernd Lüke (Borchen) und Bernhard Grothoff-Wessels (Delbrück-Boke).
Außerdem wurden 398 Einsatzkräfte der Feuerwehren und Hilfsorganisationen auf dem Boker Sportplatz, die bei der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 als Fluthelfer im Einsatz waren, die Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Medaille des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Stellvertretend für alle Helfer übergab Landrat Christoph Rüther die Medaille an Sebastian Kaiser von der Feuerwehr Altenbeken.
 
Kreis Paderborn/Delbrück-Boke. Die umliegenden Kommunen hätten der Stadt Paderborn kurzfristig noch rund 500 weitere Einsatzkräfte nach dem Tornado am 20. Mai zur Verfügung stellen können. Das erklärten Kreisbrandmeister Elmar Keuter, zugleich Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren (VdF) im Kreis Paderborn, und Philipp Mantel, Katastrophenschutzdezernent der Bezirksregierung Detmold, bei der VdF-Verbandsversammlung in Delbrück-Boke. 
 
Im Zuge der Sofortmaßnahmen nach Anforderung durch die Paderborner Feuerwehr wurden die Einsatzkräfte durch drei Löschzüge aus Borchen, Delbrück und Salzkotten unterstützt. Da die ebenfalls betroffene Gemeinde Altenbeken mit eigenen Feuerwehrkräften die Lage beherrschte, wurde noch in der Nacht ein Teil der in Paderborn eingesetzten Kräfte durch drei Löschzüge aus dem Bereitschaftsverband Paderborn abgelöst. 
Zufrieden zeigte sich Keuter, dass die interne Krankenhausalarmplanung funktioniert hat. Die Rettungsfahrzeuge steuerten ohne Anmeldung das nächstverfügbare Krankenhaus an. Dort sorgten die Besatzungen von drei Gerätewagen San (Gw San) für eine Priorisierung der Verletzten vor den Klinikeingängen.
 
Vor dem Hintergrund des Unwetters in Paderborn und der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 mahnte Keuter eine bessere Vorbereitung auf extreme Lagen an. Das betreffe nicht nur Feuerwehr und Hilfsorganisationen sowie den Katastrophenschutz, sondern gehe auch das Privatleben an. Zum bereits öffentlich diskutierten Thema Sirenenwarnung sagte Keuter, ein solcher Alarm wäre bei frühzeitiger Information hilfreich gewesen, wenn die Bürgerinnen und Bürger wüssten, was sie dann zu tun hätten. Wörtlich fügte er hinzu: „Soweit sind wir und das Land aber noch nicht“. 
Philipp Mantel betonte, dass die vorbereiteten Landeskonzepte für Großschadenslagen ihren Zweck „stark und multifunktionell“ erfüllt hätten. Allerdings hätte die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr deutlich gemacht, dass es künftig weniger um vorbereitete Szenarien, sondern um die Nutzung von Fähigkeiten gehen werde. „Es wird Aufgabe des Landes sein, die am Schadensort benötigten Fähigkeiten möglichst schnell in Marsch zu setzen. Dazu zählen beispielsweise die über das gesamte Land verteilten Wasserförderzüge bei Hochwasserlagen
 
Bei größeren Schadenslagen könne es zudem sinnvoll sein, anstelle des Austausches kompletter Einheiten nur das Personal zu abzulösen und das Material an Ort und Stelle zu belassen. In Nordrhein-Westfalen stehen insgesamt 24 Bereitschaften zur überörtlichen Hilfe bereit, die bei der Hochwasserkatastrophe auch komplett ausrückten. Allerdings kamen zu Anfang auf Grund logistischer Probleme nicht alle Kräfte sofort zum Einsatz.

Um die Führung solcher Großschadenslagen zu erleichtern, führt das Land in den kommenden Jahren ein universelles Lagemanagementsystem ein, in das alle 53 Leitstellen im Land Lageinformationen einspeisen können, um so auf allen Ebenen einen aktuellen Lageüberblick zu gewährleisten, so Mantel. Dieses System wird europaweit ausgeschrieben und zunächst in einzelnen Bereichen getestet. Ein besonderer Aufwand stellt nach Ansicht Mantels die Anpassung der Leitstellen-Software dar.

 
Dem Katastrophenschutz im Land stellt der Katastrophenschutzdezernent ein gutes Zeugnis aus. „Das System funktioniert nur durch das Ehrenamt“, sagte er und riet, weitere Hilfsorganisationen über Feuerwehren und das Technische Hilfswerk (THW) hinaus einzubeziehen, „denn dort stehen motivierte und geübte Helfer bereit“.